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Die Stiftung DKM zeigt zum 90. Geburtstag Ernst Hermanns (1914 – 2000) die jüngste und zugleich letzte Arbeit des Künstlers. Bereits vor 5 Jahren konzipierte Hermanns den Entwurf für den Ausstel-lungsraum der Stiftung DKM.

Ernst Hermanns gilt als einer der bedeutendsten Plastiker der Nachkriegszeit. Für die Stiftung DKM schafft er 3 stereometrische Körper aus Edelstahl, die er im Innen – und Außenraum der Galerie positioniert. Eine 75 cm hohe Säule und eine raumfüllende Kugel mit einem Durchmesser von 2,50 m im Innenraum und eine den Menschen überragende Säule im Außenraum stehen in Sichtweite zueinander. Erstmals überschreitet Hermanns hiermit Raumgrenzen, um seine plastischen Körper in Beziehung zueinander zu setzen.

Nach einer Phase des figurativen Arbeitens in der Nachkriegszeit, entwickelt Hermanns in Auseinandersetzung mit Arbeiten von Henry Moore und Alberto Giacometti in den 50er Jahren eine eigene Formensprache, die ihn Anfang der 60er Jahre zu seinem eigenen plastischen Thema führt: Von Volumen, Maßstäblichkeit und Rhythmus geprägte mehrförmige Stahlplastiken aus stereo-metrischen Grundformen. Diese Grundformen sind bis in seine jüngsten Arbeiten als Zylinder, Rundstab, Kreisscheibe, Kugel sowie rechtwinklige Flächenbahn zu sehen. Das Verhältnis der einzelnen Körper in ihrer Konstellation zueinander bestimmt die Seherfahrung bei Ernst Hermanns’ Arbeiten.

»Mein Suchen gilt einem neuen Ordnungsgefüge. Da sich bei meinen bisherigen Plastiken die Einzelformen mehr und mehr selbständig machten, ohne dass das Ganzheitsdenken und Gestalten aufgegeben wurde, kam ich an einen Punkt, der zur Mehrförmigkeit führte. Wenn mehrere Einzelformen in Bezug zueinander treten, entsteht eine Raumspannung von Körper zu Körper. Der Raum wird als verbindender Teil der Plastik einbezogen und erhält eine neue Bedeutung. Die plastischen Körper bestimmen und behalten trotzdem ihre Eigenfunktion im mehrförmigen Gefüge, dadurch erhält das Volumen eine zweifache Aufgabe. Form und Raum sind gleichgewichtig. Der Raum wird zum notwendigen Teil der Plastik [...]«

Ernst Hermans, der in diesem Jahr 90 Jahre alt geworden wäre, wird am 8. Dezember 1914 in Münster geboren. Sein Vater ist Maler, und so wächst Hermanns in künstlerischem Klima auf. Er absolviert zunächst ein Studium an der Kunstgewerbeschule in Aachen, danach – unterbrochen durch den Kriegsdienst – ein weiteres an der Kunstakademie Düsseldorf. 1945 geht er nach Münster zurück und beteiligt sich dort an der Künstlergemeinschaft »Schanze«. 1948 ist Ernst Hermanns neben anderen Künstlern, wie Gustav Deppe, Thomas Grochowiak, Emil Schumacher, Hans Werdehausen einer der Mitbegründer des »jungen westen«. 1964 zeichnet ihn der Landschaftsverband Westfalen-Lippe mit dem Konrad-von-Soest-Preis aus; zu diesem Anlass veranstaltet das Westfälische Landes-museum Münster 1964/65 seine erste Einzelausstellung im Museum. Das Museum Leverkusen folgt 1974/75, 1989/90, 1993 und 2000 mit weiteren Präsentationen. Im Alter von 62 Jahren kehrt Hermanns an die Kunstakademie Düsseldorf zurück, wo er in der Abteilung Münster von 1976 bis 1980 eine Professur für Bildhauerei innehat. Anlässlich Hermanns’ 70. Geburtstags zeigt das West-fälische Landesmuseum Münster 1985 die Ausstellung »Ernst Hermanns – Zeichnungen und Skulpturen«; dann, zu seinem 85. Geburtstag 1999, veranstalten auf Initiative der Stiftung DKM das Wilhelm Lehmbruck Museum in Duisburg, das Westfälische Landes-museum für Kunst und Kulturgeschichte Münster und das Städtische Museum Morsbroich in Leverkusen, parallel stattfindende Ausstellungsprojekte. Am 28.11.2000 stirbt Ernst Hermanns in Bad Aibling (Bayern).

Mit seiner letzten raumbezogenen Arbeit ehrt Ernst Hermanns die Stiftung DKM in ganz besonderem Maße. Nun freut sich die Stiftung ihrerseits, dem Künstler Hermanns mit dieser Ausstellung anlässlich seines 90. Geburtstags mit der posthumen, aber noch zu Lebzeiten autorisierten, Realisierung eine entsprechende Hommage zurück-zugeben.

In der Stiftung Ernst-Hermanns-Archiv betraut die Stiftung DKM seit 1999 mit wissenschaftlicher Akribie den künstlerischen Nachlass. Nach seiner Atelierauflösung baute die Stiftung zusammen mit Ernst Hermanns das Bildhauerarchiv auf und stellte danach das Werkverzeichnis Ernst Hermanns’ mit Unterstützung von Dirk Steimann und Heinz Herzer, der vorab 1982 das erste Werk-verzeichnis vorgelegen konnte, zusammen. Anfang 2005 wird es zunächst im Internet veröffentlicht werden.

Die Sammler und Stiftungsgründer Dirk Krämer und Klaus Maas konnten in mehr als 30 Jahren Sammeltätigkeit und freundschaft-licher Verbindung zu Ernst Hermanns und seiner Frau etwa 1/3 des Gesamtwerks einschließlich Nachlass zusammentragen. Koopera-tionen mit dem Leverkusener Museum Morsbroich und der Stiftung Wilhelm Lehmbruck Museum Duisburg sichern durch Dauerleih-gaben der beiden Sammler wichtige Werkgruppen für die Schausammlungen der zwei Häuser.

Neben Ernst Hermanns begeht auch die Stiftung DKM ein Jubiläum: wir feiern 5 Jahre Stiftung DKM im Garten der Erinnerung/Innen-hafen Duisburg. Im Februar 1999 gründen Dirk Krämer und Klaus Maas die Stiftung DKM, die ausschließlich gemeinnützige Zwecke verfolgt. Seit der Eröffnung des Gartens der Erinnerung im Sommer 1999 sind 21 Ausstellungen und 34 Sonderveranstaltungen realisiert worden, die sich überwiegend auf Gegenwartskunst konzentrieren.

Pressetext 12. November 2004

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Ernst Hermanns (1914 - 2000): »Zum 90. Geburtstag«
Raumarbeit (WV 310) 1999/2004
Kuratoren: Dirk Krämer, Klaus Maas