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ANDRÉ ROMÃOs Werke entwickeln sich zumeist ausgehend von seinen Recherchen zu einer bestimmten historischen oder literarischen Begebenheit, deren Bedeutungsebenen er erweitert, indem er die unterschiedlichsten Quellen und Verweise bearbeitet und sie im Kontext seines Werkes neu zusammenfügt. So sind Romãos Arbeiten immer auch Collagen im engen oder übertragenen Sinn. Seine neuste Arbeit "The Vertical Stage" bietet eine neue Lesart historisch verbürgter Geschehnisse an, die sich in Mexico City abspielten - sowohl der als "Nacht von Tlatelolco" bekannt gewordenen Ermordung friedlicher Demonstranten durch das "Bataillon Olímpia" im Oktober 1968, wie auch der kurz darauf dennoch ganz nach Plan durchgeführten Olympischen Sommerspiele. Diese alternative Lesart entwickelt Romão, indem er dokumentarisches Material der Ereignisse mit geschickt gewählten Versatzstücken aus Homers "Ilias" und Antonin Artauds "Theater der Grausamkeit" kombiniert und exemplarisch das Augenmerk weg von der historischen Berichterstattung auf den menschlichen Aspekt und das Individuum im kollektiven Prozess der Geschichte lenkt. So werden die Olympischen Spiele im Sinne einer kollektiven, den Akteuren unbewussten, symbolischen Art von Performance interpretiert: ein historisches "re-enactment", das ein spezifisches Ereignis in der Art eines Bühnenformats ausagiert.