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Eröffnung: 09.10.08–19.00 Uhr

Mit der Ausstellung „walking the dog – lying on the sofa“ präsentiert das MUMOK über 30 Gemälde, Fotografien und Skulpturen des jungen schwedischen Künstlers Andreas Eriksson (geb. 1975 in Björsäter), der 2007 auf der Art Basel den renommierten „Bâloise Kunst-Preis“ erhielt.

Wie bereits bei den vorhergehenden Preisträgern Ryan Gander (2005) und Keren Cytter (2006) übergab die schweizer Bâloise-Gruppe dem Museum Werke des prämierten Künstlers als Geschenk. Die Arbeit von Andreas Eriksson fasziniert aufgrund ihres scheinbar unzeitgemäßen – und gerade deshalb wiederum neuen – Ansatzes. In einem lauten, nach Sensationen gierenden Kunstbetrieb, berühren seine Werke als poetisch-stiller Gegenpol. Ausgangspunkt und Inhalt seiner Arbeit ist das Erleben der Natur, auf die er sensibel reagiert und in die er seine eigenen Vorstellungen projeziert. Nach Jahrzehnten, in denen die Kunst überwiegend von kritisch-analytischen sowie dekonstruktiven Ansätzen geprägt war, ist seine Herangehensweise wieder stärker von Erfahrungsmöglichkeiten bestimmt, die lange im Hintergrund standen und vielfach sogar verpönt waren – wie Einfühlung, Emotion und Introspektion.

Primär Maler, hat Eriksson seit 2001 das Spektrum seiner künstlerischen Medien erweitert. Mittels Fotografie fängt er die Eindrücke seiner täglichen Spaziergänge – walking the dog – ein. Im Medium der Malerei hingegen entwickelt er seine meist sehr stillen und weitgehend abstrakten Bilder. Fotografien und Malereien werden von ihm oftmals zu mehrteiligen Werken kombiniert, wodurch die unterschiedlich entstandenen Bilder miteinander in Dialog treten.

Erikssons Schattenbilder beruhen auf fotografischen Aufnahmen die er abends – lying on the sofa – von den Schatten macht, welche die Lichter der nahe seinem Haus vorbeifahrenden Autos auf die Wohnzimmer- Wand werfen. Die Formen dieser Schatten werden mit Farbe ohne Bindemittel auf die Leinwand übertragen und das gesamte Bild danach monochrom überstrichen. Die ungebundene Farbe löst sich dadurch auf und die Formen der Schatten kommen durch die oberste Malschicht wieder hindurch, wenn auch nur zart und vage – als Erinnerungen an ephemere Erfahrungen.

Erikssons Skulpturen basieren auf Abgüssen von Naturobjekten, mittels derer er poetische Metaphern des Werdens und Vergehens kreiert, die er auch als Sinnbilder seiner Arbeit als Künstler begreift. Die Werke der in Wien gezeigten Serie Content is a Glimpse basieren auf Abgüssen jener Vögel, die der Künstler tot vorfand, nachdem sie gegen die Scheiben seiner Atelierfenster geflogen sind. Deren Schicksal ist für ihn auch eine Metapher für das Dilemma des Malers: Die Vögel starben, weil sie an eine Illusion glaubten. Eriksson ließ ihre Körper so abgießen, dass die bizarren Formen der Gusskanäle erhalten blieben und es aussieht, als würden sie wieder auf Ästen sitzen.

In der Arbeit A Second Time „rekonstruiert“ der Künstler Natur gewissermaßen. Er hat einen Baum in kleine Stücke zerschnitten, daraus wieder zwei neue Bäume konstruiert und diese in Bronze abgegossen. Wie geklont, wurde der Baum somit in zwei kleineren Versionen wieder erschaffen, die zwar nicht identisch sind, aber sehr ähnlich aussehen.

Andreas Eriksson Geb. 1975 in Björsäter, Schweden. Andreas Eriksson studierte von 1993-98 an der Königlichen Kunstakademie Stockholm und lebte zwischen 1997- 2000 in Berlin, wo er unter anderem als Assistent von Tobias Rehberger arbeitete. 2001 erkrankte er an Hypersensitivität gegen elektrische Strahlung und ist seither gezwungen, in einer möglichst strahlenfreien Umgebung am Land zu leben. Er lebt und arbeitet in Medelplana, am Südufer des Vänersee.

Ausstellungspublikation Zur Ausstellung erscheint ein Künstlerbuch mit einem Vorwort von Edelbert Köb, einem Interview von Eva Badura-Triska mit Andreas Eriksson und zahlreichen Abbildungen.