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MECHANICALLY YOURS ist die erste umfassende Werkschau von Anna Franceschini (Jg. 1979) im deutschsprachigen Raum. Die von Stephanie von Gelmini kuratierte Ausstellung bringt filmische Arbeiten der italienischen Künstlerin aus den Jahren 2009 bis 2015 zusammen.

Der Ausstellungsraum wird zur Bühne für bewegte Bilder, die in unterschiedlichen Projektionssituationen präsentiert werden. Filme, kurze und lange Loops, sowie filmische Triptychen sind zyklisch zu einer räumlichen und zeitlichen Struktur verbunden. Das Arrangement folgt einer komplexen Partitur, die auf das atmosphärische Zusammenwirken verschiedener Arbeiten ebenso zielt, wie es das einzelne Werk in den Fokus zu nehmen erlaubt. Dabei verweben sich Bewegung und Statik, Klang und Stille und erzeugen das zugleich Mysteriöse und Banale der Bildwelt Franceschinis.

In den Filmen der Künstlerin spielen Dinge der Alltagswelt, Objekte und Apparaturen, aber auch Räume und Prozesse die Hauptrolle. Ihre Sujets, frei von herkömmlichen narrativen Strukturen, werden aus ihrem Kontext isoliert und im close-up der Kamera fragmentiert in Szene gesetzt. Gegenstände oder Handlungsabläufe rücken so ins Unerklärliche und versperren sich einer klaren Deutung. Das Fragment bietet Anreiz, sich das größere Ganze vorzustellen, das Phänomen in diesem Sinne zu interpretieren.

Es ist ein merkwürdiges Eigenleben der Dinge, das eine Verknüpfung zu der Ikonographie der Tradition neusachlicher Fotografie zulässt. Die Künstlerin selbst sieht ihre Arbeit in der technisch-medialen Tradition des Experimentalfilms der 1950er und 60er Jahre, bei dem filmische Apparatur und die Material- und Objektqualität des Gefilmten einander bedingen und damit – ohne alle Erzählung – Signifikanz herstellen. Franceschini greift auf die in der cineastischen Bildproduktion mittlerweile nicht mehr länger verwendeten Techniken von 16mm-Film sowie Super 8 zurück, wobei im Laufe ihres Arbeitsprozesses das analoge Filmmaterial in die Immaterialität digitaler Bildmedien überführt wird.

Die spektakulären Aufnahmen ihrer eigens für die Ausstellung produzierten Arbeit Kunstschnee wurden in Neuss, in der dortigen Jever Fun Skihalle, realisiert. Das daraus entstandene filmische Triptychon lässt offen, wie ‚real’ die gezeigten Szenen sind. Vermeintliche Naturgewalten und die bedrohliche Monumentalität technischer Apparate, die ins Detail gehende filmische Repräsentation und der auf Simulation basierende Originalschauplatz geraten dabei miteinander in Konflikt und lassen kaum ahnen, dass die Halle doch eigentlich als Freizeitanlage zum Wintersportvergnügen genutzt wird. In ihren szenischen Arrangements gelingen ihr dabei Werke von bestechender poetischer Qualität.

Geboren 1979 in Pavia absolvierte Anna Franceschini ihren Master in Media Studies und erhielt nach beendetem Studium eine Forschungsförderung für Filmgeschichte und -kritik über das italienische Kino an der IULM University in Mailand, wo sie nach mehreren Auslandsaufenthalten derzeit wieder lebt und arbeitet.