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Im Mittelpunkt der Ausstellung steht eines der faszinierendsten Geschöpfe der Tierwelt: die Katze, die zu den weltweit am meisten geliebten und verbreiteten Haustieren gehört. Als kulturgeschichtliches Phänomen und Motiv der bildenden Kunst wird sie in der facettenreichen Schau der Städtischen Galerie Karlsruhe zum ersten Mal umfassend thematisiert. Zu sehen ist eine bestechende Vielfalt an hochkarätigen Exponaten nicht nur aus den Bereichen Malerei, Zeichnung, Druckgrafik und Plastik, sondern auch aus der Fotografie und dem Comic.

Wachsende Popularität genießt die Katze vor allem seit Ende des 18. Jahrhunderts. In der Epoche der Aufklärung wurde sie in Literatur und bildender Kunst zum Sympathieträger einer Gesellschaft, die zunehmend verbürgerlicht das Stadtleben bevorzugte und sich der Natur entfremdete. Im 19. und 20. Jahrhundert gibt es eine Vielzahl an Künstlern, die sich in ihrem Werk mit diesem gleichermaßen anziehenden wie rätselhaften Wesen beschäftigt und einen Stubentiger als Hausgenossen in ihrem Umfeld gehabt hat.

Kein anderes Tier hat eine so enge Beziehung zum Menschen entwickelt ohne sich ihm untertan zu machen wie die domestizierte Katze. Sie verfügt über alle Eigenschaften, um den Wohnraum mit dem Menschen zu teilen und zugleich dessen Bequemlichkeit nicht allzu sehr einzuschränken: Eine Katze kann – im Gegensatz zum Hund – in der Regel auch ohne den Menschen überleben, sie vereint in sich Unabhängigkeit und Stolz mit Anschmiegsamkeit und Rückzug, sie scheint Vernunft- und vor allem erotisches Triebwesen in einem zu sein, also das auslebend, was dem Menschen nur bedingt möglich ist. "Die Katze aber ist eine anarchistische Aristokratin mit gesundem proletarischem élan vital" (Axel Eggebrecht). So reichen die Auffassungen in der Kunst vom Kuschel- und Schoßtier über das dämonische Jagdtier bis hin zu erotischen Anspielungen oder Spiegelbildern des Menschlichen. Die Katze, so könnte man sagen, wird zum Begleitwesen der bürgerlichen Gesellschaft.

Das Anliegen der Ausstellung ist es, aus der Fülle von unterschiedlichstem Material einige wesentliche Aspekte in der bildenden Kunst herauszustellen. So beginnt im 19. Jahrhundert eine ganze Reihe von Künstlern sich auf das Katzenmotiv zu kaprizieren wie beispielsweise der Schweizer Gottfried Mind, die Holländerin Henriette Ronner-Knip oder der Münchner Julius Adam. Sie verdanken ihren Ruhm der Spezialisierung auf reizvolle Katzendarstellungen und erhielten oft einen Namenszusatz wie "Katzen-Adam" oder "Katzen-Raffael". Hier nimmt der Wahlfranzose Théophile-Alexandre Steinlen als Maler und Werbegrafiker um 1900 eine markante Sonderstellung ein. Bis heute genießt sein Werk weltweit größte Popularität.

Die innige Verbindung von Mensch und Katze war speziell bei den Impressionisten und ihren Zeitgenossen wie Pierre Auguste Renoir, Pierre Bonnard, Félix Vallotton oder Max Slevogt und Lovis Corinth ein bevorzugtes Thema. Auch im Werk der Expressionisten wie bei Ernst Ludwig Kirchner, Franz Marc und Max Pechstein spielt die Katze eine herausragende Rolle.

In der Kunst des 20. Jahrhunderts hält die Vorliebe für das samtpfötige wie geheimnisvolle Wesen ungebrochen an, so beispielsweise bei Jankel Adler, bei Max Beckmann oder im Werk Paul Klees, bei Heinrich Campendonk und Hanns Ludwig Katz. Bei diesen und anderen Künstlern, aber auch bei Bildhauern wie Gerhard Marcks ist die Katze von zentraler Bedeutung und spiegelt von Fall zu Fall das Rätselhafte im Wesen der mit ihr dargestellten Person.

Bis heute hat die Katze ihre Faszination sowohl als Gegenstand der bildenden Kunst als auch als Teil der menschlichen Gemeinschaft nicht eingebüßt – im Gegenteil: "Wahrscheinlich" – so schreibt die FAZ vom 10.März 2006 – "ist der Stubentiger sogar so populär wie nie zuvor." In der zeitgenössischen Kunst finden sich eindrucksvolle Arbeiten etwa im Werk von Georg Baselitz, Martin Kippenberger oder Les Levine. Wie lebendig das Katzen-Thema bis zur Gegenwart außerdem im Comic geblieben ist, zeigt die Ausstellung anhand zahlreicher Beispiele, angefangen bei der "Katz und Maus"-Bildfolge von Wilhelm Busch über Robert Crumbs "Fritz the Cat" oder Jim Davis‘ "Garfield" bis hin zu Volker Reiches "Strizz". Und Zeichentrickfilme wie die Klassiker "Felix the Cat" oder "Tom und Jerry" bereiten nicht nur den jungen Museumsbesuchern größtes Vergnügen. Der besonderen Zuneigung der Künstler zum hauseigenen Liebling begegnet man in den humorvoll-hintergründigen Zeichnungen beispielsweise von Tomi Ungerer und Robert Gernhardt, oder in dem breiten Spektrum der Fotografie, die das Katzenporträt ebenso favorisiert wie das Tier in Verbindung mit seinem Besitzer.

Dass die Katze in erster Linie die Gefühlswelt des Menschen anspricht – sei es im Sinne der Liebe, sei es im Sinne der Angst oder Abneigung –, zeigen die Bilder und Zeichnungen aus der Art brut-Sammlung des Museums Charlotte Zander in Bönnigheim, die mit höchst originellen Beispielen in der Ausstellung vertreten ist.

Die Städtische Galerie Karlsruhe erhält als Leihgaben für diese Präsentation Spitzenwerke aus zahlreichen deutschen und internationalen, öffentlichen und privaten Sammlungen. Mit über 400 Exponaten bietet das weit gespannte, einmalige Spektrum der Ausstellung gleichermaßen anregende wie hinreißende Entdeckungen – und dies nicht nur für Katzenliebhaber!

Zur Ausstellung erscheint ein umfangreicher Katalog mit zahlreichen Farbabbildungen.

Pressetext

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Auf leisen Pfoten. Die Katze in der Kunst

mit Julius Adam, Jankel Adler, Georg Baselitz, Max Beckmann, Pierre Bonnard, Wilhelm Busch, Heinrich Campendonk, Lovis Corinth, Robert Crumb, Jim Davis, Pericle Fazzini, Alberto Giacometti, Hilde Hubbuch, Asger Jorn, Hanns Ludwig Katz, Ernst Ludwig Kirchner, Martin Kippenberger, Paul Klee, Oskar Kokoschka, Les Levine, Gerhard Marcks, Franz Marc, Gottfried Mind, Max Pechstein, Pablo Picasso, Volker Reiche, Auguste Renoir, Henriette Ronner-Knip, Max Slevogt, Theophile-Alexandre Steinlen, Félix Vallotton, Patricia Waller ...