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Eröffnung am: 17.03.2017, 19:00

Axel Brandt hatte ich bereits 2005 für den Ironischen Realismus reklamiert. Der Subtext seiner Bilder ist manchmal ganz deutlich zu lesen, manchmal aber auch nur für den Exegeten zu entschlüsseln. Das prägnanteste Beispiel für offensichtliche Lesbarkeit ist die "Schreibmaschine" – die in Wirklichkeit gar keine ist. Was aber ist sie dann? Ein Witz über Marshall McLuhan, dessen berühmtester Satz lautet "Das Medium ist die Botschaft"? Dauerwerbung für die Neue Rechtschreibung, oder eine autobiographische Information aus dem Hause Brandt (mein Bruder muß Kriminalromane schreiben, meine Mutter strickt Socken – ich darf malen )?

Wahrscheinlich ist es alles zusammen und das bei einer Schreibmaschine, deren spinnenhaftes Inneres gerade nicht auf ein funktionierendes Objekt verweist, sondern eher noch auf "The Naked Lunch" von William S. Burroughs.

Axel Brandt schreibt ausgesprochen gerne in seine Bilder hinein. Selten sind es ganze Sätze, oft nur Wort- oder Namensfetzen - und manchmal ist es nur ein einziges schwer zu entzifferndes Wort, wie das "Vergessen" auf seinem Glockenbild - eine ironische Hommage an seinen Akademielehrer Dieter Krieg und dessen eigene Glockenbilder. Bleiben noch die Bilder ganz ohne Inschrift, etwa die Gitarren-Bilder. Zurecht bewundern wir die malerische Finesse der einzeln aus der Tube gezogenen Saiten und schätzen die Ruhe, die von einer derart gelungenen Malerei eines solch lauten Instruments ausgehen kann. Axel Brandt hat das alte Rene-Magritte-Theorem "Dies ist keine Pfeife" auf seine eigene Art weiterentwickelt. Wie nämlich eine "richtige" Gibson Les Paul - zum Beispiel - auszusehen hat, darüber streiten sich die zumeist selbsternannten Experten mit quasireligiösem Eifer.

Und mit dem Ergebnis, daß man DIE WAHRE Gibson Les Paul eigentlich gar nicht malen kann.

© Adolf H. Kerkhoff 2017 Auszug aus der Rede Axel Brandt + Thomas Putze + Andreas Welzenbach – Galerie Knecht & Burster, Karlsruhe 2017