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Die 1964 in München geborene Barbara Probst untersucht die Vieldeutigkeit und Fragwürdigkeit des fotografischen Bildes. Das Verhältnis des fotografischen Augenblicks zur Wirklichkeit wird in ihrer Arbeit in zweifacher Hinsicht zugespitzt, wodurch diesem Augenblick ein fast verstörender Charakter verliehen wird: Einerseits gibt Probst die einäugige Sehweise der Kamera auf und spaltet diese in viele Standpunkte und Einstellungen. Zum anderen multipliziert und vervielfältigt sie den kurzen Moment der Aufnahme. Ein über Radiowelle gesteuerter Auslösemechanismus ermöglicht es ihr, verschiedene Kameras aus der Distanz gleichzeitig auszulösen, die auf ein eigenes Motiv oder ein Geschehen hin ausgerichtet sind. Die so erzeugten Bilder eines Moments definieren jeweils eine Reihe. Die Verwandtschaft der Bilder innerhalb einer Reihe ist nicht über eine einheitliche Gattung oder gemeinsame stilistische Merkmale geregelt. Keine formale Nähe und kein übergreifendes Thema halten die Arbeiten zusammen. Ein viel strengeres und dennoch kaum zu fassendes Band verbindet die Fotografien in diesen Reihen: der eine und einzige Augenblick, das Auslösen, von dem sie alle handeln. Die Komplexität unserer Lebenswirklichkeit bedingt, dass unsere Wahrnehmung nur auf ein Nacheinander der unterschiedlichen Augenblicke ausgerichtet sein kann. Jeder Aspekt ist an eine Betrachterposition und an einen Punkt in der Zeit gebunden. Barbara Probst leistet somit photographische Aufklärungsarbeit: Sie gibt uns die Chance, die Definitionsmacht der Bilder zu brechen oder zumindest zu unterlaufen.

„All diese Perspektiven fallen dann im Auge des Betrachters zusammen und der ist dann in der unglücklichen Lage, sich damit zurechtfinden zu müssen.(...)Wenn er sich darauf einlässt, dann versucht er vielleicht herauszufinden, wo er eigentlich steht, er versucht vielleicht die verschiedenen Perspektiven, die sich in seinem Standpunkt bündeln, zu entwirren und nachzuvollziehen, vielleicht verknüpft er dann die Bilder durch ihre inneren Bezüge. Und vielleicht stellt er mittels seiner Vorstellungskraft eine Art dreidimensionale Rekonstruktion der Situation her. Er geht also analytisch vor, genauso wie ich, wenn ich die Arbeiten entwerfe oder konzipiere.“ (Barbara Probst)

Kuratorin: Dr. Corinna Otto

Barbara Probst studierte von 1984-90 an der Kunstakademie in München und an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf. Ihre Arbeiten wurden erfolgreich in Galerien, Museen und Ausstellungshäusern in Deutschland, Italien, Österreich, Dänemark, Finnland und Spanien, in Mexiko und den USA gezeigt. Barbara Probst lebt und arbeitet in New York und München.

Die Ausstellung von Barbara Probst wird gefördert aus Mitteln des Landes Niedersachsen unddurch die Oldenburgische Landesbank AG (OLB)

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Barbara Probst / Fotografie
Kurator: Corinna Otto