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Eine Kunstausstellung unterscheidet sich von einem Theoriegelände der Ästhetik wie ein Chemielabor von einem Messestand für Kunststoffhausrat. Brock arbeitet mit den Künsten, anstatt sie bloß an die Wand zu nageln. Das Brocksche Kunstdenken eröffnet große Perspektiven. Theoreme wie »Gott und Müll« oder »Der verbotene Ernstfall« demonstrieren, wodurch man aus Beliebigkeit Verbindlichkeit schafft und aus Glaubenszweifel eine Ewigkeit baut. Die Kunst lehrt zu verehren, wovor wir uns fürchten; die Museen sind Tempel für kunstbekennende Atheisten. Brock gibt Anleitungen für Fininvests, also Investitionen ins Ende; er baut Rettungskompletts und widerruft das 20. Jahrhundert. Das sind Action Teachings der besonderen Art, deren Ziel es ist, eine bleibende Sammlung von Grabbeigaben für die 1968er Generation mit Wiederauferstehungsanlage zu schaffen.

»Gewaltmarsch« durch die Ausstellung Bazon Brock, Professor für Ästhetik und Gestaltungstheorie an der Universität Wuppertal, integriert wissenschaftliche und künstlerische Arbeiten (Filme, Theater, Hörspiele, Ausstellungen) über Formen der Vermittlung. Anlässlich seines 70sten Geburtstags zieht Brock Bilanz und skizziert in seiner Ausstellung zehn Topologien, mit denen er sich 50 Jahre lang in Literatur, Theater, Ästhetik, Film, Fernsehen, Hörfunk, Action Teaching und Ausstellungen beschäftigt hat. Die Ausstellung im ZKM ist jeweils zur Führung mit dem Ausstellungsmacher geöffnet. Der so genannte »Gewaltmarsch« findet nachmittags von 16–17 Uhr, der »Lustmarsch« in den Abendstunden, von 18–22 Uhr statt.

Kurzbiografie Bazon Brock (*1936) versteht seine Arbeit als »hauptamtlicher Beweger«, der in ungewöhnlicher Praxis und Theorie seine Rezeptions-Ästhetik propagiert. Will in radikaler Veränderung die Kultur »in den materiellen Lebensprozeß zurücknehmen«. Als Professor für nicht normative Ästhetik, Kulturkritiker und multimedial arbeitender »Generalist« zahlreiche Veröffentlichungen von Büchern, Schriften, Manifesten, Projekten für Funk, Film, audio-visuelle Performances und Happenings, u.a. mit Künstlern wie Joseph Beuys und Wolf Vostell. Als sein Hauptwerk gilt »Ästhetik als Vermittlung. Arbeitsbiographie eines Generalisten« (1977).

Weitere Stationen der »Lustmärsche«: Frankfurt (Main), Köln, Hannover, Wuppertal, Graz, München, Berlin, Leipzig, Pfaeffikon/Zürich und Hamburg

Pressetext

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Bazon Brock: Lustmarsch durch das Theoriegelände /
Pleasure March Through Theoretical Territory

www.bazonbrock.de
www.lustmarsch.de

Stationen:
03.03.06 - 14.03.06 ZKM, Karlsruhe,
„Kontrafakte - Karfreitagsphilosophie. Der Faschist als Demokrat“
25.03.06 - 05.04.06 Schirn Kunsthalle Frankfurt
„Fininvest - Gott und Müll“
26.04.06 - 06.05.06 Museum Ludwig Köln
„Musealisierung als Zivilisationsstrategie - Avantgarde. Arrièregarde – Retrograde“
14.05.06 - 25.05.06 Kestner Gesellschaft, Hannover
„Selbstfesselungskünstler gegen Selbstverwirklichungsboheme“
02.06.06 - 13.06.06 Von der Heydt Museum, Wuppertal
„Leben als Baustelle - Scheitern als Vollendung“
23.06.06 - 02.07.06 Neue Galerie, Graz
„Rettungskomplett - Gorgonisiert euch!“
15.07.06 - 26.07.06 Haus der Kunst, München
„Uchronie - Ewigkeitsmanagement“
31.08.06 - 10.09.06 Contemporary Fine Arts, Berlin
„Eine schwere Entdeutschung - Widerruf des 20. Jahrhunderts“
19.09.06 - 29.09.06 Museum der Bildenden Künste Leipzig
„Pathosinstitut AZ - Opferolympiaden“
07.10.–18.10.06 perforum, Pfäffikon / Schweiz
„Verbotener Ernstfall - Gottsucherbanden“
16.11.06 - 26.11.06 Phoenix Art / Sammlung Falckenberg, Hamburg
„Kunst als Evidenzkritik - Erkenntnisstiftung durch kognitive Fakes“