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Die Ausstellung gibt Einblicke in zeitgenössische Kunstpositionen aus Belgrad, mit ihren Verbindungen zu Zagreb und Novi Sad, und erkundet ihre geschichtlichen Ursprünge und Vorbilder. Besonderes Interesse erfahren dabei nichtlineare Augenblicke des Umbruchs über einen längeren Zeitraum hinweg, und zwar von den zwanziger Jahren bis heute. In dieser Zeit war die zeitgenössische Kunstproduktion in Belgrad, die vor allem auf Eigeninitiativen von KünstlerInnen beruht, an einem engen internationalen Austausch beteiligt.

Thema der Ausstellung sind die unterschiedlichen Ansätze, mittels derer Belgrader KünstlerInneninitiativen damals und heute Kontexte für die Kunst- und Theorieproduktion geschaffen, Bezugsräume abgesteckt und ein Netz von Beziehungen hergestellt haben, durch das ihre Positionierung in der Kunstwelt auch in fremden Bezügen lesbar gemacht wird. Es werden drei Gruppenprojekte und elf individuelle Positionen vorgestellt. Die Gruppenprojekte wurden von KünstlerInnen initiiert, die sich für eine Ablösung von bestehenden institutionellen und Netzwerksystemen entschieden und die ihre Arbeit dem gemäß als Segment eines vollständig anderen Verbindungsnetzes etablierten. Auch wenn sie noch immer auf heimischer Ebene aktiv sind, ist ihre Aktivität doch auf ein breiteres internationales Feld verschoben, das vom heimischen Interpretations- und Präsentationssystem visueller Kunst noch nicht erfasst ist. Die individuellen Positionen stammen von einigen jener KünstlerInnen, die in der Vergangenheit und Gegenwart postkonzeptionelle Strategien eingesetzt haben, um den Kontext ihrer Arbeit durch die Arbeit selbst neu zu lesen und zu beschreiben. Das Setting der Show soll auf der Beziehung zwischen diesen beiden verschiedenen Kontexten aufbauen, indem künstlerische Verfahren demonstriert und ihre wechselseitigen Dynamiken aufgezeigt werden. Gerade die Augenblicke der Öffnung neuer Bedeutungshorizonte und Interpretationen durch die KünstlerInnen selbst wird in der Ausstellung hervorgehoben, denn häufig waren die AkteurInnen dem bestehenden institutionellen System und den Mitteln der Registrierung, Beschreibung, der Interpretation und der Evaluierung künstlerischer Verfahren mehrere Schritte voraus.

Die drei Gruppenprojekte in der Ausstellung sind Zenith, das Belgrader dadaistische Magazin aus den zwanziger Jahren des 20. Jh., das neue Text- und Grafikbeiträge von Malewitsch, Marinetti, Tatlin, Archipenko, Loos, Kandinsky und Moholy-Nagy in Auftrag gab; die Ausstellung mit dem Titel In Another Moment, die von Braco und Nena Dimitrijevi? 1971 mit den KünstlerInnenn Lawrence Wiener, Daniel Buren und Art & Language initiiert wurde; und das Kuda.org media center, das gegenwärtig in Novi Sad ein Programm von Lesungen und Präsentationen von KünstlerInnen, Medienaktivisten, Theoretikern, Wissenschaftlern und ICT-Forschern organisiert. Einerseits stellen diese Projekte einen wichtigen Bezugspunkt für gegenwärtige und folgende Generationen dar, andererseits dienen sie als Paradigma, um das Klischee einer hermetisch abgeschlossenen Szene zu widerlegen. Indem die Ausstellung die KünstlerInnen präsentiert, bemüht sie sich, einer eindimensionalen, monopolisierenden Interpretation mit einer komplexeren und emanzipierteren Version zu begegnen, die das prädikative und iterative Schema institutioneller, linearer Kunstgeschichten neu erfasst.

Die Verfahren der individuellen KünstlerInnenpositionen der Ausstellung unterscheiden sich voneinander, aber allen ist ein markantes Erbe aus der Konzeptkunst gemeinsam, nämlich die Auffassung, dass die Essenz von Kunst tatsächlich eine Idee ist, oder ein Konzept, die auch in Abwesenheit eines Objektes oder Bildes oder getrennt von ihm als seine Darstellung existieren kann. Diese KünstlerInnen setzen daher all das visuelle Material der Arbeiten in sehr indirekter Weise mit dem Ziel ein, Geschichten und Kontexte zu produzieren.

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BELGRAD ART INC.
Kuratiert von Stevan Vukovic in Zusammenarbeit mit Marko Lulic

Künstler: Marina Abramovic, Mrdjan Bajic, Braco Dimitrijevic, Mirjana Dordevic, Uros Djuric / Elke Krystufek, Miodrag Krkobabic, Mihael Milunovic, Milorad Mladenovic, Mileta Prodanovic, Milica Ruzicic, Skart group, Milica Tomic, kuda.org , Zenith, Rasa Todosijevic