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Seit 1987 lebt und arbeitet Bjørn Melhus (* 1966) als einer der international angesehensten deutschen Videokünstler in Berlin. Stipendien haben den Künstler mit norwegischem Pass mehrfach in die USA und andere Teile der Welt geführt. Konzipiert, gedreht und produziert wurden aber fast alle seine Arbeiten an der Spree. „Live Action Hero“ zeigt das bisherige Gesamtwerk von 1991 bis 2011. Sämtliche dreizehn Videoinstallationen der Ausstellung werden zum ersten Mal in einer Berliner Institution gezeigt.

Es sind frühe Arbeiten über die Traumfabrik Hollywood bis zu Bildern von traumatisierten Kriegsveteranen zu sehen, die seit dem Vietnamkrieg in den Medien verherrlicht, in Wirklichkeit aber als psychisch gebrochene Menschen kaum noch Chancen haben, in die heimatlichen sozialen Netze zurückzukehren. Actionfilme erreichen ein begeistertes Millionenpublikum. In der Realität jedoch werden die Rückkehrer die Gespenster des Krieges innerlich nicht mehr los. Diese nach Irak und Afghanistan auch in Deutschland aktuelle Situation verarbeitet Melhus in seinen jüngsten Werken.

Aus assoziativ zusammengefügten Fragmenten der Filmwelt baut Melhus in Ton und Bild eigene Fabeln und Geschichten als Audio- und Filmcollagen auf. Dabei spielt er konsequent alle Rollen selbst und unterlegt sie mit Tonspuren berühmter, meist verstorbener Hollywoodstars. Seit "Zauberglas" (1991) oder "Again and Again" (1998) stehen Fragen nach der eigenen Identität, dem Woher und Wohin sowie der Grenze zwischen Ich und Medienwelt im Mittelpunkt. Die Ausstellung „Live Action Hero“ macht dies deutlich, indem sie den Bogen über den gesamten bisherigen Schaffenszeitraum von zwanzig Jahren spannt.

Auf den künstlerischen Schultern von Nam Jun Paik und Bruce Naumann, gelingt es Melhus, den Bezug zwischen Massenmedien und Zeitgenossen im frühen 21. Jahrhundert in Wort und Bild zu hinterfragen und durch eigene Filme Antworten zu liefern. Er selbst bleibt bewusst Teil der Medienwelt, die er zugleich analysiert, dechiffriert und in eigenen Geschichten neu kodiert. Somit ist Melhus niemals nur kritischer Beobachter, sondern stets auch selbstverantwortlicher Akteur. Der Künstler führt ein Doppelspiel, das exemplarisch für die jüngere Mediengeneration steht. Wie kein anderer arbeitet er die Absurdität des Mediums TV und Kino heraus und beobachtet deren Wirkung auf die Generationsgenossen.