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Die Halle für Kunst e.V. begann 1995 zu handeln. Das Projekt „Superroom privat / publik“ stellte die Frage, wie sich der Kunstort in einer hergestellten Situation positioniert und welche Form von öffentlichem oder privatem Bereich er für den Besucher schafft. Nach zehn Jahren haben wir beschlossen, diesen Ansatz zu überprüfen und weiterzudenken.

Der öffentliche Ort hat sich vom städtebaulich-architektonisch definierten Bereich verlagert in einen medial inszenierten. Eine Identifikation mit der Umwelt ist eine Identifikation mit den von den Medien vermittelten Zeichen und Mustern geworden. Das Private ist der Rückzug in die Imagination. Welche Rolle kommt dabei den von der Kunst vermittelten Erlebnisräumen zu?

In der Ausstellung haben wir Arbeiten zusammengestellt, die mit ihren aus der Umwelt / Populärkultur / Medien angebotenen / adaptieren / verformten Zeichen Erlebnisräume sowohl im Öffentlichen wie auch im Privaten schaffen. Und das im Wesentlichen mit den Mitteln der Abstraktion. Einer Abstraktion jedoch, die sich entfernt hat von ihrer Inszenierung als Weltsprache der Modernität. Dabei bemächtigen sich die Künstler häufig vorhandener Motive, statt neue Zeichen zu erfinden. Diese vereinfachen einen Anschluß an die Populärkultur und dem Betrachter somit die Möglichkeit der Orientierung. Die dadurch entstandenen oder imaginierten Erlebnisräume sind angedeutet, jedoch nicht in ihrem Einsatz festgelegt.

Durch die Hinterfragung und auch Fragwürdigkeit medial inszenierter und vermittelter Bilder kommt der Abstraktion eine neue Bedeutung zu. Sie ist das Mittel zu einer größeren gedanklichen Freiheit, wie sie es auch schon in der Moderne war. Sie zielt jedoch heute auf etwas anderes. Sie ist Transportmittel in eine andere Wahrnehmung, die neue Handlungs- und Imaginationsräume erstellt. Doch entstehen dabei neue Zeichen, oder werden die darin verwendeten Formen und Muster, versteckte wie offene, vom Betrachter immer wieder abgeglichen mit denen der Populärkultur?

Wir werden anhand einiger Arbeiten auch den kontextuell geschaffenen und aufgeladenen Kunstraum verlassen und die ausgehenden Zeichen mit der Welt ihres alltäglichen Einsatzes konfrontieren. Doch werden dadurch neue Wahrnehmungen geschaffen? Oder gilt es in der popkulturell geschulten Öffentlichkeit als weiterer Bestandteil einer inszenierten Umgebung? Ein Versuch.

Zu den KünstlerInnen:

Nevin Aladag (TR/D) Wiederkehrende Themen in den Arbeiten von Nevin Aladag sind (interkulturelle) Kommunikation, Vermittlung und Konsensbildung. Die Künstlerin zeigt in ihren Arbeiten Situationen, in denen Brechungen ethnischer und populärkultureller Festschreibungen sichtbar werden. Häufig bezieht sie sich auf nonverbale Ausdrucksformen zwischen den Kulturen und delokalisiert Personen aus ihrem gewohnten Umfeld.

candela2 (D) candela2 ist eine Formation der zwei Künstler Oliver Schulte und Maik Timm. Während ihrer Performance interagieren sie mit zwei unabhängigen Medien-Kontrollstationen. An der einen Station werden mehrere Video-Inputsignale kontolliert und modifiziert während sie mit einem generierten und kontrollierbaren Video Feedback gemischt werden. Zwei der ausgehenden Signale werden vertikal von zwei Videobeamern projiziert. An der zweiten Station wird aus einem Pool von Audio-Streams ein Surround Signal gemischt. Da die Künstler fortwährend mixen und reagieren, mit sich und den Maschinen interagieren, enwickelt sich jede Aufführung anders und wird für sich einzigartig.

Maja Clas (D) Die Malereien von Maja Clas entziehen sich der Unterscheidung zwischen Abstraktion und Gegenständlichkeit. Die erkennbare Figürlichkeit ist nicht festgelegt, sondern entsteht in der Rezeption immer wieder neu. Florale Assoziationen oder amorphe Figuren erscheinen wie Gebilde aus einer Traumwelt. Dabei entstehen die lasierend gemalten Farbbahnen aus der Korrespondenz zum realen Raum. Das Bild, die Wand, der Raum und das Licht fügen sich bei Maja Clas zu einer Einheit zusammen.

Simon Dybbroe Møller (DK/D) In der Arbeit von Simon Dybbroe Møller spielen Strukturen aus der Architektur und dem Design eine zentrale Rolle. Allerdings wird die Architektur als Schöpferin einer scheinbaren Stabilität und Harmonie durch rationale Formfindung und Planung gesehen, der Simon Dybbroe Møller ein paralleles Subsystem von Bedeutung gegenüberstellt. Der Künstler entwickelt Szenarien, bei der sich der Verfall als eine andere Wirklichkeit zeigt.

Berta Fischer (D) Berta Fischer schafft mit ihren Plastiken ein visuelles Milieu von „fast nichts“ im Raum, wodurch sie eine verschärfte Wahrnehmung des Erlebens der Präsenz weckt. Die Leichtigkeit ihrer Werkstoffe erzeugt eine materielle Fragilität und Destabilität, durch die sie sich scheinbar der Schwerkraft widersetzt. Diese poetische Reduktion ihrer Rauminstallationen setzt sich mit metaphysischen Bedeutungen der Transparenz in Bezug.

Oliver Hangl (A) Oliver Hangl operiert an der Schnittstelle zwischen Theater, Film und bildender Kunst. In den verschieden audiovisuellen Medien inszeniert er künstliche Einblicke in Szenerien, die für den Zuschauer zur Projektionsfläche für die Klischees und Fiktionen ihrer eigenen Identität werden können. Die Trennung von Bild und Ton, die bei dem Projekt "ON EAR" durch die (freiwillige) akustische Wahrnehmung via drahtlosen Kopfhörer erfolgt, funktioniert in zwei Richtungen: Einerseits wird der Kopfhörer-Träger in seiner solipsistischen Wahrnehmung innerhalb der Menge isoliert, da die verbale Kommunikation mit anderen Besuchern ausgeschlossen ist. Andererseits wird der Kopfhörer-Konsument dem Betrachter und Nicht-Kopfhörer-Träger gegenüber exponiert, indem er ein vom Ton getrenntes Bild abgibt, sobald er sich zu diesem bewegt.

Skafte Kuhn (D) Skafte Kuhns stockähnlichen Objekte, die häufig in landschaftsähnliche Installationen integriert sind, erwecken die Vorstellung den Augenblick zwischen einem zeitlichen Vorher und Nachher festzuhalten. Seine Arbeiten entwickeln dabei das Bild eines "eingefrorenen" Moments, vergleichbar mit dem frozen frame im Film, wo der zeitliche Verlauf unterbrochen scheint. Aufgrund des subtilen Spiels mit figurativen Andeutungen und abstrakter Formgebung lassen die Objekte und Installationen den Betrachter kontinuierlich zwischen romantischer Illusion und spröder Konstruktion pendeln.

Kalin Lindena (D) Beinflusst von ihrer Zeit als Graffiti-Sprayerin, ihrem Interesse für Musik und ihren sozialen Verflechtungen, setzt Kalin Lindena neue Maßstäbe mit dem Umgang von Tags und erweitert die Kunst des Sprayens. Ihre Arbeiten thematisieren Aspekte wie Dauer und Vergänglichkeit und die prozessartige Entstehung von Einzelfragmenten wider eines Ganzen.

Bernd Ribbeck (D) Für seine kleinformatige Malerei verwendet Bernd Ribbeck meist Bildformen, die etwas Verheißungsvolles besitzen. Sie können der Moderne entstammen, Mandalas ähneln oder auf Spielbrettern auftauchen. Formen, die einmal entwickelt wurden, um Glück zu versprechen, den Betrachter in den Bann zu ziehen oder gar seinen Blick von der Oberfläche des Bildes in einen transzendenten Bildraum zu (ver-)führen.

Albrecht Schäfer (D) Albrecht Schäfer entwickelt seine Arbeiten an der Schnittstelle zwischen vorgefundener architektonischer Situation oder materieller Gegebenheit und ihrer Veränderung mittels künstlerischer Interaktion. Er führt unsere passive Rezeption in aktive Beobachtung zurück, die sich nicht auf die Kunstwerke selbst beschränkt, sondern den Umraum oder die Ausgangssituation untrennbar mit einschließt.

Kerim Seiler (CH) Kerim Seiler spielt mit der Wahrnehmung von Raum. Er arbeitet mit der Verschiebung von Symbolen, konstruiert neue Räume in bereits bestehende, schafft eine Art Bühne zur Wirklichkeit, die zur eigentlichen Realität mutiert, diese aber auch wieder untergehen lässt. Seiler demontiert, um neue "Stillstandbilder" entstehen zu lassen.

Eric Wesley (USA) In seinen Arbeiten versucht Eric Wesley verschiedene Strukturen offen zu legen. Aufgewachsen mit afroamerikanischer Abstammung in Los Angeles finden sich in seinen Arbeiten verschiedene kulturelle Ansätze, die in ihrer Erscheinungsform als Kunstwerke den jeweiligen Aussagen angepasst werden.

Simone Westerwinter (D) Simone Westerwinters Arbeiten thematisieren das „karierte“ Denken: Begrenztheit der Rationalität, Schubladendenken und Einordnen von Dingen basierend auf der Vernunft, Zivilisation und deren Gesellschaftszwängen. Der Betrachter muss Stellung zu ihren Privat-Öffentlichen-Skulpturen beziehen und wittert den darin vermittelten Opportunismus der absoluten Anpassung.

Rahmenprogramm: - 16. Juli Performance mit Candela 2. - 9. August Hörabend mit abstrakter Musik. 19.00h Halle für Kunst - In Kooperation zeigt das Scala Programmkino den Film Mulholland Drive (2001) von David Lynch Änderungen vorbehalten.

Und es gibt Führungen durch die Ausstellung, jeweils um 15.00Uhr - am 16. Juli mit Jörg Franzbecker - am 30. Juli mit Bettina Steinbrügge - am 06. August mit Bärbel Hartje

Pressetext

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CELEBRATION
Ein Projekt von Jörg Franzbecker und Bettina Steinbrügge

08.07.05, 19:00 h Eröffnung
Performance von Oliver Hangl "HFK on Ear" mit DJ DSL

mit Nevin Aladag, candela2, Maja Clas, Berta Fischer, Oliver Hangl, Skafte Kuhn, Kalin Lindena, Simon Dybbroe Moller, Bernd Ribbeck, Albrecht Schäfer, Kerim Seiler, Eric Wesley, Simone Westerwinter