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Eröffnung: Sonntag, 6. April 2008, 11 Uhr

In einer von Ängsten und Wünschen durchwirkten Welt wird die Unterscheidung zwischen Sein und Schein eine Sache des Ermessens. Die Künstlerinnen CLAUDIA & JULIA MÜLLER (1964, 1965, leben in Basel) entwerfen für ihre Einzelpräsentation im Bonner Kunstverein Illusionsräume. Von ihrem zeichnerischen Werk ausgehend, entfaltet sich ein Dispositiv, dessen instabile Bedeutungsträger sich zu einer wechselhaften Erzählstruktur verbinden. Einer Ahnengalerie gleich inszenieren die Schwestern eine Reihe von Kippbildern in der vollen Raumhöhe von sechs Metern, die als mehrfache Wandcollagen aus geführt sind. Die Doppelporträts, in denen auch Karnevalsfiguren aus dem Bonner Raum eingearbeitet sind, verwickeln den Betrachter in ein Spiel mit unter schiedlichen, zeitgleich vorhandenen und sich widersprechenden Sinnzusammenhängen. Die Paarung und das bildnerische Verwachsen von politischen Figuren, Tier und Mensch, Freiheitskämpfer, Karnevalisten und Figuren der zeitgenössischen Medienwelt, lassen einen absurden gesellschaftlichen Jahrmarkt entstehen. Schattenprojektionen und Maskeraden, Scherenschnitte und plastische Elemente, Doppelungen und Inversion dienen als Mittel, den trügerischen Schein ins rechte Licht zu rücken. Zwischen den Wandcollagen wechseln sich kleinformatige Werkreihen aus den letzten fünf Jahren ab. Eine Sammlung aus Bildern und Collagen zwischen alltäglicher Medienwirklichkeit und (kunst-) historischen Vorbildern dient als Fundus: GRÜNEWALD, BOSCH, BREUGHEL, die Versuchung des heiligen Antonius sowie Vorbilder aus Science Fiction und Katastrophenszenarien verschwimmen zu einer komplexen Erzählung über die Geschichte und die Angst einer möglichen kulturellen Prägung im Heute. Die Sehnsucht nach klaren und einfachen Zeichen, welche zum Beispiel in traditionellen Brauchtümern und Ritualen zu finden ist, wird dabei dem Wunder komplexer bildkünstlerischer Möglichkeiten empathisch gegenübergestellt.