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Die frühen sechziger Jahre markieren einen einzigartigen gesellschaftspolitischen Wandel in den USA und in vielen Ländern Europas. Standen die politischen Führer der vorangegangenen Dekaden noch unter dem Eindruck der Großen Depression und der verheerenden Folgen des Zweiten Weltkriegs, war die nachfolgende Generation von Politikern und Bürgern von einem jugendlichen Selbstvertrauen geprägt, das sich auf die gesamte damalige Kultur übertrug. Dabei erfuhren auch die Künste eine ähnliche Neuausrichtung. In den Fünfzigern und Sechzigern begannen sich viele junge amerikanische Vertreter der abstrakten Malerei vom Kanon des Abstrakten Expressionismus und seiner Betonung des Gestischen und Emotionalen abzukehren. Dabei wandten sie sich zwei Hauptrichtungen zu: einer radikal optisch orientierten Ausdrucksweise, die später unter dem Begriff “Color Field Painting/ Farbfeldmalerei” bekannt wurde, und der “Pop-Art”, die die Bilder der Massenmedien zu einem neuen Stil verarbeitete. Während sich die Pop-Art dabei kontinuierlich auf aktuelle Phänomene bezog, indem sie die Bilder der Konsumgesellschaft neu interpretierte, distanzierte sich die Farbfeldmalerei bewusst von jeglichen gesellschaftlichen Bezügen, um sich ganz auf das emotionale Potential der Farbe zu konzentrieren.

Für diese Malerei, die erstmals seit dem Impressionismus wieder der optischen Wirkung von Bildern den Vorrang über Inhalt und Form gab, hat die amerikanische Kunstgeschichte gleich eine Vielzahl neuer Begriffe gefunden: Abstract Sublime, Cool Art, Hard Edge-Malerei, Lyrische Abstraktion und Post Painterly Abtraction. Bereits zur Zeit ihrer Entstehung erwarb das Solomon R. Guggenheim Museum, New York, mehrere Werke der Farbfeldmalerei, die es in den sechziger und siebziger Jahren in richtungweisenden Ausstellungen präsentierte. Darunter etwa 1961 die Schau American Abstract Expressionists and Imagists, die eine Übersicht über die damals aktuellen Trends in der Kunst bot und deutlich machte, dass die New Yorker Szene weit mehr zu bieten hatte als nur die gestische Malerei des Action Paintings. Kurator der Ausstellung war der Kunsthistoriker H. H. Arnason, der unter den gezeigten Künstlern besonders die Arbeiten von Hans Hofmann und Mark Rothko wegen ihrer Vorliebe für geometrische, monochrome Farbflächen hervorhob. Zahlreiche Ausstellungen zur Farbfeldmalerei folgten, darunter so bedeutende wie die 1964 von Clement Greenberg kuratierte Post Painterly Abstraction im Los Angeles County Museum of Art und Lawrence Alloways Systemic Painting im Guggenheim Museum 1966.

Auch die dreizehn hier gezeigten Künstler waren in den damaligen Präsentationen vertreten. Sie verdeutlichten die neuen Wege, die die Abstraktion eingeschlagen hatte, während zur selben Zeit die Pop-Art die amerikanische Kunstszene beherrschte. Manche der Künstler verwendeten dabei die Pigmente aufs Großzügigste – manchmal bedeckten sie sogar vollkommen die Leinwand. Ihre Arbeiten betonten die Flachheit des Bildes und machten keinen Unterschied zwischen Subjekt und Bildhintergrund. Die großformatigen Leinwände von Helen Frankenthaler, Morris Louis und Jules Olitski veranschaulichen den für die Farbfeldmalerei charakteristischen flächigen Farbauftrag, wobei die Leinwand häufig eher mit der Farbe getränkt als bemalt wurde. Diese Künstler sowie ihre Zeitgenossen experimentierten mit den unterschiedlichen Abstufungen und der Kraft der Farbe, wobei einige weiterhin den Pinsel verwendeten, andere hingegen ihre Pigmente auf die Leinwand gossen, tupften, sprühten oder mit Rollen auftrugen – dies alles zu einem Zeitpunkt als die Vereinigten Staaten dabei waren, sich an der Energie der Jugend zu orientieren und zugleich den Versuch unternahmen, sich von der Düsternis der vorangegangenen Jahrzehnte zu befreien.

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Color Fields
Kurator: Richard Armstrong

Künstler: Gene Davis, Paul Feeley, Helen Frankenthaler, Hans Hofmann, Alfred Jensen, Morris Louis, Kenneth Noland, Jules Olitski, Raymond Parker, Larry Poons, Mark Rothko, Frank Stella, Larry Zox