Kunstsammlung Jena

Jena Kultur | Städtische Museen Jena, Stadtmuseum & Kunstsammlung Jena | Markt 7
07743 Jena

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Daniel Depoutots Installationen bestehen aus Figuren, Extremitäten, Gerätschaften, Maschinen, Elektrokabeln, aus Licht, Lauten und Geräuschen. Nichts ist nur das, als das es erscheint, alles ist in Bewegung, im Fluss – und zieht uns in einem letzten großen Tanze fort. Allen möglichen unbelebten Objekten wurde Leben eingehaucht, so dass sie jetzt atmen, tanzen, lachen, weinen, lärmen. Am Horizont erscheint Mnemosyne mit ihren Töchtern, den neun Musen. Man schlief den Schlaf des Vergessens. Wir hatten vergessen, dass wir sterblich sind.

Für seine Installationen verwendet Daniel Depoutot verschiedenste Materialien und Objekte, aus Gefundenem erwächst ebenfalls die eine oder andere Idee hinzu. Da gibt es eine Zunge aus einem Stück Filz, die unablässig aus der Mundöffnung fällt, und da ist eine Hand, in weiches Holz geschnitzt, die plötzlich mit Geschrei nach dem Betrachter greift. Seltsam ekstatische Wesen, Gerippe, durchrunden die Räume auf Schienen und hämmern uns auf ihren Trommeln wilde Stakkatos entgegen. Synkopen, Dreiviertel-Takt, Marschmusik, Unregelmäßigkeiten, fließend, stockend, anstößig und schön. Dann sind da kleine Körper und Gerippe, Flugobjekte, die, von Gebläsen angetrieben, umherschwirren. Die Figuren und Figurinen ähneln den Vögeln als den letzten ungebundenen Wesen, den in der Luft heimischen Vermittlern zwischen Himmel und Erde. Sie sind animalische Engel, Boten und Zeichen höherer Mächte. In den drei Dimensionen zugleich lebend, verkörpern sie den uralten Traum der Menschen, tanzend sich vom Boden zu lösen, aufzusteigen, wenigstens für einen Augen°©blick. Jedes Teil trägt seine eigene Bedeutung wie eine Last – und in Depoutots Installatio°©nen scheint alles wie in einem Kosmos aus Vergänglichkeiten zusammengefasst und auf°©gehoben. Und wenn eines der Skelette das Sterbeglöckchen anschlägt, wird jenes uralte Motiv der Kunst, der Tod, auch akustisch inszeniert. Holbein, Dürer, die Vanitas-Motive des Barock, Sterbe- und Todesszenen in Bildern des deutschen Expressionismus sind der Kunst Depoutots ebenso beziehungsreich verwandt wie die „Maschinenkünstler“ aus den Jahrzehnten nach dem zweiten Weltkrieg, allen voran der 1925 in Basel geborene Jean Tinguely.

Die Skulpturen und Installationen von Daniel Depoutot haben viel mit Ironie und Tiefsinn zu tun, mit Form- und Bewegungsspielen, mit Nonsens und Surrealismus, mit Tragik, Traum und Zauberei und Albernheiten. Die besondere Qualität seines Œuvres erwächst aus der Sicherheit, mit der. all die Widersprüche, das Konstruktive und das Destruktive, in der Schwebe hält.

Speziell für unsere Ausstellung verbindet der in Strasbourg lebende Künstler zahlreiche Einzelwerke und Werkkomplexe zu einem Gesamtkunstwerk, welches zugleich das Jahr der 200sten Wiederkehr der Völkerschlacht bei Jena-Auerstädt ausläutet.

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Daniel Depoutot
Rückkehr/come back
Kinetische Installationen und Zeichnungen
Kurator: Erik Stephan