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Die vierte Ausstellung zum Dekalog setzt sich in Form eines weiteren Ausstellungsessays mit dem vierten Gebot auseinander: Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren. Kunstwerke, Texte und Artefakte sollen den Betrachter anregen, über die heutige Bedeutung des Gebotes nachzudenken. Der grundlegende Wandel der Vorstellungen von Familie, Erziehung, Bildung und nicht zuletzt auch über die Verantwortung gegenüber den Eltern ist dabei nur ein Aspekt. Ein anderer ist die aktuelle Situation in den sich ständig verschärfenden Krisen an den Rändern Europas, in denen immer mehr Kinder durch Kriege und Bombenterror ihrer Eltern beraubt werden. Oder auch die Situation an den Grenzen der USA, wo hunderte von Kindern, deren Eltern keine andere Wahl zu haben glauben, auf die Flucht in ein erhofftes besseres Leben geschickt werden. Die Ausstellung macht diese Vorgänge nicht zu ihrem zentralen Thema, sie sind durch die Medien hinlänglich präsent. Jedoch ist eine zeitgenössische Beschäftigung mit Luthers Kleinem Katechismus und dem vierten Gebot ohne den Hintergrund dieser Ereignisse nicht denkbar.

Auch diese Ausstellung ist als ein freier Denkraum konzipiert, der das Gebot nicht zum Gegenstand theologischer Überlegungen macht oder ethische Leitlinien aufzeigt. Vielmehr sollen anhand des Textes assoziative Verknüpfungen des Nachdenkens über die Aktualität des Dekalogs entstehen.

Wie in den vorangegangenen Ausstellungen ist das methodische Vorbild Krzysztof Kieslowskis zehnteilige Filmreihe zum Dekalog aus den Jahren 1988/89, das er wie folgt beschrieben hat: Ich habe mir eine Art Spiel mit dem Zuschauer zur Regel gemacht. Ich sage zu ihm: DEKALOG, EINS. Er schaut sich den Film an, und dann möchte er herausfinden, was das bedeutet. Er beginnt, nach dem Gebot zu suchen. Ob er es will oder nicht, zwingt er sich zu einer

gewissen intellektuellen Anstrengung. Und ich wünsche mir, dass er diese Anstrengung unternimmt, weil ich den Zuschauer ernst nehme.

Gezeigt werden unter anderem Arbeiten von Anna und Bernhard Blume, Andrea Diefenbach, Jean Luc Godard, Martin Honert, Heiner Müller, Klaus Staeck, Adéla Součková, Theodor Rosenhauer und Heinrich Zille.

Gemeinsamer Beitrag der Guardini Stiftung und der Stiftung St. Matthäus zum Reformationsjubiläum 2017 Gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages