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Auch wenn die Videos der amerikanischen Künstlerin Diana Thater fast stets projiziert werden, versucht sie Assoziationen an das Kino des passiven Zuschauens zu vermeiden. Ihre Installationen reagieren stets auf die spezifischen Gegebenheiten des Raumes und ver-schränken dabei architektonische mit filmischen Motiven. Dabei sind nicht allein die flachen bewegten Bilder von Bedeutung, sondern die Lichtkegel der Projektionen als Raum, die die BetrachterInnen eindringend beeinflussen und verändern: sie werden als Schatten selbst zur Figur und zerstören sich andererseits jenen Illusionismus der Einfühlung, der Grundlage der Narration des grossen Kinos ist.

Im Hauptraum der Secession wird Diana Thater ihre neue Arbeit "Delphine" präsentieren. Dabei zeigen zwei auf dem Boden des Raumes liegende Videowände mit je neun Monitoren Aufnahmen der Sonne, die einerseits mit Hilfe von Teleskopen der NASA angefertigt und andererseits von Tauchern unter dem Meeresspiegel aufgenommen wurden. Ein zweiter Teil der Installation umfasst vier Videos von ebenfalls unter Wasser aufgenommenen Delphinen, die in unregelmäßigen und gebrochenen Umrissen auf die Wände des Hauptraumes projiziert werden.

Für "Delphine" in der Secession verwendet Diana Thater Material, das gegenwärtig auch bei einer Ausstellung im Carnegie Museum (Pittsburgh) zum Einsatz kommt. Dieser Arbeitsweise hat sich die Künstlerin auch bei anderen Projekten bedient: Für "The best animals are the flat animals - the best space is the deep space" richtete sie an fünf verschiedenen Museen in Nordamerika vom MOMA in New York bis zur Art Gallery der York University bei Toronto Ausstellungen ein. Der Kontrast zwischen den verschiedenen Räumen und Ausstellungen ist auch bei "Delphine" von Bedeutung: Verfremden die Projektionen in Pittsburgh die Vitrinen eines Naturalienkabinetts, so beleuchten sie in Wien die glatten Wände des Kunstraums der Secession.

Mit "Delphine" setzt Diana Thater die Arbeit an einem Themenkreis fort, der sie während der ver-gangenen Jahre immer wieder beschäftigte. Aufnahmen domestizierter oder dressierter wilder Tiere bieten ihr dabei die Folie, auf der sie Prämissen der Kunstrezeption in Frage stellt. "Delphine" ist dabei ein nächster Schritt - hier hat sie mit frei lebenden Delphinen unter Wasser gearbeitet und war dabei vollständig auf das Interesse und die Kooperationsbereitschaft der Tiere angewiesen. Die Videos sind Versuche über die Beziehungen zwischen Tier und Mensch, und die ephemeren Projektionen im abgedunkelten Raum produzieren gewissermaßen das Gegenteil des musealen "white cube": Die übliche Fokussierung des Betrachters auf ein Kunstwerk versagt, weil die räumliche Orientierung ohnehin erschwert ist und die künstlerische Arbeit keinen Ausdruck in festen Objekten findet. Der auf Wahrnehmung von Kunst gerichteten Aufmerksamkeit fehlt damit ihr Zentrum: In den Blick gerät der Blick selbst. Diese Form der Involvierung des Betrachters durch Reflexion seines Blicks ist eines der grundlegenden Themen von Diana Thater.