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Wie lassen sich digitale Daten dauerhaft sichern, wenn das neue Notebook bereits veraltet ist, sobald man damit das Geschäft verlässt? Dieses Phänomen stellt auch die Kunst vor Probleme: Was passiert mit Medienkunst, wenn sich das Internet-Environment, für das sie konzipiert wurde, verändert? Dürfen Arbeiten, die einst für den PC entwickelt wurden, heute auf dem iPad gezeigt werden? Die Ausstellung „Digital Art Works. The Challenges of Conservation“ im ZKM | Medienmuseum geht Fragen nach dem Sammeln, Ausstellen und Erhalten computerbasierter Kunstwerke auf den Grund und lässt die Arbeit rund um die digitale Konservierung sichtbar werden.

Seit wenigen Jahrzehnten erlaubt die Digitalisierung eine leichtere Bearbeitung und Weitergabe von Daten; im Internet sollen sie jedem Nutzer jederzeit an jedem Ort zur Verfügung stehen. Grundsätzlich aber ist die Bewahrung von digitalen Inhalten einer immer kurzfristigeren Anpassung an neue technische Systeme unterworfen. Damit scheint das Fortbestehen des kulturellen Gedächtnisses grundsätzlich unsicher. Seit Januar 2010 erarbeitet das ZKM | Karlsruhe gemeinsam mit insgesamt fünf Partnern aus Frankreich und der Schweiz in dem EUForschungsprojekt Digitale Medienkunst am Oberrhein. Konservierung – Restaurierung – Zukunftssicherung, kurz digital art conservation Strategien zur Erhaltung digitaler Kunstwerke. Das Projekt entstand vor allem aus dem Wunsch, die in der Region Oberrhein angesammelte Erfahrung im Bereich der Medienkunst auf regionaler Ebene weiter auszubauen, sie auszutauschen, sich zu vernetzen und auf dieser Basis einen Beitrag zur internationalen Diskussion zu liefern.

Anhand von zehn Fallstudien wurden Konzepte für die langfristige Erhaltung dieser, aufgrund des rapiden technologischen Wandels besonders fragilen Kunstwerke entwickelt. Die zehn Fallstudien sowie weitere Werke aus der ZKM-Sammlung bilden den Kern der Ausstellung „Digital Art Works. The Challenges of Conservation“; sie eröffnen das breite Spektrum um die Problematik der Konservierung digitaler Kunst und verweisen auf deren Notwendigkeit. Eingebettet in ein didaktisches Rahmenprogramm werden die Kunstwerke als solche im Mittelpunkt stehen: Klassiker wie Nam June Paiks „Internet Dream“ oder Jeffrey Shaw’s „The Legible City“ begegnen den BesucherInnen der Ausstellung ebenso wie die jüngsten Hack-Aktionen des niederländischen Künstlerduos Jodi oder die Diagramm-Poesie des Franzosen Antoine Schmitt. „Digital Art Works“ trägt damit nicht zuletzt einer für unsere Zeit repräsentativen Kunstgattung und deren Eigenleben inner- und außerhalb des Museums Rechnung.

Die Ausstellung wird von einem umfangreichen Rahmenprogramm begleitet, das sich an Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen richtet. Zusätzlich wird eine Vortragsreihe angeboten, die spezielle Themen, welche die Ausstellung aufwirft, behandelt, etwa „Wie sichere ich meine digitalen Fotos?“ oder „Hacking als (Lebens-) Kunst“.

Darüber hinaus findet am 24./25. November 2011 ein Symposium des Forschungsprojekts digital art conservation in Straßburg statt.

Zum Projekt digital art conservation: Das Projekt digital art conservation widmet sich in erster Linie der Erforschung und Darstellung von Konservierungsmethoden. Es möchte, aufbauend auf der langjährigen Erfahrung des ZKM | Karlsruhe mit der Ausstellung „Digital Art Works“, zwei Symposien und einer zum Abschluss des Projekts erscheinenden Publikation, einen Beitrag zur internationalen Diskussion im Bereich der Konservierung leisten. Das Projekt läuft bis Dezember 2012 und ist durch das EU-Programm INTERREG IV Oberrhein kofinanziert.

Im Rahmen von digital art conservation wurde im Herbst 2010 auf der internationalen Fachkonferenz „The Digital Oblivion“ am ZKM | Karlsruhe die Frage nach der Zukunft des digitalen kulturellen Erbes diskutiert, insbesondere im Hinblick auf die Konservierung digitaler Medienkunst: Was bedeutet die immer schnellere technische Entwicklung für KünstlerInnen, SammlerInnen und KonservatorInnen? Sind die bisher gültigen Kriterien der Originalität, der Langlebigkeit und Werthaltigkeit von Kunstwerken und deren Sammlung auf digitale Medienkunst anwendbar? Erste Erkenntnisse werden in der Ausstellung „Digital Art Works. The Challenges of Conservation“ präsentiert.

KuratorInnen: Bernhard Serexhe, Chiara Marchini Camia, Arnaud Obermann

Nach Ende der Laufzeit wird die Ausstellung „Digital Art Works. The Challenges of Conservation“ in Bourogne (Espace Multimédia Gantner, 25. Februar–28. April 2012) und Straßburg, Frankreich (CEAAC, 16. Juni–23. September 2012) gezeigt.