press release only in german

Eröffnung: 18.08.2016, 18:00
Künstler_innengespräch: 15.09.2016, 18:00

Fanzine erhältlich

Das Künstler_innenkollektiv ekw14,90 wurde im Jahr 2000 von Moke Klengel, Christoph Rath, Marlies Stöger und André Tschinder in Graz gegründet und entwickelt seitdem kontinuierlich seine gemeinsame künstlerische Praxis sowohl installativ als auch performativ in den Bereichen Video, Fotografie, Musik und Theater. Die Arbeiten von ekw14,90 zeichnen sich dabei meist durch einen subtilen Umgang mit Assoziation und Sprachwitz, mit radikaler Reduktion und angewandt situativer, absurder Überhöhung aus.

Die Austellung „eh ben“ widmet ekw14,90 nun einer fiktiven künstlerischen Avantgarde, die sich gegen die Drastik der Realität gesamthin stellt - von einer Gruppierung ausgehend, die sich die „Zu-Realisten“ nennt. Diese fordern vehement den Rückzug aus dem Realen. Dabei ziehen sie sich aber selbst nicht einfach zurück, sondern scheinen sich gerade in der Propagierung des permanenten Rückzugs als eine neue und vitale Kraft im gesellschaftlichen Handeln zu begreifen. In ihrer stark eskapistischen Tendenz entwickeln die „Zu-Realisten“ eine künstlerische Doppelstrategie, die ihre Haltung deutlich veranschaulicht und veröffentlicht. Auch in ihrer visuellen Produktion legen es die „Zu-Realisten“ darauf an, den hoch aufgelösten und als schmerzhaft wahrgenommenen Abbildungen der Wirklichkeit massiv gegenwärtiger Bildtechnologien entgegenzuwirken.

„eh ben“ von ekw14,90 versucht interessanterweise erst gar nicht zu überprüfen, welcher aktualisierten Form des Realismus mit welchem Reservoir künstlerischer Mittel der gewaltsamen Ordnung von Gegenwart und der Naturalisierung dieser Verhältnisse zu entgegnen wäre. Vielmehr führt diese Ausstellung jene die Realität konstituierenden Elemente, für die sich die „Zu-Realisten“ entschieden haben, vor und zeigt auch, wie sie sich dazu verhalten.

Diese Fiktion der „Zu-Realisten“ wird im Untergeschoß des Künstlerhaus, der Halle für Kunst & Medien, im dortigen Raum D zudem gleich zwei Mal erzählt: Zum einen anhand einer Werkgruppe aus dem Jahr 2012, die mögliche entstandene Arbeiten der „Zu-Realisten“ präsentiert. Die Arbeiten selbst und auch die Bewegung der „Zu-Realisten“ werden dabei über einen begleitenden Audioguide vorgestellt und erläutert. Der vermittelnde Text ist dabei durchgehend in der Möglichkeitsform gehalten. Zum anderen erfährt das Narrativ der „Zu-Realisten“ erneut seine Aufführung. Diesmal jedoch im veränderten Tonfall und stilistisch an das filmische Werk Jean-Luc Godards anschließend, in Form eines Filmes.

Inwieweit ekw14,90s eigene Erfahrungen im Sehnen der fiktiven „Zu-Realisten“ und ihrer künstlerischer Aktionsformen eine Rolle spielen, ist dabei sicher weniger von Bedeutung als der Umstand, dass heute die Idee einer historischen Fiktion vielleicht generell einer der wenig verbliebenen Formen ist, die der Realismus noch annehmen kann.

http://ekw1490.mur.at