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Die Polemik über die Krise der Gegenwartskunst geht auf 1991 zurück. Und trotzdem versiegen die Bücher über dieses Thema nicht. Die Krise ist doch bei weitem noch nicht zu Ende. Ich machte es mir zu Pflicht, einen gegenwärtigen Stand der Gegenwartskunst zu überprüfen.

Die Gründe, worauf diese Krise beruht, kreisen um drei hauptsächliche Zielrichtungen. Erstens, Kritik ästhetischer Art : die Gegenwartskunst gäbe gar keine ästhetische Rührung mehr. Das Handwerk hat keine Bedeutung mehr und daher brauchen die Gegenwartskünstler kein Talent zu haben. Mit einem Wort ist die Gegenwartskunst "irgendetwas, das irgendjemand machen kann" und da die Kunstkritik defizitär ist, verfügen wir über keine ästhetische Beurteilungskriterien mehr.

Zweitens, Kritiker, die behaupten, dass die Gegenwartskunst an Inhalt fehlt. Die Gegenwartskunst sei leer, wertlos, öde und wäre nicht mehr kritisch. Die Gegenwartskunst existiere nur durch den intellektuellen Schwindel der Kunstkritik, die nach Geld und Macht gierig ist. Es sei eine interessierte Kunst, die nur an den Kunstmarkt gerichtet und die von ihm erzeugt sei. Es handle sich um ein von der Kunstwelt und ihrer internationalen Netze geschmiedetes Komplott.

Drittens, Kritik historischer Art : es gäbe einen Bruch, der eine von der Geschichte erschöpften Kunst erzeugt, welche Kunst vergebens ihre Stärke entfaltet, um "Neues zu treiben".

Zum Abschluss wäre die Gegenwartskunst dem Publikum entfremdet, das nichts davon versteht, weil "es darin nichts zu verstehen gibt".

Der für diese Ausstellung ausgewählte Titel "Everything is Wrong !" zieht sich auf Schreiben der Verleumder der Gegenwartskunst aber weder auf die Gegenwartskunst selbst, noch auf die Kunst im allgemeinen. Diese Ausstellung bietet verschiedene Überlegungen von schweizerischen und fremden Künstlern an, die Werke anderer Künstler aller Zeiten abwenden. Dieses künstlerische Schöpfungssystem erlaubt sie, solche Gebiete wie Sozialkritik, Politik, Geschichte, etc. einzuschliessen und zeigt, dass diese Gegenwartskünstler sich für menschliche Werte einsetzen und unseres alltägliche Leben ausfragen, indem sie immer wiederholte Gattungen und Themen der Kunstgeschichte sich zu eigen machen.

Die Künstler, die mit dieser Ästhetik der Aneignung in Verbindung stehen, suchen nach bewussten Wegen, über den Standort des Anderen hinauszugehen.

Für sie ist es eine Art, sich im Kontinuum der Kunstgeschichte in Zusammenhang zu stehen und - da wir uns in einer Ära des zweiten Grades befinden - mit dem Bild der Geschichte zu spielen.

Auf diese Polemik will ich mit dieser Ausstellung erwidern, indem ich dadurch vor Augen führen werde, dass die Werke gegenwärtiger Künstler einen tiefen Sinn besitzen; dass sie Neuerungen einführen, indem sie von der Geschichte beeinflusst sind; dass ihre Werke uns ästhetische Gefühle bereiten; dass diese Werke einen Inhalt besitzen und dass es keinen Bruch gab, der die Gegenwartskunst radikal entfremdet von dem, was vorausging, sondern wohl dass es eine lineare Entwicklung der Kunst tatsächlich gibt.

Pressetext

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EVERYTHING IS WRONG
Kuratorin: Antonia Donze-van Saanen

mit Marc Bijl Jane Brettle , David Casini, Gregory Forstner, Christian Gonzenbach, Mona Hatoum, Jean-Pierre Khazem, Cyril Macq, Henrik Plenge Jakobsen, Elodie Pong, Rachel Reupke, Didier Rittener, Devorah Sperber, Susanne Weirich