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Revolte

Famed, vergänglicher Ruhm, vertraute Schönheit, der silberne Stachel glänzt in der Sonne des Kunstbetriebs. Jemand funkt SOS. Helft uns hier raus! Die Sternchen finden wir im Internet, die Revolte als Pose. Das Smartphone ist das Handgeschoss, das die Arabellion anfeuerte und nun hinter den surrealen Praktiken der Situation verschwindet. Wir zündeln, wir bauen auf, wir zerstören, um die Illusion von Einheit und Reinheit, aber auch von Kunst und Künstler im Zentrum der Peripherie zu dekonstruieren. „We have a situation here.“ Aber die wird gegen sich selbst gedreht, subversiv imitiert. Die Agenten der Institutionskritik hüllen sich ein in den Mantel der Rebellion, denn „in der Kunst vollendet und verewigt sich die Revolte in der wahren Schöpfung, nicht in der Kritik oder dem Kommentar“. Die Kritik versucht zu folgen, der Kommentar schweift ab. Aber ist sie nicht absurd, die Behauptung der Schöpfung, zum Aufstand der Zeichen beizutragen? Im Zustand der Erschöpfung ergießt sich der Eifer des Widerstands auf die Wertschöpfungskette des kulturellen Kapitals. „Wie wäre es, wenn wir noch ein wenig weiterschliefen und alle Narrheiten vergäßen?“ Nein, keine Atempause, der Geist, der stets verneint, ist gefragt, die Welt zu deuten, auch wenn kein Künstler das Wirkliche duldet. Keine Relevanz, keine Akzeptanz. Im Rauschen der Sprache zeichnen die Avantgarden das düstere Bild des Desasters in der weißen Zelle. Dein Kunstwerk ist ein Schlachtfeld im Kampf um die Behauptung der kritischen Praxis einer progressiven Kunst. „Kaufen Sie eine Revolte, die nicht endet, günstig ein.“ Im Schein des Neonlichts wenden wir uns ab vom Spektakel der Konsumwelt und transportieren die schnelle Pose des digitalen Aufruhrs in die ewige Wiederkehr des Alten. Ein Kollektiv dreht sich im Kreis der Ökonomie der Aufmerksamkeit und verspricht Erlösung aus den Niederungen des Alltags. Welche Hybris, nach Dada, den Surrealisten, den Situationisten und all den anderen sich erneut eine Revolte an das Revers zu heften!
– Frédéric Bußmann