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Annäherungen an das Glück: Die Ausstellung erzählt vom Glück, von der Sehnsucht nach dem Glück. Sie vermittelt verschiedene Ansichten von diesem Zustand und spielt mit dem Ereignis Glück, dem launenhaften Phänomen. Zwischen den Exponaten der zeitgenössischen Künstler(inne)n eröffnen sich Dialoge und Fragen zum Glück. Es wird ein elementarer Aspekt aufgegriffen, der im künstlerischen und theoretischen Diskurs wieder zum Vorschein tritt und in seiner ganzen Komplexität zur Disposition steht. Dabei ist das Eigentümliche am Glück gerade seine Rätselhaftigkeit, seine Flüchtigkeit. Darstellen lässt es sich nicht, nur erahnen, ersehnen... Davon handeln die Geschichten der Ausstellung.

Zum Glück: "Wie wird man glücklich, wovon hängt Glück ab? (...) Liegt das Glück darin, einen Lebenssinn zu finden, oder ist es der Lebenssinn? Hängt das Glück von dem ab, was der Mensch hat, oder von dem, was er leichten Herzens entbehren kann? Von dem, was er erwirbt, oder wovon er sich befreit? Ist es Glück, wenn er sich findet, oder eher, wenn er sich verliebt, verliert, vergisst? Ist es die Identität mit sich selbst oder mit den Umständen? Erreicht oder bewahrt man es durch Leidenschaft oder durch Ökonomie? Ist es Freiheit, zu tun, was man will, oder die Einsicht, das Richtige zu wollen? Ist es Glück, wenn unsere Wünsche in Erfüllung gehen oder wenn wir gnädig davor bewahrt bleiben? Liegt das Glück im Weg oder im Ziel? Findet man es eher im Abstand oder in der Nähe zur Welt? Sind es eher die Ereignisse und Umstände, von denen unser Glück abhängt, oder eher die Art, wie man diese nimmt?"... Das Glück ist nichts Eindeutiges. Alle Menschen streben nach dem Glück und alle Kulturen kennen das Paradies. Die Paradiese sind Projektionen des Glücks, Versprechen einer glücklichen Zukunft, Bilder künftigen Glücks. Doch woraus das Glück besteht und wie man es erreicht, ist umstritten. Das Glück hat viele Gesichter. Die einen meinen, "des einen Glück ist des anderen Unglück". Die Religionen verlegen das Glück meist in jenseitige Gefilde. Thomas von Aquins These: "Die Glückseligkeit gibt es in diesem Leben, nicht in einem anderen" wurde gar verboten. Da das Glück sich nicht bezwingen lässt, wurden so manche magische Praktiken entwickelt, damit "aus Götter Schoß das Glück fällt" (Friedrich Schiller). Heute ist eher "ein jeder seines Glückes Schmied". Auf jeden Fall hat das Glück eine subjektive Seite. Das lehrt uns Hans im Glück, der entgegen der landläufigen Meinung seine horrenden Verluste durchweg positiv interpretiert und glücklich bleibt.

Die Kunst und das Glück: Das Glück war schon immer Thema der Kunst. Die historische Kunst machte Weltbilder und Wunschvorstellungen ihrer Kultur anschaulich. Ihre Bilder gaben dem Glück und dem Paradies Gestalt. In den Bildern von der Vertreibung aus dem Paradies wurden die Szenarien vermittelt, aus denen der Mensch vertrieben wurde und in die er wieder zurückkehren konnte, sobald er das Tal des Diesseits überwunden hatte. Später wurde Arkadien als Schauplatz glücklichen Lebens populär. In der Moderne wurde die Kunst mehr zuständig für die Dinge hinter der sichtbaren Welt, für die Wahrheit. Vor allem aber wurde sie so etwas wie der Vorschein utopischer Welten, besserer Gesellschaften und Menschen. Das Glück konnte also in der Kunst mit ihrem neuen Instrumentarium vorformuliert werden. Das konnte in den fröhlichen Bildern der Brücke-Maler an den Moritzburger Seen ebenso sein wie in konstruktivistischen Gemälden, die Momente von Gestaltung zukünftiger glücklicher Umstände für das Kollektiv beinhalten. Walter Benjamin meinte, die eigene Gegenwart lässt sich von der avantgardistischen Kunst her am besten erfahren und auch politisch verändern. Dabei waren natürlich immer glücklichere Zustände anvisiert. Der utopische Impetus, der in der Konzeption von Kunst bereits in der Moderne steckt, beherrschte wie nie zuvor die 1960er Jahre. Der Künstler konnte als exemplarisches Individuum auftreten, das eigenbestimmt ist, unmittelbar agiert und mit seinen Arbeiten das Publikum sensibilisiert, auch hin zur Fähigkeit zu mehr Glück. In der zeitgenössischen Kunst geht es nicht um neue große Entwürfe, die Kunst reagiert aber immer auf Strömungen der Zeit und thematisiert Aspekte des geistigen Klimas unserer Zeit. Wie artikuliert sich das Glück in der Kunst des frühen 21. Jahrhunderts? Welche Themen herrschen vor? Welche Tendenz hat das Glück unserer Zeit, wie ist es in der Kunst beschaffen?

Annäherungen an das Glück in der ACC Galerie: Elisabeth Hartung (München) hat Arbeiten von 26 zeitgenössischen Künstler(inne)n ausgewählt, die sich mit unterschiedlichen Positionen und Blickwinkeln dem Thema nähern. Gerhard Blum präsentiert Könige des Glücks und des Unglücks, Heike Döscher nähert sich dem kleinen privaten Glück, Jakob Gautel streut Glückssamen, Ottmar Hörl ist mit seinen Glückstelefonkarten vertreten, Christian Jankowski fragt in Telemistica Wahrsager nach seinem Glück als Künstler, Kalaman inszeniert mit Glamour happiness, Jason Karaïndros bietet feinen Wein an, versetzt mit Ingredienzen, die unterschiedliche Wege zum "Glück" offerieren, Collagen von Hyon-Soo Kim evozieren das Glück der Mütter dieser Welt, Berit Klasing bietet Schlüssel zum Glück an, Annalies Klophaus hatte dem Glück bereits in ihrer Wortmalerei um 1970 Raum gegeben und schaltet das Glücklicht an, Vollrad Kutscher lädt zum Glücksspiel mit Pfennigen ein, Thomas Lehnerer hatte die Weltgesellschaft für Glück gegründet und ist mit der gleichnamigen Installation vertreten, Sad ain´t bad ist das Statement von Cary Leibowitz, Luxusimmobilien als ersehntes Glück schwingen in der Arbeit von M+M / Frances Scholz mit und gleichzeitig ist die leidenschaftliche Affäre des letzten Tangos in Paris atmosphärisch präsent, Elke Marhöfer zeichnet in das ist die Idee Gemeinschaftsszenen aus nicht näher erkennbaren politischen Momenten der 1960er nach, Piotr Nathan baut in den Traum von kostbaren Juwelen gleichsam eine Notiz über die absurden medizinisch-technischen Versuche, das Glück zu halten, Enjoy survive Enjoy wirft Olaf Nicolai in den Raum, Anny und Sibel Öztürk thematisieren das existentielle Glück, ein Dach über dem Kopf zu haben, die Vues des Alpes von Monica Studer und Christoph van den Berg vermitteln das Glück des Naturerlebnisses und erinnern in ihrer eigentümlichen Künstlichkeit zugleich an die glücks-verheißenden Bilder der Werbung, Thomas Thiede bringt aus seinem Assoziationstagebuch Reformglücksehen in die Ausstellung ein, Timm Ulrichs lässt den Glückswürfel fallen, Matthias Wähner montiert Symbole des Glücks an die Fassade des Gebäudes, Susanne Weirich hat das Glück in Silverturf versteckt und schickt die Besucher der Ausstellung auf die Suche, der Zwerg Carl Emanuel Wolff sinniert über das Glückspiel, das Glück seines Lebens, die Geliebte ist mit Namen auf die Jacke von Stefan Wischnewski tätowiert, Rob Wynne erzählt vom Glück der Insekten an der Wand...

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Glück
Annäherungen an das Glück - Kuratiert vom kunst-buero München; ein Projekt der Luitpold Lounge, München

mit Gerhard Blum, Heike Döscher, Jakob Gautel, Ottmar Hörl, Christian Jankowski, Kalaman , Jason Karaïndros, Hyon-Soo Kim, Berit Klasing, Annalies Klophaus, Vollrad Kutscher, Thomas Lehnerer, Cary S. Leibowitz, M+M München / Frances Scholz, Elke Marhöfer, Piotr Nathan, Olaf Nicolai, Anny & Sibel Öztürk, Studer / van den Berg, Thomas Thiede, Timm Ulrichs, Matthias Wähner, Susanne Weirich, Carl Emanuel Wolff, Stefan Wischnewski, Rob Wynne