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Eröffnung: Samstag, 8. November 2008, 12 Uhr

Gregor Schneider hat einen zweiten Bauabschnitt für das Museum Abteiberg entworfen: in Form einer übergroßen begehbaren Skulptur, die als ein temporäres Bauwerk realisiert wird. Das Museum als ein „schwarzes Loch“, das in einen unbekannten Raum führt: Der Besucher wird durch eine schwarze Öffnung geführt. Diese totale Schwärze entzieht jegliches Ortsge-fühl, sie bewirkt eine Erfahrung totaler Verlorenheit, in der jeder Besucher damit konfrontiert ist, die Wände eines Ganges abzutasten und sich in eine totale Dunkelheit hineinzuwagen, um schließlich einen neuen Eingang in das Museum Abteiberg zu entdecken. Auch die dahinterliegenden Ausstellungsräume sind vollkommen abgedunkelt, ihre Architektur verflüchtigt sich zu einem schwarzen unfassbaren Nichts. Derart empfindsam gemacht, betritt der Besucher eine neuartige, von Gregor Schneider entworfene Sammlungspräsentation mit originalen Räumen aus dem Haus u r.

Gregor Schneider plant einen ebenso monumentalen wie mysteriösen neuen Eingang für das Museum Abteiberg. Eine übergroße begehbare Skulptur wird auf jener Grünfläche vor dem Museum realisiert, die langfristig für den zweiten Bauabschnitt des von Hans Hollein entworfenen Museums vorgesehen ist. Das schwarze Bauwerk trifft mit seiner Front auf die Sichtachse der zentralen Haupteinkaufsstraße in Mön-chengladbach. Es wird eine weithin sichtbare, ca. 14 x 14 Meter hohe quadratische Öffnung haben, die innen wie außen schwarz ist und in einen ca. 70 Meter langen total dunklen Gang führt. In Form eines sich verjüngenden Trichters verläuft der Gang übereck, stößt mit einem kleinen, 1 x 1 Meter großen Loch durch die geschlossene Museumswand und setzt sich fort bis in einen der so genannten Kleeblatträume im Inneren des Museums.

Sehr entscheidend sind die städtebaulichen und institutionskritischen Dimensionen dieses Projekts, wel-ches durch großzügige Förderung des Landes NRW und der Kunststiftung NRW sowie das Engagement von Unternehmen und Privatförderern gelang: Es entsteht ein Superzeichen, mit dem das Museum Abtei-berg aus seiner innerstädtischen Randlage heraus tritt und den bislang als versteckt geltenden Zugängen dieses Museums eine signalartige Ergänzung gibt: Mit einem übergroßen Eingangstunnel, der sich auf die Szene des ‚Bauerwartungslands’ vor dem Museum setzt und von verschiedenen Perspektiven aus, sowohl von der zentralen Stadtachse der Hindenburgstraße als auch in der Anfahrt von der Abteistraße alle Blicke auf sich zieht und förmlich in sich hineinsaugt.

Gregor Schneider und das Museum Abteiberg sind durch Ort und Idee miteinander verbunden. Das Haus u r und das Museum haben ihren Hintergrund in der gleichen Stadt, gleichzeitig ist die Ideen- und Bauge-schichte des Museums Abteiberg in auffälliger Weise mit dem Diskurs des architektonischen Raums ver-bunden: Nicht nur die bahnbrechende Architektur von Hans Hollein, sondern auch früh erworbene Samm-lungsobjekte seines Zeitgenossen Gordon Matta-Clark belegen eine besondere Beziehung dieses Museums zur Auseinandersetzung mit der Bedeutung von Architektur.

Vor diesem Hintergrund war es ein wichtiges Anliegen des Museums, neben dem früh erworbenen Raum „Abstellkammer“ den zentralen Raum "Kaffeezimmer" aus dem Haus u r für die Museumssammlung zu gewinnen. Ebenso wichtig war es hierbei indessen auch, dass der Künstler selbst die Installation für das Museum Abteiberg entwirft. Insofern erweitert Gregor Schneiders Projekt auch Fragestellungen, die das Mönchengladbacher Museum seit jeher ernst genommen hat: Eine Sicherung, Darstellung und Vermittlung von komplexen Werken der Gegenwartskunst, die neue Herausforderungen an die Rolle eines Museums stellen (vgl. hierzu auch die umfassenden Vorbemerkungen des Künstlers: „Von der Zeit, da das immobile Haus mobil wurde", Interview in Kunstforum International, Ausgabe Juni 2007).

Ausgehend von der Erwerbung des Raums „Kaffeezimmer“, die nunmehr durch großzügige Förderung der Kulturstiftung der Länder, des Landes NRW und der Stiftung für Kultur und Wissenschaft der Stadtspar-kasse Mönchengladbach gelang, entwarf Gregor Schneider eine Konstellation von sechs Räumen, die sich im Inneren des Museums an den Tunnel END anschließen. Realisiert wird eine Inszenierung im völlig ver-dunkelten Museumsraum: Der schwarze Umraum lässt eine Kombination von verschiedenen Räumen zu, ohne sich auf die umgebende Architektur beziehen zu müssen, zugleich entsteht eine bühnenhafte Prä-senz, deren Inszenierung die neuerliche Hinwendung zu Medien des Theaters und ebenso die Bedeutung des filmischen Werks von Gregor Schneider herausstellt. Neben den illuminierten Originalzimmern werden Projektionen aus dem Haus u r sowie bisher unveröffentlichte Filmarbeiten gezeigt, welche die ehemali-gen Dörfer im nahegelegenen Braunkohlerevier oder auch das Geburtshaus von Joseph Goebbels auf der Odenkirchener Straße in Rheydt - unweit vom Haus u r - darstellen. Gleichermaßen wird der geografische und historische Ursprungsort von Schneiders künstlerischer Auseinandersetzung markiert: das Haus in Rheydt und seine nahe regionale Umgebung, die verlassenen Abrisshäuser und Landschaften des rheini-schen Tagebaus, Spuren von verdrängter Zeitgeschichte. Mit all diesen Mitteln wird die "Smithsoneske" Situation eines "Non-Site" im Museumsraum entstehen (frei nach der dialektischen These von Robert Smithson), welche sich durch den gesonderten Außenzugang END entscheidend verstärken wird.

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Gregor Schneider
END