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In ihrer Präsentation werden Margit Czenki und Christoph Schäfer die zentralen Arbeitsbegriffe von Park Fiction vorstellen und als Agenda einer erweiterten Kunstpraxis mit anderen Entwicklungen in Bezug setzen und diskutieren. Zum Abschluss zeigt Margit Czenki ihren Film: "Park Fiction - die Wünsche werden die Wohnung verlassen und auf die Strasse gehen" (1999 / 60 min)

Ist es möglich, die Welt zu verändern, ohne die Macht zu übernehmen? Park Fiction konstruiert Plattformen des Austauschs und der kollektiven Wunschproduktion in St.Pauli. Damit ist das auf der Documenta 11 ausgestellte Projekt Teil einer neuen Tendenz in der Kunst, die nicht mehr nur in andere kulturelle Felder interveniert oder diese untersucht, sondern parallele Universen des Wissens, der Produktion und des Begehrens ermöglicht.

Der erste Bauabschnitt des Parks, von einem Nachbarschafts-Netzwerk geplant und statt einer millionenschweren Bebauung an einem der repräsentativsten Orte Hamburgs durchgesetzt, ist seit einem halben Jahr eröffnet. Der Park und der Prozess seiner Entstehung werden als Modell für einen urbanen Raum aufgefasst, in dem unterschiedliche Leute sich sehen können, und der die Stadt als Ort versteht, der offen ist für das Aussen und das Fremde.

In ihrer Präsentation werden Margit Czenki und Christoph Schäfer die zentralen Arbeitsbegriffe von Park Fiction vorstellen, und als Agenda einer erweiterten Kunstpraxis mit anderen Entwicklungen in Bezug setzen und diskutieren.

Danach Gespräch und als Abschluss Margit Czenki's Film: "Park Fiction - die Wünsche werden die Wohnung verlassen und auf die Strasse gehen" (1999 / 60 min)

Biografien: Margit Czenki ist Filmemacherin und Künstlerin und lebt in Hamburg. In ihrer Arbeit interessiert sie das Gegenleben, die widerständigen Potentiale, die im Alltag aufblitzen, als das unerwartet Politische, als Möglichkeit, als Versprechen. Immer auf der Suche nach dem anderen Blickwinkel, der ungesehenen Perspektive, arbeitet sie in unterschiedlichen Feldern. Ihr erster Spielfilm, "Komplizinnen", wurde weltweit gezeigt. Mit Park Fiction nahm sie an der Documenta 11 teil (2002), und sie subkuratierte die Ausstellung und den internationalen Kongress "Unlikely Encounters in Urban Space" (2003). In Dresden entwarf sie eine Kleiderkollektion, die übersehenen Orten gewidmet ist. Ihre neueste Installation "Sala de Arte Publico Siqueiros Dresden" stülpte das dem heroischen Wandmaler gewidmete Museum aus Mexico City in das Kunsthaus Dresden, und bearbeitete ein sich veränderndes Verhältnis zwischen kuratorischer Arbeit in Kunstinstitutionen, verdrängter politischer Vergangenheit und Möglichkeiten einer reaktualisierten politischen Kunst im öffentlichen Raum.

Christoph Schäfer ist Künstler und lebt in Hamburg. Er interessiert sich für städtische Situationen, und wie sie durch Kunst verändert werden können. Seinen Arbeiten gehen genaue Beobachtungen des Alltagslebens voraus, und sie werden aus dem Vokabular der Stadt heraus entwickelt. Aus dem scheinbar Banalen öffnen sich Passagen in die imaginären Städte des Möglichen. Die Filminstallation "Revolution Non Stop" (2000) verwandelte einen Teil der Hamburger Innenstadt in ein "Spiel mit den Resten der Überproduktion in den zukünftigen Ruinen des Fordismus". Als Teil der Gruppe Park Fiction interessiert ihn der Austausch mit unterschiedlichen Subjektivitäten und die gemeinsame Neudefinition eines öffentlichen Raums. Mit Park Fiction war Schäfer Teilnehmer der Documenta 11 (2002). Im vergangenen Vierteljahr untersuchte er als Gast des Sarai Media Lab irreguläre Siedlungen in den Megastädten Delhi und Kalkutta.

Informationen zu Margit Czenkis Film Park Fiction ...die Wünsche werden die Wohnung verlassen und auf die Strasse gehen Filmcollage von Margit Czenki 61min/16 mm blow up von Super 8 Texte Christoph Schäfer Kamera Martin Gressmann, Margit Czenki Musik Ted Gaier, Schorsch Kamerun Mit Park Fiction AktivistInnen, dem schlauen Hafenrandverein und Schorsch Kamerun als Vertreter

Die paradiesische Fülle eines arabischen Gartens. Satt leuchten Orangen aus tiefem Grün. Ein ultramarinblauer Arkadengang. Verheißungsvolle Off-Stimme über träumenden Köpfen. "Die Wünsche werden die Wohnung verlassen und dem Reich der Langeweile, der Verwaltung des Elends, ein Ende bereiten." Jubelnde Fanfare für Aquarell des Wunscharchivs: erdbeerförmiges Baumhaus, Badewannenbaumhaus, Dock als Schwimmbad, Pudelförmig geschnittene Buchsbaumhecke, Open-Air-Kino, verschiebbare Inseln mit künstlichen Palmen, Heckenlabyrinth, Rutsche über die Hafenrandstrasse.

Margit Czenki zeigt den geschickt aus einer Position der Unterlegenheit heraus geführten Kampf, inszeniert in satten Farben die schillernden Ideen für einen Park am Hafenrand, den St.PaulianerInnen gegen ein millionenschweres Bauvorhaben durchsetzen. Eine Filmcollage über einen Park, den es noch nicht gibt, über Kunst & Politik, über nomadische Kriegsführung, über oszillierende Wünsche. Über die Stadt, und was sie sein könnte. Über sehr unterschiedliche Personen und die Kraft einer Gruppe, die längere Zeit zusammen arbeitet und Ideen produziert.

Park Fiction, Kunstprojekt und Bühne für Wünsche der AnwohnerInnen: Ein türkisches Mädchen entwirft ein Jugendcafé mit Briefschränken für Jugendliche, deren Post von den Eltern kontrolliert wird. Ein russisches Paar will eine Allee der Freundschaft, aus Rosenbüschen Eine Frau rezitiert ihr Park-Gedicht in der frisch gestrichenen Wohnung.

Die Filmcollage setzt sich aus dokumentarischen und inszenierten Teilen zusammen, strukturiert durch einen Erzählstrang über Parks & Politik, über Gärten und ihre ideologischen Hintergründe:

"Hören Sie mir zu! Hören Sie mir alle endlich mal zu! Ich spreche von Parks und Politik hier! Von Parks und den ideologischen Hintergründen Ihres Geschmacks!! Es geht um die Französische Revolution und den Englischen Landschaftsgarten, es geht um die Herkunft Ihrer Vorliebe für geschwungene Pfade, sanfte Hügel und Parks ohne Mauern und Zäune! Es geht um FreiheitGleichheitBrüderlichkeit! Es geht darum, die Tradition von Ideen zu verfolgen und zu analysieren!" In Marrakesch, Coney Island und St. Pauli auf Super 8 gedreht, wurde Park Fiction eigenhändig in Einzelbildschaltung mit einer veralteten Trickkamera auf 16mm aufgeblasen, mit Video-Footage, Zeichnungen, suggestiven Collagen und Fotos aus der Wunschproduktion montiert. Es gibt keinen Originalton. Ton- und Bildcollage laufen gegeneinander. Tschechischer Schlager. Los Niños del Parque. Eissler-Sample. Soundtrack von Ted Gaier und Schorsch Kamerun.

Der Film Park Fiction ist Teil der Präsentation von Ergebnissen aus dem Planungsprozess für den Park am Pinnasberg in St. Pauli. Die von den Behörden zugesagte Verwirklichung dieser Pläne steht (März 1999) noch aus.On y va!

Texte, Collagen, Hintergrundmalereien: Christoph Schäfer, Kamera: Martin Gressmann, Margit Czenki, Schnitt Margit Czenki/Judith Lewis, Musik/Ton-Collage: Ted Gaier, Schorsch Kamerun, Ton: Kay Engelhardt, Atmos: Wolfgang Schukrafft, Fotos: Marily Stroux, Hinrich Schulze, Teegartencollagen: Linda McCue, Schwimmende Tiere: Daniel Richter, "Elbe hören und dann" - Zeichnungen: Andreas Siekmann, Produktion Peter Stockhaus, Kopiert auf ORWO-Material bei Barrandov / Prag, Mit: Park Fiction AktivistInnen, dem schlauen Hafenrandverein, Eric Boateng, Simone Borgstede, Katrin Bredemeier, Renée Cura, Zina Dimitrioux, Bernd Ehemann, Sanah Masoud, Kudret Mike, Leonid Rossine, Christoph Schäfer, Ellen Schmeißer, Andreas Siekmann, Sabine Stövesand, Canan Topel, Annette Wehrmann u.v.a. und Schorsch Kamerun als Vertreter

HERZBLUT Vortrags- und Gesprächsreihe zu zeitgenössischer Kunst. Zusammenarbeit von Kunstsammlungen zu Weimar, Bauhaus-Universität Weimar und ACC Weimar

Pressetext

only in german

herzblut
Vortrags- und Gesprächsreihe zu zeitgenössischer Kunst
Park Fiction in Vortrag, Gespräch, Film
"Wie Kunst und Politik sich gegenseitig schlauer machen"
23.04.04, 20:00 Uhr

Park Fiction, präsentiert von den Mitgliedern der Gruppe Margit Czenki und Christoph Schäfer

mi Arbeiten von Christoph Schäfer, Martin Gressmann, Margit Czenki, Judith Lewis, Ted Gaier, Schorsch Kamerun, Kay Engelhardt, Wolfgang Schukrafft, Marily Stroux, Hinrich Schulze, Linda McCue, Daniel Richter, Andreas Siekmann, Peter Stockhaus, Eric Boateng, Simone Borgstede, Katrin Bredemeier, Renee Cura, Zina Dimitrioux, Bernd Ehemann, Sanah Masoud, Kudret Mike, Leonid Rossine, Ellen Schmeißer, Sabine Stövesand, Canan Topel, Annette Wehrmann, u.a.

www.parkfiction.org