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In Gesellschaft des Marktes Julian Röder. Fotografie Eröffnung: Dienstag, 6. Dezember 2011, 19 Uhr Einführung: Matthias Flügge

Dauer der Ausstellung: 7. Dezember 2011 – 3. Februar 2012 Öffnungszeiten: Di–Fr 14–18.30 Uhr

Julian Röder, geb. 1981 in Erfurt und Mitglied der Agentur Ostkreuz zeigt in der Guardini Galerie Arbeiten aus drei Werkgruppen: The Summits, World of Warfare und Human Ressources.

Während Röder in den Bildern zu The Summits die Aktionen der Protestbewegung gegen die menschenfeindlichen Folgen der Globalisierung an den Orten der G8- und EU-Gipfel fotografierte, befasst sich World of Warfare mit einer Waffenmesse in Abu Dhabi, auf der Kriegsgerät feilgeboten wurde, just als die Befreiungsbewegungen der arabischen Länder aktiv geworden waren. Die militärischen Ausrüstungen, das wird deutlich, sind auch bestens für Bürgerkriege geeignet. Human Ressources ist eine Serie von Bildern, die Julian Röder auf Handelsmessen aufgenommen hat und in denen er untersucht, wie der Mensch als Individuum in vollkommen kommerzialisierten gesellschaftlichen Systemen selbst zur austauschbaren und mit einem Verfallsdatum bezeichneten Ware wird.

Röder arbeitet mit einer Souveränität, die sich weit über die alten Genrefragen von Reportage, Dokumentation, Kunst und Bildautonomie erhebt. Seine Bilder sind politisch nicht nur im Sinne einer Bildpolitik, die unterschiedliche Sphären des Sozialen imprägniert, sondern ganz direkt thematisch. Röder variiert historische und zeitgenössische Bildsprachen. Manche Fotografien, wiewohl vor Ort aufgenommen, wirken wie sorgsam inszenierte und komponierte Schlachtengemälde im Stil des 19. Jahrhunderts (The Summits), andere wie apokalyptischen Science-Fiction-Filmen entnommen. Dabei spielt Röder nicht nur mit den Genres sondern auch mit den Präsentationsformen. So werden Bilder an die Wände geklebt wie Anschläge, oder sie werden groß und nobel gerahmt, oder wie bei Human Ressources hinterleuchtet.

Was Röder zeigt, ist nicht die Verdichtung eines vergangenen Geschehens, es ist die unmittelbare Gegenwart. Und weil er sich auf subtile Weise oftmals kunst- oder allgemein bildgeschichtlicher Topoi bedient, haben diese Fotografien bei allem Wirklichkeitsbezug eine tiefere Intensität und Dauerhaftigkeit als der Fünfzehn-Sekunden-Take aus der Tagesschau. Julian Röder weiß: Bilder sind immer auch Bilder über Bilder, die der Betrachter im Kopf hat und mit dem Gesehenen abgleicht. Das Faszinosum ist jedoch nicht eine mögliche Übereinstimmung, sondern das Hinzugekommene. Auch wenn das vollkommen authentische Bild für immer eine Fiktion bleibt, gibt es unterschiedliche Strategien der Annäherung. Die von Julian Röder besteht vor allem in der unmittelbaren Anteilnahme und in der Aufmerksamkeit für Details, die manchmal auch anrührend und komisch sind. Wie der Vermummte, der in Genua ratlos den Stadtplan studiert, oder das Bild von dem Pärchen, das sich in Heiligendamm in eine Plastikplane zum schlafen auf eine Wiese gelegt und die feuchten Socken sinnigerweise auf einen Stapel Europaletten zum Trocknen ausgebreitet hat. Drama und Satyrspiel, Röder gibt beides, wie in der antiken Tragödie.

Julian Röder

mail@julianroeder.com www.julianroeder.com

1981 geboren in Erfurt

1999-2002 Ausbildung zum Fotografen bei OSTKREUZ – Agentur der Fotografen

2003 Student in der Joop Swart Masterclass der World Press Photo Foundation, Amsterdam

2003-2007 Studium der Fotografie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst, Leipzig

2009 Diplom an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften, Hamburg

Julian Röder lebt und arbeitet in Berlin.

Ausstellungen (Auswahl)

2012 Demonstrations. Making Normative Orders, Frankfurter Kunstverein, Frankfurt/Main

2011 In Gesellschaft des Marktes, Guardini Galerie, Berlin

LEIPZIG. FOTOGRAFIE seit 1839, Museum der bildenden Künste, Leipzig

ANGRY - young and radical, Nederlands Fotomuseum, Rotterdam, Niederlande

INCREDIBILE, Fotodoks, Münchner Stadtmuseum, München

Dazwischen I in between, DAM, Deutsches Architekturmuseum, Frankfurt/Main

Stiftungspreis Fotokunst 2010, Sammlung Alison und Peter Klein, Nussdorf

2010 Hijacked 2 - Australia / Germany, Australian Centre for Photography, Sydney, Australien

Die Stadt. Vom Werden und Vergehen. C/O Berlin - International Forum For Visual Dialogues, Berlin

Das XX Jahrhundert - Zwei Jahrzehnte Fotosammlung am Deutschen Historischen Museum, Berlin

Der Einzelne und sein Leben im System, Haus der Fotografie in den Deichtorhallen, Hamburg

2008 The Destruction Of Atlantis, Union Gallery, London

The Summits, Einstein Forum, Potsdam

2007 Art goes Heiligendamm, Art interventions on the occasion of the G8 summit 2007, Rostock

2006 Photobiennale 2006, Haus der Fotografie, Moskau

GlobalLocal, im Goethe Institut und im Französischen Kulturzentrum in Alexandria

2005 Random Happenings, V1 Galerie, Kopenhagen

Neueinstellung, Pfefferberg, Berlin

Nachtisch, Spinnerei Galerie, Leipzig

2004 Aufruhr der Gefühle, Museum für Photographie Braunschweig + Kunsthalle Göppingen

Utopia Station, TAT, Frankfurt

2003 Indeterminate! Kommunismus, Künstlerhaus Mousonturm, Frankfurt

Enough, Foam Fotografiemuseum, Amsterdam

Auszeichnungen/Stipendien

2010 Finalist beim Portfolio Prize der Aperture Foundation

Finalist beim Magnum Expression Award

Finalist beim Fotopreis der Alison und Peter Klein Stiftung

Nominierung für den Körber-Foto-Award

2003 Kodak Nachwuchs Förderpreis

2002 Deutscher Jugendfotopreis

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In Gesellschaft des Marktes.
Julian Röder. Fotografie
Kuratoren: Matthias Flügge, Frizzi Krella