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“In the Middle of Affairs” zeigt Werke und Projekte, die sich mit Vertriebswegen und alternativen Handlungsfeldern von künstlerischer Arbeit auseinandersetzen. Die Arbeiten haben eine bewussteNähe zur Sprache von Design und Werbung, operieren in kommerziellen Medien und greifen deren Arbeitsweise auf oder reflektieren diese. Die Ausstellung umfasst Arbeiten aus den letzten 30 Jahren und neu entstandene Werke. Zudem sind eine Auswahl von Pressetexten, Einladungskarten, Werbeanzeigen und andere Dokumente zu sehen, die auf die sozialen Netzwerke verweisen, die um eine Arbeit oder Präsentation herum gespannt werden und die oft als Katalysatoren zur Kontextualisierung des Werks oder der Themenfelder funktionieren. So fokussiert das Ausstellungsprojekt auf eine kritische Haltung gegenüber der eigenen Positionierung und untersucht ihre Medien und Verfahren, wie Zeitschriften und anderen Druckmedien, institutionelle Räumen, Rollen und Identitäten, als eigenständigen Aspekt von Bedeutungs- und Wertbildungsprozessen.

“In the Middle of Affairs” fungiert nicht nur als Ausstellungstitel, sondern ist gleichzeitig eine Beschreibung der Arbeitsmethode, bei der die eigene Involviertheit die Blickrichtung vorgibt und der Versuch einer Untersuchung aus der Nähe unternommen wird. Sie verbindet verschiedene Ansätze zu einem bewusst fragmentarischen Narrativ, das wechselnde Perspektiven und verschiedene historische Ebenen vereint. Den Ausgangspunkt des Projektes bildet eine Ausstellung, die Egija Inzule und Tobias Kaspar im Zusammenhang für die Präsentation der ersten Ausgabe des Magazins PROVENCE 2009 in Basel realisiert haben. Diese Ausstellung bestand aus zwei Vitrinen, in denen die Journal Series des amerikanischen Kunstlers John Knight sowie ausgewählte Anzeigen des französischen Sammlers Ghislain Mollet-Viéville aus den 1970er und 80er Jahren gezeigt wurden, und die sich wie ein verräumlichter Klappentext der vorgestellten Zeitschrift lesen lies.

Die Präsentation im Künstlerhaus Stuttgart zeigt darüber hinaus weitere historische Werke von Louise Lawler, Ulises Carrión, der von Phillipe Thomas gegründeten Agentur readymades belong to everyone und der Gruppe IFP (Information Fiction Publicité). Von Silvia Kolbowski ist eine neu entstandene Retrospektive auf eine Arbeit von 1990 zu sehen. Nairy Baghramian, Nicolas Ceccaldi, Nina Könnemann, Hans-Christian Lotz, Bonny Poon und die Gruppe Udio sind mit zum Teils neu entwickelten Arbeiten in der Ausstellung vertreten. In einem die Ausstellung begleitendem Reader, zusammengestellt von Maja Wismer, wird mittels einer Auswahl an Texten und Dokumentationsmaterial, die in den Arbeiten thematisierte Auseinandersetzung mit Mechanismen der Selbstpositionierung, des Marktes und der Kulturindustrie erweitert.

Einen weiteren Ansatzpunkt des Projektes stellt das Interesse an einer anderen Ökonomie dar. Eigene Ausstellungsräume, selbst verlegte Bücher und Zeitschriften, die Tätigkeit von KünstlerInnen in der Modewelt, im Musikbetrieb oder im Grafikdesign sind nicht nur tatsächliche Alternativen zum etablierten Kunstbetrieb, die eine ökonomische Basis oder alternative Plattformen garantieren. Sie lassen sich auch als mögliche “Loopholes” verstehen, die zumindest für einen Moment einen gewissen Freiraum außerhalb des als einschränkend oder normativ empfundenen etablierten künstlerischen Feldes bieten können. Vor allem bieten diese Strategien jedoch auch solche Anlässe, die eigene Position innerhalb dieses Feldes zu reflektieren und sichtbar zu verhandeln. Die – temporäre oder testweise – Übernahme unterschiedlicher Tätigkeiten lässt sich als Mittel verstehen, die Stellung des Autors und des Werkes innerhalb der jeweiligen kulturellen und soziopolitischen Situation zu überprüfen.

In the Middle of Affairs Ausstellung

1. Oktober 2010 - 31. Oktober 2010

Nairy Baghramian, Ulises Carrión, Nicolas Ceccaldi, IFP, Nina Könnemann, John Knight, Silvia Kolbowski, Louise Lawler, Hans-Christian Lotz, Ghislain Mollet-Viéville, Bonny Poon, PROVENCE, Readymades Belong to Everyone/Philippe Thomas, Udio

Kuratiert von Egija Inzule, Tobias Kaspar und Axel J. Wieder Reader und Vitrinen in Zusammenarbeit mit Maja Wismer