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Körper, die Widerstand leisten. Bilder, die gängigen Sichtweisen widersprechen. Dinge, die ein Eigenleben entfalten. Wie Objekte einen eigenen Willen entwickeln, sprechen und widersprechen. Internationale Künstler erkunden bei IN TRANSIT 09, was passiert, wenn das Objekt zum Subjekt wird. Das Festival fragt nach radikalen Formen, Souveränität zu erlangen. Die siebente Ausgabe von IN TRANSIT: Zehn Tage voller performativer, theoretischer und praktischer Auseinandersetzung mit einem Urthema, das sich durch die Geschichte des Kapitalismus zieht und durch jede Krise mit politischer Aktualität aufgeladen wird. Und zugleich zehn Tage voller Reflexionen der feinen Linie zwischen Objekt-Status und Subjekt-Sein, die aktuell die Performancekunst beschäftigt.

Mit ihrem erstmaligen Auftritt in Berlin eröffnen Sankai Juku aus Japan das Festival. In ihrem Werk ist der pulverisierte Körper des Butohs zu entdecken – changierend zwischen pflanzlicher oder animalischer Bewegung, Humanität und Geisterhaftigkeit. Beendet wird IN TRANSIT 09 von Mathilde Monnier . Die französische Choreografin und die kaum weniger berühmte spanische Performerin La Ribot haben sich in „Gustavia“ die Burleske zum Thema genommen – und stehen als Antiheldinnen plötzlich in der Tradition von Charlie Chaplin.

El Periférico de Objetos aus Argentinien bringt ein ausdrucksstarkes Stück mit, irgendwo zwischen Theater und Installation angesiedelt: Körper, Bilder, Stimmen und Dinge erzählen dort Geschichten, die man allzuoft lieber nicht hören will. Und El Periférico-Mitbegründer Emilio García Whebi hat zusammen mit Maricel Alvarez einen selbstironischen Sophie Calle-Text dramatisiert. Mapa Teatro kommt mit einer Inszenierung nach Händl Klaus – in der Gegenüberstellung von dampfenden Tropen und kühlen Alpen scheinen kolumbianische Verhältnisse auf. Und in einem Video-Enactment eines der grottigsten mexikanischen Filme machen sie lateinamerikanische Populärkultur und dortigen Machismo kenntlich. Melati Suryodarmo aus Indonesien setzt ein Tableau vivant für Stimme, Geige und sieben weiße Kaninchen in Szene. Allen S. Weiss aus den USA führt Regie bei einem verstörenden Puppentheater mit den viel gerühmten und unheimlichen Puppen des französischen Künstlers Michel Nedjar . Weiss wird für das Festival auch eine Soundinstallation mit einigen der einflussreichsten Sound-Künstlern Nordamerikas kreieren. Yingmei Duan aus China baut ein massives Environment aus zehn Tonnen Berliner Müll auf: Hier treffen ein Schauspieler, ein Pianist, ein Sänger, ein Mädchen und Yingmei Duan selbst das Publikum in einem Raum lebendiger Erinnerungen, wo Objekte zu Dingen werden und Menschen zu Geistern. Maria Jose Arjona durchläuft im Foyer ihre provokante performative Installation in drei Schritten – „Gewalt durchdringt und verändert alles.“ Hooman Sharifi / Impure Company (Norwegen) setzen den Anfang einer langfristigen Arbeit zur Utopie eines fast paradiesischen Zusammenlebens von Mensch und Tier/Natur. Adrian Piper (USA/Deutschland) zeigt erstmals ihre Installation "Everything # 5.2." zur Aufsprengung „vermauerter“ Verhältnisse. Julie Tolentino (USA) erarbeitet eine Etappe ihres „CRY OF LOVE“ und setzt gemeinsam mit Ron Athey (USA) den Gedanken eines Körperarchivs schmerzlich um. Nevin Aladag (Türkei/ Deutschland) spürt den feinen Rissen zwischen den Kulturen nach – und denen in der Wahrnehmung der Dinge. Die Gruppe deepblue um den Choreografen Heine R. Avdal stellt den theatralen Raum in all seinen Bestandteilen auf den Prüfstand, und Trajal Harrell den Stellenwert des Akteurs, des Menschen in Performance wie Show. Die junge Spanierin Aitana Cordero wird souverän, indem sie den Objektstatus so virtuos wie erschreckend „spielt“. In Kooperation mit der Tanzfabrik Berlin kreisen Performances um Konfrontationen und Synergien des zeitgenössischen Tanz zwischen Südafrika und Europa: "Cross Currents" .

Wie schon 2008 wird eine Lecture-Reihe integraler Bestandteil des Festivals sein, mit Fred Moten, Adrian Piper, Allen S. Weiss, Peter Pál Pelbart, Laura Harris, Klaus-Peter Köpping, Adrian Heathfield, Tanja Ostojic. Die interaktive Bibliothek wird ebenfalls zurückkehren. Und natürlich machen Partys und andere Events das Festival zu einem Zehn-Tage-Erlebnis.

Kurator: André Lepecki