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Als eine "so weit bisher erkennbar, am meisten originäre Hervorbringung der bildenden Kunst" sieht Christian Rathke das Informel, Karl Ruhrberg preist die informelle Malerei als "folgenreichste Kunst der Nachkriegsjahre in Europa und in den vereinigten Staaten". Eugen Thiemann setzte 1980 mit der Ausstellung "Informel - Götz Schultze Hoehme" "zum Ziel daran zu erinnern, dass der Tachismus und seine extremeren Spielarten wie der abstrakte Expressionismus und die action painting die einzig authentische Neuerung der Kunst nach dem 2. Weltkrieg gewesen ist.

Was ist an dieser "Art autre" so anders? - Die Voraussetzung für eine in der Kunstgeschichte zuvor beispiellosen Mannigfaltigkeit künstlerischer Aussagen war der Bruch mit der traditionellen Bildvorstellung, den das Informel konsequent vollzog und sich damit eine unbeschränkte Vielfalt an Bildfindungen eröffnete. Doch die bloße Übersetzung des Begriffs "Informel" als "formlos" ist etwas missverständlich, denn natürlich sind die Formen nicht gänzlich aus dem Bildkosmos verbannt. Vielmehr ist das bestehende Bildmuster "Form vor Grund" aufgebrochen. Die Form im weitesten Sinn ist im Auflösen oder auch im Werden begriffen, das Prozessuale wird zum eigentlichen Bildthema. An Stelle von festen Formkörpern treten nun offene Struktuen. Galt der ausgewogenen hierachischen Komposition aus Formen und Farben das ganze Augenmerk der abstrakten Maler der Vorgeneration, stand im Fokus der Informellen die Veranschaulichung von Geschwindigkeit, Dynamik, Prozessen, Aktion, Spontanität und Energie.

Die Künstler hatten nach der langen Zeit der Unterdrückung während des Naziregimes die Auffassung, dass nichts mehr so sein könnte, wie zuvor. Die Kunst, ihre Kriterien, das Wertesystem und letztlich der Künstler selbst musste sich neu erfinden. Während sich die Menschen aus einer Stagnation und Lähmung ob der schrecklichen Erlebnisse im 2. Weltkrieg langsam zu berfreien versuchten, brodelte es in der Kunstszene. Die Künstler waren auf der Suche nach einer Sprache, welche die neue Freiheit demonstrieren und die Antwort auf so viele existenzielle Fragen geben sollte, ja, die das aus den Fugen geratene Weltbild widerspiegelte. "Von vorn anfangen" war Schumachers Devise.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.

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Informelle Tendenzen - Wandel als Prinzip

Werke von Hubert Berke, Peter Brüning, Rolf Cavael, Karl Fred Dahmen, Gerhard Fietz, Sam Francis, Winfred Gaul, Karl Otto Götz, Otto Greis, Hans Hartung, Gerhard Hoehme, Heinz Kreutz, Ernst Wilhelm Nay, Gerhard Richter, Jean-Paul Riopelle, Otto Ritschl, Bernard Schultze, Emil Schumacher, K.R.H. Sonderborg, Antoni Tàpies, Fred Thieler, Mark Tobey, Hann Trier, Theodor Werner, Conrad Westpfahl, Fritz Winter