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Jana Sterbak ist seit den 1980er Jahren für ihre konzeptuellen Objekte, Performances, Fotografien und Installationen bekannt, in denen sie komplexe Ideen in pointierte Bilder überführt. Der Mensch in der Vielfalt seiner Emotionen, seinem spannungsreichen Verhältnis zur Gesellschaft und zu seinem eigenen Dasein steht im Mittelpunkt ihres Werkes. Jana Sterbak verhandelt existenzielle Themen mit hintersinnigem Humor, subversiv und mit bisweilen verstörender Wirkung. Der Materialität kommt dabei eine besondere Bedeutung zu: frisches Fleisch, Brot, Schweiß oder menschliches Haar irritieren und sprechen die Sinne des Betrachters unmittelbar an.

Die Ausstellung Identity versammelt Werke aus drei Jahrzehnten, welche die schwer zu fassende Kategorie der „Identität“ umkreisen. Die ausgestellten Kleider-Arbeiten, Objekte und Fotografien werfen Fragen über die Wandelbarkeit der Dinge und die menschliche Individualität auf. Durch Verschiebung in Material und Dimension verfremdet Sterbak alltägliche Gebrauchsgegenstände. So ersetzt sie die hölzerne Sitzfläche eines Hockers mit einem Kuchen (Cake Stool) oder schafft überdimensionierte Krücken, die nur ein Riese benutzen könnte (Monumental). Indem sie die Dinge ihrer gewohnten Funktionalität beraubt und um sinnliche Aspekte erweitert, lässt sie sie uns neu wahrnehmen.

Für die Künstlerin, die sich intensiv mit dem Bild und der Funktion des Körpers in der Gesellschaft befasst, sind Kleidungstücke eine ideales Medium. Das hauchzarte Chemise de Nuit, von dem ein süßlich-femininer Duft ausströmt, spielt mit Geschlechteridentitäten. Erst aus der Nähe werden die männlichen Brusthaare sichtbar, die Sterbak auf den dünnen Stoff appliziert hat und brechen das Bild weiblicher Verführung. Die Arbeit Mask, 2014, erinnert an eine Burka – ein in jüngster Zeit heftig debattiertes Kleidungsstück. Im Gegensatz zur Burka, die Gesicht und Körper seiner Trägerin vollkommen verbirgt, setzen die groben Maschen von Sterbaks Maske den Körper in seiner Nacktheit dem öffentlichen Blick aus.

Die Normierung des Menschen und die Einschränkung seiner individuellen Entfaltung sind ein wiederkehrendes Thema in Sterbaks Werk. Die Fotografie Generic Man zeigt einen Mann mit einem im Nacken tätowierten Barcode und verweist auf seinen kommerzialisierten Körper. Auch die Arbeiten Measuring Tape Cones, 1979 zu spitzen Kegeln geformte Maßbänder, die als krallenartige Verlängerungen menschlicher Hände dienen, und Sisyphus Sport, 1997 ein mit ledernen Trageriemen ausgestatteten Felsbrocken, der wie ein Rucksack getragen werden kann, können im Kontext des zunehmenden Zwangs zu Selbstoptimierung der heutigen Zeit gelesen werden.

Jana Sterbaks Werke, so einfach und klar lesbar sie auf den ersten Blick erscheinen, entziehen sich dem Betrachter in ihrer Bedeutungsvielfalt, lassen keine eindeutigen Interpretationen zu. Vermeintliche Gewissheiten über Menschen und Dinge lösen sich beim Betrachten auf. &nbsp  

Jana Sterbak,*1955 in Prag, lebt und arbeiten in Montréal, Kanada