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JIŘĺ KOVANDA Der tschechische Künstler Jiří Kovanda setzt seine subtile Praxis der minimalen, beiläufigen Gesten in Performances, Collagen und Installationen um. Seine konzeptuellen Arbeiten folgen häufig dem poetisch-surrealistischen Prinzip, Situationen und Objekte durch kleine Abänderungen zu transformieren und in offenere Bedeutungszusammenhänge zu verschieben. Kovanda wird gegenwärtig von einer jüngeren KünstlerInnengeneration als wichtige Referenzfigur geschätzt. Im Zentrum der internationalen Wahrnehmung stehen dabei vielfach seine frühen Interventionen im öffentlichen Raum. In der zweiten Hälfte der 1970er-Jahre realisierte er in Prag eine Reihe von Performances, die an der Grenze zur Unsichtbarkeit das gesellschaftlich Gewöhnliche untersuchten und die alltäglichen Handlungsspielräume des Individuums ausloteten. So schaute er beispielsweise auf der Rolltreppe den Leuten hinter sich gebannt in die Augen oder stand mit ausgebreiteten Armen auf dem Wenzelsplatz. In anderen Arbeiten inszenierte er einfachste Materialien wie Laubhaufen oder kleine Türme aus Zuckerwürfeln an ausgewählten Orten innerhalb der Stadt. Nachdem Kovanda in den 1980er- und 90er-Jahren vor allem Collagen und Assemblagen geschaffen hat, entstehen in den letzten Jahren wieder verstärkt ephemere und situationsbezogene Aktionen und Installationen. In Kissing through Glass (2007) etwa waren die MuseumsbesucherInnen der Tate Modern in London aufgefordert, mit dem Künstler auf diese Weise in Kontakt zu treten; auf der Eröffnung der Kunstmesse FIAC (2007) steckte er unbemerkt Süßigkeiten in die Taschen der BesucherInnen und anlässlich einer Ausstellung in Santiago de Compostela viertelte er einen antiken runden Tisch und passte ihn in die Ecken des Raumes ein (2008). Für die Secession wird Jiří Kovanda neue Arbeiten entwickeln. Jiří Kovanda, geb. 1953, lebt und arbeitet in Prag.

Czech artist Jiří Kovanda articulates his subtle practice of minimal, casual gestures in performances, collages and installations. His conceptual works often follow the poetico-surrealist principle of transforming situations and objects by small alterations, shifting them into more open frameworks of meaning. Today, Kovanda is revered as a major point of reference by a younger generation of artists. In many cases, international attention has focused on his early interventions in public spaces. In the second half of the 1970s, he realized a series of performances in Prague, operating on the verge of invisibility, which examined ordinary aspects of society and the scope for individual action in everyday life. He turned round and stared into the eyes of the person riding the escalator behind him, for example, or stood with outstretched arms in Wenceslas Square. In other works, he merely arranged simple materials like piles of leaves or small towers of sugar cubes at selected locations within the city. Having focused in the 1980s and ‘90s on collage and assemblage, in recent years Kovanda has increasingly returned to ephemeral and situation-specific actions and installations. In Kissing through Glass (2007), for example, visitors to Tate Modern in London were called on to enter into contact the artist in this way; at the opening of the FIAC art fair in 2007, he secretly put candy into people’s bags; and at an exhibition in Santiago de Compostella, he cut an antique round table into four pieces which he fitted into the corners of the space (2008). For the Secession, Jiří Kovanda will develop new works. Jiří Kovanda (born 1953) lives and works in Prague.

FRANCIS UPRITCHARD In ihren Installationen setzt Francis Upritchard Kunst, Kunsthandwerk und Display als gleichberechtigte Elemente zueinander in Beziehung. Die für ihr Werk charakteristischen bunten menschlichen Figuren werden mit modifizierten Fundstücken und Alltagsgegenständen auf eigens produzierten oder gefundenen Möbeln arrangiert. Die Inszenierung im und Gestaltung des Ausstellungsraums ist dabei integraler Bestandteil der Arbeit. Upritchard hebelt gängige wertende Differenzierungen und Kontextualisierungen aus, indem sie beispielsweise zwischen den „eigentlichen“ Kunstobjekten und dem Display nicht hierarchisch unterscheidet, die kulturelle und/oder zeitliche Herkunft der Figuren und Objekte nicht definiert. In dem Wissen, dass (Re-)Präsentation und der jeweilige Blickwinkel zentrale Rollen für die Wahrnehmung spielen, inszeniert die Künstlerin alternative Blickregien und Betrachtungsweisen. Ihre Arrangements bilden eine Art von künstlichen Universen in denen die Figuren das Spektrum der conditio humana verkörpern und in sich gekehrt, heiter, kläglich oder unbeholfen wirken. Die gewohnte Wahrnehmung von Produkten menschlicher Zivilisationen wird geschickt umgekehrt und pervertiert, indem sie Gegenstände westlicher Alltagskultur in rituelle Kultinstrumente fiktiver archaischer Völker transformiert, z.B. Badminton-Schläger in Zepter oder industrielle Imitationen viktorianischer Vasen zu Urnen. Francis Upritchard entwickelt für die Secession eine neue Installation, die u.a. die Ausstellungsgeschichte der Institution thematisiert. Francis Upritchard (*1976 in Neuseeland) lebt und arbeitet in London.

Francis Upritchard gives equal weight to art, craft, and display in her sculptural installations. Her signature human figures, painted in bright colours, are arranged with found objects and everyday items, that are usually modified and shown on specially produced or found pieces of furniture. The design and staging within the exhibition space are an integral part of the work. Upritchard suspends the usual attributions of value to specific materials and contexts by a lack of hierarchy and reference to the age and cultural origin of the figures and objects. The artist stages alternative visual regimes, exploring the way that specific points of view play a central role in perception. Her arrangements form artificial universes in which the figures embody the human condition in all its diversity, appearing introverted, cheerful, miserable, or uncomfortable. Upritchard cleverly reverses and perverts the usual view of products of human civilization by transforming everyday items from Western culture into instruments of cult ritual for fictitious archaic peoples, with cigarettes as necklaces or badminton rackets as scepters. For the Secession, Francis Upritchard is developing a new installation whose themes include New Age lifestyles, colour theory and the exhibition history of the institution. Francis Upritchard (*1976 in New Zealand) lives and works in London.

ANNA ARTAKER Anna Artaker setzt sich in ihrem künstlerischen Werk kritisch mit Bildpolitiken auseinander. Die Rolle von Bildern bei der Konstruktion und Vermittlung von Geschichte wird dabei ebenso thematisiert wie die Verschränkung von Bildern mit sprachlichen Begriffen oder anders gesagt: die Art und Weise, wie Bilder in bestimmte Diskurse eingefügt sind, die ihre Lesart beeinflussen. Für ihre Arbeiten greift Artaker häufig auf existierendes Bildmaterial zurück, für das sie intensive Recherchen in Archiven und Bibliotheken unternimmt. Anhand dieses Materials untersucht sie die repräsentative Funktion von Bildern und deren Verbreitung durch die Medien. Mitunter lädt sie die BetrachterInnen mittels Handlungsanweisungen ein, nach alternativen Bildern und Geschichtsnarrativen zu forschen. In der jüngsten Vergangenheit ist der Abdruck zentrales Thema ihrer Arbeit. Von den Totenmasken, die der sowjetisch-armenische Bildhauer Sergei Merkurov (1881–1952) verschiedenen Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens der Sowjetunion abgenommen hat, hat Artaker eine Fotoserie gemacht. In weiterer Folge stellte sie aus dem Material einen Film nach dem Schnittmuster von Kurt Krens 48 Köpfe aus dem Szondi Test zusammen. Für ihre Ausstellung in der Secession plant sie eine Weiterführung dieses Projekts. Anna Artaker (*1976 in Wien) hat Philosophie und Politikwissenschaften in Wien und Paris und konzeptuelle Kunst an der Akademie der bildenden Künste in Wien studiert. Sie lebt und arbeitet in Wien.

Anna Artaker’s work engages critically with the politics of pictures. As well as the role of pictures in the construction and communication of history, she also addresses the interlocking of pictures with linguistic concepts or, in other words, the way pictures are inserted into particular discourses which influence their interpretation. Artaker often works with existing image material sourced via in-depth research in archives and libraries. Using this material, she examines the representative function of pictures and their dissemination by the media. In some cases, she provides instructions inviting the viewer to search for alternative pictures and historical narratives. Her most recent work has focused on the theme of the imprint. The death masks taken from prominent public figures in the Soviet Union by Soviet-Armenian sculptor Sergei Merkurov (1881–1952) form the subject of a series of photographs, out of which Artaker subsequently assembled a film based on the original editing plan of Kurt Kren’s 48 Köpfe aus dem Szondi Test (48 Heads From The Szondi Test). For her exhibition at the Secession, she plans to continue with this project. Anna Artaker (*1976 in Vienna) studied philosophy and political science in Vienna and Paris, and conceptual art at the Academy of Fine Arts in Vienna, where she lives and works.

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Jiri Kovanda, Francis Upritchard, Anna Artaker