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Mit seinen medienbezogenen Malereien, Fotoarbeiten, Videoperformances, Filmen, Plakaten und Büchern zählt der amerikanische Künstler John Baldessari (geb. 1931) seit den 60er Jahren zu den bedeutendsten und vielseitigsten Vertretern konzeptueller Kunst. Das MUMOK zeigt gemeinsam mit dem Kunsthaus Graz eine Retrospektive, die erstmals einen repräsentativen Überblick über Baldessaris bisheriges Gesamtwerk gibt. Während im MUMOK das Schaffen vom bahnbrechenden Frühwerk bis in die beginnenden 80er Jahre zu sehen ist, werden in Graz die neueren, seit den 80er Jahren entstandenen Arbeiten gezeigt.

Unter den Künstlern, die in den 60er Jahren den Diskurs über Kunst zur Grundlage und zum Bestandteil ihrer Arbeit machten, zeichnet sich Baldessari durch eine ironisch geprägte Verknüpfung von Malerei und Fotografie, von Bildern und Sprache aus. 1970 verbrannte der Künstler im sogenannten „Cremation Project“ die meisten seiner vor 1966 entstandenen Malereien, um so demonstrativ seine Abkehr von der zeitgenössischen Malerei zu vollziehen und fortan die Fotografie und die neueren Medientechnologien in den Mittelpunkt seines Schaffens zu stellen. Aber bereits die frühen gemalten Bilder, von denen einige der Zerstörung entgangen sind, beinhalten Medien- und Sprachbezüge, die Baldessari in seinem gesamten späteren Oeuvre weiterentwickelt hat. Kommerzielle Bilder wie Plakate und Filmfotos dienten dabei als Ausgangsmaterialien, um deren Botschaften durch Übermalungen, Fragmentierungen und Neumontagen zu verfremden und zugleich neue Sinnzusammenhänge zu erzeugen. Damit verwies Baldessari auf die Rolle der Kunst als Definitionsspiel und auf ihren Zusammenhang mit allgemeinen Mechanismen der Bedeutungsproduktion und Kommunikation, wie sie auch in der zeitgenössischen Sprachtheorie untersucht wurden.

In seiner Darstellung des Verhältnisses von Bild und Sprache, von traditionellen und progressiven Kunsttechniken ließ Baldessari beispielsweise von Schriftenmalern kunsttheoretische Texte auf Leinwände malen. So entstanden geschriebene Malereien, die das Prinzip der delegierten Autorenschaft befolgten und zugleich mit parodistischem Unterton die theoretischen Rahmenbedingungen der Kunst buchstäblich ins Bild setzten. Er übertrug auch fotografische Bilder auf Leinwände, um die Malerei in ihrer konventionellen Form zu überwinden und widmete sich schließlich dem Diskurs über Malerei und Farbe in Performances, Fotografien und Videos. Von allen Vertretern konzeptueller Kunst beschäftigte sich Baldessari am eingehendsten mit der Ästhetik von Film und Fotografie, um ihre traditionellen Verfahrensweisen zugleich zu interpretieren und spielerisch aufzubrechen. Er analysierte die Zeichenhaftigkeit und Sprachlichkeit filmischer und fotografischer Bilder und produzierte selbst medienreflexive Filme sowie zahlreiche filmisch inspirierte Fotoserien und -sequenzen. In seinen Fotoinstallationen verbindet er den Bildraum mit dem realen Ausstellungsraum und versetzt damit den Betrachter gleichsam ins Bildgeschehen.

Das Spektrum der rund 100 gezeigten Arbeiten reicht von frühen abstrakten Malereien, Text- und Fototextmalereien, über Videoperformances, Filme, Fotoserien, Werkskizzen und Bücher bis zu raumbezogenen Fotoinstallationen der frühen 80er Jahre.

Pressetext

only in german

John Baldessari - A Different Kind of Order
(Arbeiten 1962 – 1984)
Kurator: Rainer Fuchs
Eine Ausstellung in Kooperation mit dem Kunsthaus Graz

Stationen:
04.03.05 - 03.07.05 MUMOK Wien
06.03.05 - 16.05.05 Kunsthaus Graz