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Mit Kunst in direktem Augenkontakt: Übergroße Schwarzweiß-Porträts blicken uns an von Häuserwänden, Treppen, Mauern und Dächern. Die ganze Stadt wird zum Bildraum. Der französische Künstler JR (*1983) zählt nicht von ungefähr zu den innovativsten Vertretern der internationalen Gegenwartskunst. Er lebt und arbeitet in Paris und New York, wobei er seine wahre Identität bewusst im Geheimen hält. Seine überdimensional großen Schwarzweiß-Porträt-Fotografien platziert er weltweit als monumentale Plakate an allen denkbaren Stellen des öffentlichen (Stadt-)Raums. So arbeitet JR an den unterschiedlichsten Orten und in verschiedenen kulturellen und zeitgeschichtlichen Zusammenhängen.

Dabei wird jeweils die individuelle Architektur und Kultur der Stadt zum Thema seiner Arbeiten. In den Gesichtern der Menschen, die JR unter Verwendung einer 28 mm Linse in Nahaufnahme fotografiert, kommt dies zum Ausdruck. Auf der Grundlage dieser Idee verwirklichte der Künstler bisher große Projekte in Europa, Südamerika, Afrika und Asien, unter anderem am Times Square in New York und in der Kulturhauptstadt Marseille, immer mit einem entschiedenen sozialkritischen Ansatz und formalem wie inhaltlichem Bezug zu den Porträtierten.

Die wichtigste Motivation JRs ist die Interaktion mit anderen Menschen. In seinen Arbeiten stellt er die Frage nach Freiheit und Identität und inwiefern Kunst die Wahrnehmung der Menschen verändern kann. Mit seinem kreativen Aktionismus lenkt er aber auch die Aufmerksamkeit auf Missstände in Armenvierteln Afrikas oder Brasiliens. Bezeichnend für JRs Kunst sind die Geschichten, die er mit seinen Fotomontagen erzählt, sein Talent, getrennte Welten zusammenzubringen und ein lebendiges Event daraus zu machen.

Ebenso charakterisierend ist JRs Art, völlig unvoreingenommen an den Anderen heranzutreten, zu begeistern, eine Kunst hervorzubringen, die sich nicht abstrakt engagiert, sondern die den Anderen wirklich mitnimmt. Er kann mit einem Projekt auch scheitern, aber seine Lust am Entdecken und Experimentieren kennt keine Grenzen. JR ist ein Beziehungsstifter, ein Dirigent, der den „anonymen“ Existenzen oder vergessenen Geschichten ein Gesicht gibt, er ist mit außergewöhnlicher Schöpferkraft ausgestattet.

Für seine kreative Vision, die Welt zu verändern, gewann JR 2011 den amerikanischen TED Prize (2007 war Bill Clinton Preisträger). Das Preisgeld nutzt JR, um ein neues weltweites Fotoprojekt zu realisieren, mit dem er das Innerste der Welt nach außen bringen möchte: INSIDE OUT. Bis heute nahmen über 153.000 Menschen mit ihren Porträts an INSIDE OUT teil. Mit diesem Projekt gelang es JR – als erster Künstler überhaupt –, den gesamten Times Square im Herzen von New York mit Porträts zu bekleben.

Die künstlerischen Projekte im öffentlichen Raum verarbeitet JR anschließend in verschiedenen Medien weiter.

Drei seiner fortlaufenden Projekte stehen in seiner retrospektiven Ausstellung in Baden-Baden im Mittelpunkt: WRINKLES OF THE CITY (als „Projektdokumentation“ im Museum mit Künstlerfotos und Videos), INSIDE OUT (Installation der Photokabine im Museum, Besucher können sich porträtieren lassen, werden Teil der Inszenierung im Museum) sowie UNFRAMED (das Projekt im Stadtraum von Baden-Baden, das JR seit 2010 weltweit in verschiedenen Städten umgesetzt hat).

Kuratorin der Ausstellung: Patricia Kamp

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JR 

Kurator:
Patricia Kamp