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Eröffnung: 17.04.08

Mit „ At Arm’s Length“ präsentiert das MUMOK vier Arbeiten des jungen Künstlers Kamen Stoyanov: In der Museums-Lounge, in der Passage zwischen den eigentlichen Ausstellungsräumen und im MUMOK - Schaufenster in der Babenberger Unterführung werden Videos, Zeichnungen und eine Installation gezeigt, die den gegenwärtigen Kulturbegriff mitsamt seinen Paradoxien reflektieren.

Kamen Stoyanov, 1977 in Rousse, Bulgarien, geboren, erweist sich in seiner Ausstellung im MUMOK als aufmerksamer Beobachter einer ungebremst voranschreitenden Ökonomisierung des kulturellen Feldes und des öffentlichen Raumes. Besondere Bedeutung erhalten in Stoyanovs Werken vermeintliche Nebensächlichkeiten, unscheinbare Personen, Handlungen oder Orte, die auf unkonventionelle Formen des Umgangs mit der herrschenden wirtschaftlichen Ordnung verweisen. Probleme der Migration werden in diesem Zusammenhang ebenso angesprochen wie Fragen der kulturellen Übersetzung und der Identitätsbildung.

Auf dem Steg zwischen zwei Ausstellungshallen des Museums installiert Stoyanov die Werkgruppe „Tiger Steps“ (2007). Sie besteht aus mehreren Fotografien, Dokumentationsmaterialien und einer Tigerpuppe, die auf ironische Weise die Geschichte des Tigerweibchens Schakti erzählt. Dieses Tier wurde 4 Monate lang in einem Glaskäfig im exklusivsten und teuersten Einkaufszentrum Sofias ausgestellt, um für ein dortiges Cafe zu werben.

Stoyanovs Video „Move Your Hands“ (2007), das in einem Schaukasten des MUMOK vor dem Museumsquartier, in der sogenannten Babenberger Passage ausgestellt wird, zeigt eine bulgarische Frau, die vor dem Centre Georges Pompidou in Paris auf einem selbst gebauten Volksinstrument spielt. Ihr lärmendes Fiedeln sowie ihr Beharren auf ihrem Sitzplatz vor dem Sockel einer Skulptur im öffentlichen Raum korrespondiert mit der Arbeit von anrückenden Reinigungskräften, die von der Wand hinter ihr Graffitis entfernen.

In der Lounge im obersten Stock des Museums ist der Videofilm „Persona“ (2008) zu sehen, der von der Arbeit einer Dolmetscherin in einem Kino in Sofia handelt. Die Frau übersetzt dort tagtäglich fremdsprachige Filme und spricht im konkreten Fall den Text zu Ingmar Bergmans Psychodrama „Persona“, in dem ebenfalls Fragen der Identifikation und des Verstehens des Anderen im Mittelpunkt stehen.

Ebenfalls in der Lounge wird die Zeichnungsserie „Brake Shoes“ (2007) präsentiert, mit der sich Kamen Stoyanov kritisch auf eine Passage aus Frederick Bodmer‘s Buch „The Loom of Languages“ (1944) bezieht, welche das kyrillische Alphabet als „Hemmschuh“ bezeichnet. Zum anderen reflektieren Stoyanovs Zeichnungen die Position des Künstlers auf dem aktuellen Kunstmarkt und das Zeichenmedium selbst.

Anlässlich der letztjährigen Viennafair prämierte das MUMOK Kamen Stoyanov mit dem Preis der 'Zone 1', einem extra für junge Künstler auf dieser Messe eingerichteten Bereich. Dieser Preis ist mit dem Ankauf der prämierten Arbeiten und einer Präsentation des Gewinners im MUMOK während der Zeit der Viennafair 2008 verbunden. Kamen Stoyanov studierte von 2000 bis 2005 an der Akademie der Bildenden Künste in Wien. Er lebt und arbeitet in Wien und Sofia.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit einem Text von Christian Kravagna und einem Gespräch zwischen Kamen Stoyanov und Matthias Michalka.

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Kamen Stoyanov
At Arm´s Length