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Eröffnung: 15.11.07, 19 Uhr

Mit der Ausstellung „The Victim“ zeigt das MUMOK eine Auswahl aus dem filmischen und zeichnerischen Oeuvre der 1977 in Tel-Aviv geborenen Künstlerin Keren Cytter, die auf der vorjährigen Art Basel den renommierten „Bâloise Kunst-Preis“ gewonnen hat.

Der preisgekrönte Film „The Victim“ wurde dem MUMOK vom Schweizer Versicherungskonzern Bâloise Holding zusammen mit „Dreamtalk“ geschenkt. Zentrale Themen beider Filme sind die Wechselbezüge zwischen menschlichen Gefühlen und deren medialer Vermittlung. Neben den filmischen Arbeiten zeigt die Ausstellung ein neu publiziertes Künstlerheft und Zeichnungen, die sich auf massenkulturelle Bildwelten, wie jene des Kinos, der Werbung und des Computers beziehen.

Cytter, die als Autorin auch die Drehbücher ihrer Filme schreibt, bricht gewohnte Dialogformen und Handlungsabläufe auf. Sie arbeitet mit überraschenden Schnitten und asynchronen Neumontagen von Sätzen und Bildern. Zudem wiederholt sie Bild- und Tonsequenzen mit leichten Abweichungen. Damit untergräbt sie die Einheit von Ort, Zeit und Handlung und lenkt die Aufmerksamkeit auf die Beziehungen von Sprache und Verhaltensweisen.

In „The Victim“ treffen fünf namenlose Personen bei einem Abendessen zusammen, wobei die Gesprächsfolge verwandtschaftliche und persönliche Beziehungen offenlegt. Im Mittelpunkt der Handlung steht eine Frau, die sich zwischen ihrem Liebhaber und ihrem Sohn, beide vom selben Darsteller gespielt, entscheiden muss. Die rhythmische Verzahnung von Bildern und Sprache mündet in Schuldzuweisungen, die mit dem Selbstmord des Beschuldigten als buchstäblichem Knalleffekt enden. Sowohl das Script des Films, als auch Kamera und Mikrophon tauchen in der Bilderfolge auf und thematisieren mit der filmischen Handlung auch das Medium Film an sich. Der Film ist als Loop angelegt, in dem Anfang und Ende der Handlung aufeinander Bezug nehmen und die Darsteller Gefangene einer endlosen Schleife sind.

Auch in „Dreamtalk“ wird die Durchdringung von Lebensrealität und Medienwirklichkeit reflektiert. Die Handlung vollzieht sich im privaten Umfeld einer kleinen Garconiere und zitiert jene stereotypen Denk- und Sprachmuster, wie sie von Reality Soaps vermittelt werden. Der Film handelt nicht nur vom Einfluss der Medien auf die Selbstwahrnehmung, sondern er treibt die Verwechslung von persönlichen Gefühlen und ihrer medialen Darstellung auf die Spitze. Folglich ist die eigentliche Wirklichkeit für die Darsteller jene des Fernsehens, ohne dessen Flimmern auch ihre eigene Existenz erlischt.

Zusammen mit den Filmen wird in der Ausstellung auch Keren Cytters zeichnerisches Werk anhand ausgewählter Beispiele vorgestellt. Mit Kugelschreiber und Filzstiften bezieht sich Cytter dabei auf Motive und Slogans der Film-, Computer- und Werbeindustrie. Sie porträtiert deren digitalisierte Ästhetik und verknüpft sie zugleich mit surrealem Bildwitz. So entstehen comicartige Zeichnungen, in denen die Sprache bildhafte Qualitäten und die gegenständlichen Bildmotive zeichenhaften Charakter besitzen.

Der „Bâloise Kunst-Preis“

Der „Bâloise Kunst-Preis“ wird seit 1999 jährlich im Sektor „Art Statements“ der internationalen Kunstmesse Art Basel an zwei KünstlerInnen vergeben. In Abstimmung mit einem Expertengremium erwirbt die Bâloise darüber hinaus Kunstwerke der Preisträger und macht sie zwei bedeutenden Museen – neben dem MUMOK ist dies die Hamburger Kunsthalle, deren Direktoren dem Expertengremium angehören – zum Geschenk. Das Engagement der Bâloise stellt eine vorbildliche Verbindung von Künstler- und Institutionsförderung dar.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit Texten von Marlene Dumas, Bart van der Heide und Rainer Fuchs.

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Keren Cytter
The Victim
Kurator: Rainer Fuchs