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"I have been considering making a video about a ski resort in northern Finland and showing it in a gallery in Berlin"

Im Zuge des klimatischen Wandels entstehen vielerorts in Europa vermehrt so genannte Ski Resorts, in denen künstliche Pisten geschaffen und touristisch vermarktet werden. Die finnische Künstlerin Laura Horelli (*1976) zeigt in der Galerie Barbara Weiss ihren neuesten Videofilm. Dieser Film sowie eine Assemblage aus Werbebroschüren und Anzeigen, aus Computerausdrucken, Fotokopien und Farbfotografien gehen künstlerisch der Frage nach dem individuellen Umgang mit einem globalen Problem und dessen medialer Vermittlung nach.

Anhand von Recherchematerial, von Zitaten und mithilfe der Projektion eigener, subjektiver Wahrnehmungen auf die fiktive Person einer jungen Künstlerin untersucht Laura Horelli hergebrachte Rezeptionsmuster. Die Hauptperson des Filmes, die ihr Interesse an künstlichen Skipisten und Schneekanonen entdeckt hat und darüber ein Video herstellen will, sieht sich mit den Nachrichten und Botschaften aus Massenmedien und Werbung konfrontiert. Selbst marginale Ereignisse beginnen bald, ihre persönliche Wahrnehmung und so ihr künstlerisches Projekt zu beeinflussen.

Der Betrachter folgt der dargestellten Künstlerin bei ihrer gedanklichen und experimentellen Auseinandersetzung mit dem Thema. Sie erfährt viel über verschiedene Projekte dieser Art in Nord-Finnland, in China und in Deutschland, von deren Planungen und deren Scheitern. Der Schwerpunkt ist die Recherche, anders jedoch als bei einer Reportage verläuft der Weg dabei assoziativ. Die Hauptperson widmet sich dabei mal historischen, mal wirtschaftlichen und mal sozialen Gesichtspunkten. Sie kommt jedoch immer auch auf sich selbst zu sprechen, aus ihren privaten Umfeld heraus lässt sie den Betrachter an ganz persönlich Erfahrungen teilhaben: an der Idee des Projektes, an Unsicherheiten hinsichtlich der Umsetzung oder an dem Umgang mit ihrer eigentlich systemimmanenten Perspektive.

Zwei weitere Perspektiven werden durch Stimmen aus dem Off ortsbezogen veranschaulicht und, wie auch für die für den Betrachter sichtbare Schauspielerin, jeweils durch verschiedene Sprachen (englisch, deutsch, finnisch) transportiert. Schnell stellen sich so Fragen nach Identitäten und nach der Greifbarkeit einer Ich-Perspektive im Film. Die Untersuchungen aller Personen im Film bleiben letztlich, wie das Werk selbst, ergebnisoffen.

Die Methode, der sich Laura Horelli bedient, liegt im Bereich sich zwischen semidokumentarischer Arbeit und Autorenfilm. Keinesfalls will sie Objektivität darstellen, erreichen oder gar suggerieren. Sie bewegt sich im Privaten und Persönlichen und legt gleichzeitig die Auswirkungen medialer Einflüsse offen. Hierzu montiert sie in der Videoarbeit mittels szenischer Darstellungen Alltagserfahrungen, während sie mit der Assemblage vorgefundene Text- und Bildfragmente arrangiert, die gleichsam als Relikte der Wahrnehmung bleiben.

Laura Horellis Installation weist weit über eine reine Medienkritik hinaus. Mit oft hintergründigem Witz spielt sie mit den unterschiedlichen Perspektiven von Künstler und Betrachter, mit dem, was beide unterschiedlich wahrnehmen und was beide in kollektiver Wahrnehmung verbindet.

Peer Golo Willi

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Laura Horelli