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Halb sind es die paranoiden Atomschutzarchitekturen des Kalten Krieges, halb die monströsen Raketensilos dieser Epoche, an die das Publikum in Lisi Raskins neuer Installation „Parallel Telegram“ erinnert wird. Nur durch einen Tunnel läßt sich das Studio 4 des Künstlerhauses betreten, das den Besucher in einer schwindelerregenden Kunstlichtwelt gefangennimmt und ihn irgendwo zwischen den Machtwahnphantasien der Supermächte und den Technologieplanspielen unserer Zeit in Klaustro- phobie versetzt.

Lisi Raskin hat für diese Erzählung aus dem Science-Fiction-Reich der Weltuntergangsingenieure über Jahre recherchiert. Aufgewachsen in den 80er Jahren mit ihren dauernden Beschwörungen einer atomaren Endzeit, die in Filmen wie „The Day After“ noch beunruhigende Phantasie geblieben war, in der Atomkatastrophe von Tschernobyl aber beinahe Wirklichkeit wurde, reiste die Künstlerin bis nach Litauen, um anhand des Atomkraftwerks „Ignalina“ die Hinterlassenschaften des sowjetischen Technologieimperiums zu studieren. Sie untersuchte auch Bunkeranlagen wie in Kossa und Freudenberg, die nach dem Beginn des Atomkriegs eine kurze Überlebensverlängerung inn der nuklearen Wüste gewähren sollten.

In ihrer Berliner Installation entsteht auf diesen Grundlagen eine Erzählung von der Ordnung und Einrichtung der Welt an der Schwelle zur Vernich- tung. Notausstiegstüren erweisen sich dabei als Fälschungen, die Notstopp-Vorrichtung, mit der sich der Start eines Marschflugkörpers noch verhindern ließe als folkloristische Attrappe ohne Funktion. Es ist ein Wunderland des Allmachtswahns, von dem Lisi Raskin berichtet, doch es ist überraschend lebensnah den wirklichen Katastrophen abgeschaut und deshalb ein realistischer Zerrspiegel unserer Umgebung.

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Lisi Raskin