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Der Ausdruck Fifth Business bezieht sich auf einen Charaktertypus klassischer Dramen, der weder der Held, der Vertraute, der Rivale noch der Schurke ist. Doch obwohl er nur eine Nebenrolle besitzt, bringt er ein Schlüsselelement in die Handlung ein. Dieser Begriff, entliehen aus der Literaturtheorie, wird von Robertson Davies in seinem gleichnamigen Buch erläutert und in die Geschichte einbezogen. LUCA FREI (*1976, Lugano) übernimmt Davies’ Titel und bringt in seine Ausstellung eine narrative Komponente. Der Schweizer Künstler lebt in Malmö und war mit seinen Arbeiten schon in zahlreichen Ausstellungen vertreten (u.a. Kunstsammlung NRW, Düsseldorf; Moderna Museet Stockholm; Kunsthalle Zürich). In seiner ersten Einzelpräsentation in Deutschland zeigt FREI Skulpturen und Installationen, die die gesamte Halle architektonisch bespielen. Dabei lässt er unter anderem eine bronzene Ananas auf gläserne Sanduhren treffen.

Eine scheinbare Heterogenität prägt die Ausstellung, doch bildet das Medium der Zeichnung einen gemeinsamen Ausgangspunkt für die meisten Werke – seien es Wandreliefs oder lineare Skulpturen. Auf eine Wand wurde eine Kreislinie gezogen; ein Seil hängt genagelt in ihrer Mitte – Spuren einer Handlung, die in der Vergangenheit liegt. Handlungsszenarien und Zeiterfahrung sind weitere zentrale Aspekte dieses Projektes, bei welchem feste Strukturen und Skurriles aufeinandertreffen. Eine Schürze in Übergröße deutet auf die Existenz von Riesen, während die Zeichnung auf ihrer Oberfläche zeigt, wie eine Kreatur im Hochhauskostüm von Krokodilhunden angegriffen wird. Dieses Objekt mit surrealem Charakter wirkt, wie weitere Werke in der Halle, akkurat und zugleich abwegig.

Zwischen heiterer Naivität und raffinierter Materialität entwickelt sich die visuelle Ebene dieser Ausstellung. Die gesellschaftlichen Themen, die in FREIS Arbeit zu finden sind – wie Identität, das Maß der Zeit, Kontrolle des Körpers, Anpassungszwang – werden immer wieder auf eine anscheinend arglose, unbedarfte Art angesprochen, der nicht zuletzt auch Selbstironie innewohnt.