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Die Wiederentdeckung einer Epoche europäischer Geschichte Selten war der deutsch-russische Kulturaustausch so intensiv wie in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Das lag zum einen an den politischen Konstellationen in Europa, zum anderen aber auch an den verwandtschaftlichen Bindungen zwischen dem preußischen und dem russischen Herrscherhaus. Mit faszinierenden Kunstschätzen und kulturgeschichtlichen Zeugnissen beleuchtet die Ausstellung erstmals umfassend diese besonderen Beziehungen zwischen Preußen und Russland.

Seit längerem bereitet die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg in Zusammenarbeit mit Partnern wie der Staatlichen Eremitage St. Petersburg und dem Staatlichen Museumsreservat Peterhof sowie weiteren fünf russischen und zahlreichen in- und ausländischen Leihgebern die Ausstellung „Macht und Freundschaft. Berlin – St. Petersburg 1800-1860“ vor, die vom 13. März bis zum 26. Mai 2008 im Martin-Gropius-Bau Berlin zu sehen sein wird. Nach der wiederholten Konzentration auf Moskau wird der Blick nun auf jene Stadt gerichtet, die seit ihrer Gründung im Jahre 1703 als das „Fenster nach Europa“ galt und von 1712 bis 1917 die Hauptstadt des Russischen Reiches war.

Im Mittelpunkt der Ausstellung „Macht und Freundschaft. Berlin – St. Petersburg 1800–1860“ stehen die gleichermaßen von politischem Kalkül wie von intensiven kulturellen Aktivitäten geprägten Beziehungen zwischen Preußen und Russland. Die Napoleonischen Kriege und die in ihrem Ergebnis geschlossene „Heilige Allianz“ zwischen Russland, Preußen und Österreich, aber auch die revolutionären Ereignisse von 1830/31 und 1848 verliehen ihnen eine gesamteuropäische Dimension. Zwischen den Bündnispartnern im Kampf gegen Napoleon, Zar Alexander I., König Friedrich Wilhelm III. und Königin Luise, entwickelte sich eine persönliche Freundschaft. Durch die 1817 erfolgte Eheschließung des russischen Großfürsten Nikolai Pawlowitsch und nachmaligen Zaren Nikolaus I. mit Prinzessin Charlotte von Preußen, nach ihrem Übertritt zum orthodoxen Glauben Alexandra Feodorowna und russische Zarin, gewann sie zusätzlich einen geradezu privaten, von Zuneigung und Sympathie getragenen Charakter. Beide Ebenen, so wird in der Ausstellung zu erleben sein, bestimmten das kulturelle Klima in Berlin und St. Petersburg.

Besonderes Augenmerk gilt dem regen beiderseitigen künstlerisch-kulturellen Austausch, in den Architekten wie Wassily Stassow und Karl-Friedrich Schinkel, Intellektuelle wie Alexander von Humboldt und Wassily Shukowski, Maler wie Franz Krüger, Eduard Gaertner und Grigori Tschernetzow sowie Bildhauer wie Christian Daniel Rauch, Carl Friedrich Wichmann und Baron Peter (Pjotr) Clodt von Jürgensburg involviert waren. Der Ausbau der Kulturlandschaften und Sammlungen von Berlin und Potsdam, St. Petersburg und Umgebung weist bis heute viele Parallelen auf: In Potsdam wurde ein russisches Dorf, Alexandrowka, gebaut sowie eine russische Kirche; Berlin bekam seinen „Alexanderplatz“. Auf der anderen Seite ließ Nikolaus I. die berühmte Sommerresidenz Peterhof zu einer Kulturlandschaft nach Potsdamer Vorbild formen. Der Baukomplex der Römischen Bäder in Sanssouci wurde zur Vorlage für den Zarinnenpavillon, und in Sanssouci wie in Peterhof wurden die gleichen Skulpturen aufgestellt. Sichtbarstes Sinnbild preußisch-russischer Gemeinsamkeit waren die berühmten Petersburger Rossebändiger von Clodt, 1841 auf der Anitschkow-Brücke in St. Petersburg aufgestellt, deren Zwillinge 1844 vor das Berliner Stadtschloss gebracht wurden.

Bildnerische Zeugnisse auf Leinwand, Papier und Porzellan sowie Requisiten von höfischen Ereignissen wie dem Fest „Lalla Rookh“ 1821 in Berlin und dem „Fest der weißen Rose“ 1829 in Potsdam und der Parade von Kalisch 1835, aber auch die Reisezeichnungen von Friedrich Wilhelm IV. lassen eine Epoche lebendig werden, die politisch konservativ und dennoch von Vorboten der Moderne berührt war. Dazu gehört die einsetzende Trennung von „öffentlich“ und „privat“.

Sie manifestiert sich im Kontrast zwischen spätklassizistisch geprägten städtebaulichen Großprojekten einerseits und der biedermeierlich anmutenden Gestaltung der Wohnbereiche sowohl der Zaren- als auch der Königsfamilie, denen jeweils ei-gene Ausstellungsräume mit Architekturzeichnungen und Interieurdarstellungen gewidmet sein werden.

Ausstellungskonzeption Der Rundgang setzt auf einen Wechsel von unterschiedlich strukturierten Themenräumen. Sparsam bestückte, der Politik gewidmete Räume, kontrastieren mit solchen, die mit einer üppigen Fülle von Kunstwerken aus verschiedenen Gattungen den regen Kulturaustausch anschaulich machen. In der Auswahl der Exponate spiegeln sich auch die medialen Vorlieben der Epoche.

Veranstalter: Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg. Gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes und die Gazprom Germania GmbH. Unterstützt durch Dussmann AG & Co. KGaA, DKB Stiftung für gesellschaftliches Engagement, Wall AG, Kuhn & Bülow Versicherungsmakler GmbH und Gothaer Versicherungen

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Macht und Freundschaft. Berlin – St. Petersburg 1800 – 1860

Kuratoren: Ada Raev, Jürgen Luh

mit Franz Ludwig Catel, Wassili Fjodorowitsch, Eduard Gaertner, Wilhelm Hensel, Johann Heinrich Hintze, Alexander von Humboldt, Peter Clodt von Jürgensburg, Franz Krüger, Luigi Premazzi, Christian Daniel Rauch, Maximilian Roch, Karl-Friedrich Schinkel, Wassily Shukowski, Grigori Tschernetzow, Jefim Tucharinow, Carl Friedrich Wichmann ...