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Orte: Kunsthalle Vogelmann, Museum im Deutschhof

Architektur als Gegenstand der Kunst: In einer international besetzten Ausstellung widmen sich die Kunsthalle Vogelmann und das Museum im Deutschhof erstmals umfassend dem „Turm“ in der Skulptur. Gezeigt werden Werke von 50 namhaften, überwiegend zeitgenössischen Bildhauern wie den documenta-Teilnehmern James Lee Byars, Tony Cragg, Romuald Hazoumè, Jörg Immendorff, Tadashi Kawamata, Roman Signer und Giuseppe Spagnulo.

Seit jeher üben Türme eine besondere Faszination aus. Sie verkörpern nicht nur den uralten Menschheitstraum, dem Himmel nahe zu sein, sondern auch Macht, Reichtum und technologischen Fortschritt. Mit dem „Turm“ in seinen unterschiedlichen Formen beleuchtet die Ausstellung in den Städtischen Museen Heilbronn erstmals umfassend die Entwicklung dieses Motivs in der Skulptur und damit die bildhauerische Perspektive auf ein Thema aus der Architektur. Hinterfragt werden die kulturgeschichtlich bedeutenden Funktionen des „Turms“ als Wehr-, Kirch- und Geschlechterturm, als Leuchtturm, Funkturm oder Wolkenkratzer. Beispiele aus der bildenden Kunst wie Brueghels Babylonischer Turm oder berühmte reale Bauwerke wie der Schiefe Turm von Pisa und der Stuttgarter Fernsehturm werden in den skulpturalen Werken ebenso reflektiert wie großstädtische Skylines. Außerdem wird das tektonische Architekturprinzip, das Aufeinanderschichten von Bauteilen zu einem immer höheren Gefüge, mit seinen Möglichkeiten und Risiken aufgegriffen.

In der Regel spielt sich das Thema in kleinen und mittelgroßen Dimensionen ab: Architekturadaption und -reflexion erfolgen häufig in Modellform. Das Spektrum reicht bis zu virtuellen Architektur- und Stadtentwürfen von Bildhauern, bei denen sowohl die minimierende als auch die vergrößernde Veränderung der Dimension – vom Spielzeugcharakter bis zum utopischen Entwurf – eine zentrale Rolle spielen. Die Ausstellung macht deutlich, dass zeitgenössische Bildhauer auf dem Weg sind, in den Bereich der Architektur vorzudringen.

In ihren Werken arbeiten die Bildhauer mit einer Vielzahl an vertrauten Assoziationen, sie bedienen sich spielerisch und ironisierend des architektonischen Formenkanons, sie zitieren repräsentative und anonyme „Turm“-Architektur. Im Zentrum ihrer Objekte steht aber nicht das architektonische Vokabular selbst, sondern die inhaltliche Verfremdung und das Formulieren von Kommentaren aus der jeweils eigenen Zeit heraus.

Rund 70 Arbeiten von 50 Bildhauern präsentiert die Überblicksschau zu diesem Thema, das sich in der Skulptur erst in den 1970er und 1980er Jahren etabliert hat. Neben einzelnen bedeutenden Vorläufern aus den 1950er und 1960er Jahren wie Lynn Chadwick, Matschinsky-Denninghoff, Fausto Melotti und Fritz Wotruba sind überwiegend Werke namhafter zeitgenössischer Künstlerinnen und Künstler zu sehen, u.a. von Ràul Ortega Ayala, James Lee Byars, Tony Cragg, Malachi Farrell, Romuald Hazoumè, Leiko Ikemura, Jörg Immendorff, Tadashi Kawamata, Roman Signer, Giuseppe Spagnulo, Timm Ulrichs, Erwin Wurm und Yin Xiuzhen.

Die Ausstellung ist in der Kunsthalle Vogelmann und im Erdgeschoss im Museum im Deutschhof zu sehen.