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Maks Cieslak ist der zweite Preisträger des Henkel Art.Award, der mit der Auszeichnung (2010) eine Einzelausstellung im MUMOK erhält. Der im äußersten Südostpolen beheimatete Künstler — er wurde 1983 in Tomaszów Lubelski geboren, wohin er nach seinem Kunststudium zurück kehrte — präsentiert drei Videoarbeiten und eine Installation in seiner Schau „Art is a Forbidden Fruit Marmalade“.

Schon der Ausstellungstitel kündigt Cieslaks hintergründig humoristische Rebellion gegen Phänomene der zeitgenössischen Kunst und den Kunstbetrieb an, den er überwiegend aus der Ferne via Internet beobachtet und in seinen Video- und Filmarbeiten auf satirisch-ironische Weise hinterfragt. Cieslak operiert dabei mit den Mitteln des Stummfilms, der Ästhetik von Youtubevideos und dem Einsatz von Found Footage. Inhaltlich knüpfen seine Arbeiten an die polnischen Kultura-Zrzuty-Aktivisten an, die sich Anfang der 1980er Jahre gegen ihre älteren, konzeptuell arbeitenden Kollegen wandten und erinnern an die Gruppe Azorro 2001 — 2010, die mit doppelsinnigen Filmen gegen Galerien, Kuratoren und große Kunstveranstaltungen aufbegehrten.

In der Videoarbeit Cloud Nine (2007) spielt Maks Cieslak selbst die Hauptrolle — die eines jungen Künstlers, der sich in wütenden Schimpftiraden und Vulgarismen in einem nicht enden wollenden Monolog gegen kritische und feministische Kunst, gegen Körperkunst, die Übermacht der Diskurse, den Bedeutungsverlust und die zunehmende Orientierungslosigkeit etc. auslässt, weil eine von ihm angebetete Kunstgeschichtestudentin in den romantischten Momenten eines Flirts auf seine verheißungsvolle Frage „Und, wohin gehen wir, zu dir oder zu mir?“ als Antwort den Flyer einer Kunstbiennale vor die Nase hält.

The Vision of Father Joseph (2008), ein Found Footage Film, erzählt die fiktive Geschichte eines katholischen Geistlichen, der als Agent des Vatikan anstelle von Juri Gagarin ins All fliegt. Als der Schwindel auffliegt, kappen die Sowjets die Sauerstoffzufuhr der Raumkapsel. Die Sterbevision des Geistlichen setzt sich aus einer Abfolge absurder „Hoppala“ - Videos aus dem Internet zusammen und ist mit Sequenzen aus einem Musikvideo der Doors durchmischt, deren Song „The End“ die stummen Bilder dramatisch untermalt. Cieslak parodiert damit eine bekannte Sequenz aus dem Antikriegsfilm „Apocalypse Now“ (Francis Ford Coppola, 1979).

Der in der Ästhetik eines Stummfilms der 1920er Jahre gehaltene Film The Story of Doctor Faustus the Tiny (2009) handelt von einem jungen Mann, der seine Seele dem Teufel verkauft, um intellektueller und künstlerischer zu wirken — auch hier verkörpert Cieslak den Protagonisten — und so den Ansprüchen seiner kunstaffinen Freundin zu genügen. Paradoxerweise steht diese durch ihr Kunstverständnis jedoch einem vulgären Motorbiker plötzlich näher als dem Intellektuellen. Der Film jongliert mit Themen wie dem öffentlichen Raum, Homosexualität, Holocaust, der postindustriellen Gesellschaft und parodiert subversive Performance als Kunstform mit der Sequenz „Kunst ist eine Marmelade aus der verbotenen Frucht“, einer Anspielung auf unnötige und unbegründete Tabubrüche. Die installative Arbeit Humor and Humanity (2009), die Charlie Chaplin bei der Oscarverleihung für sein Lebenswerk zeigt, verweist auf das humanistische Potential der Kunst: „We think too much and feel too little. More than machinery, we need humantiy (….).“

Kurzbiographie Maksymilian Cieslak

1983 geboren in Tomaszów Lubelski, Polen 2002 — 2007 Studium an der Maria Curie-Sklodowska Universität in Lublin, Polen Diplom im Malereiatelier von Prof. Adam Styka im Rahmen eines künstlerischen Lehrgangs des Instituts für Bildende Künste. 2010 „The Odd Stories“, BWA (Büro für Kunstausstellungen), Lublin 2009 „Survival 7“ — Young Art In Extreme Conditions Review, Vier-Kuppel Pavillon, Wroclaw (Breslau) 2008 „IMPRINT” — 1. Kulisiewicz International Graphic Arts Triennial Kultur- und Wissenschaftspalast, Warschau 2008 5th Biennal for Young Artists „Fish Eye”, Baltische Galerie für Zeitgenössische Kunst, Slupsk (Auszeichnung) 2007 „New Wave“, Forum für Junge Kunst der Galerie Biasa, Lublin 2006 The Bends of Drawings — The Final Game“, Kulturzentrum, Lublin

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Maksymilian Cieslak
Art is a Forbidden Fruit Marmalade
Kuratoren: Eva Badura-Triska, Wolfgang Schreiner