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Ort: Haus Salve Hospes

Im Rahmen seiner umfassenden Einzelaus-stellung im Kunstverein Braunschweig ent-wickelt Mandla Reuter Raumkonzepte und Installationen speziell für die Villa Salve Hospes. Durch subtile wie radikale Eingriffe reflektiert er Fragen nach Kunstproduktion, Präsentationskontexten sowie Formen von Ausstellungsdisplays.

Mandla Reuters Installationen und Interven-tionen deklinieren Raumfunktionen und ihre Wandlungen durch, indem sie erproben, was Raum kontrolliert und repräsentiert, und wie Informationsflüsse und der Verkehr von Kör-pern umgeleitet werden können. Absperrun-gen und Erweiterungen, Hindernisse und neue Durchgänge zwingen Besucherinnen und Besucher von Reuters Ausstellungen dazu, neue Wege zu suchen und machen den in der Regel neutral gehaltenen Ausstel-lungsraum als Ergebnis von Ein- und Aus-schlüssen, Beleuchtung, Sound und Abtren-nung vom Außenraum erfahrbar. So veran-schaulichen Reuters Interventionen die Pro-duktion von Raum als aktiven Prozess.

Mandla Reuter begreift die örtlichen Gege-benheiten als Material, um sie schließlich zu bearbeiten, in Frage zu stellen und ihnen eine neue Bedeutung zu verleihen. In die-sem Sinne verschiebt Mandla Reuter die Öffnungszeiten des Kunstverein Braun- schweig um sechs Stunden und versetzt so-mit nicht nur das Ausstellungsgebäude in eine andere Zeitzone, er spielt darüber hin-aus mit den Lichtverhältnissen, die während der Dämmerung und am Abend in den Räu-men der Villa Salve Hospes vorherrschen. Dabei hat Licht hier nicht nur die Funktion die Räume zu erhellen, sondern wird von Mandla Reuter explizit als formales Gestal-tungselement der orts- und zeitspezifischen Installationen eingesetzt.

Gleichfalls spitzt der Künstler die Ambiva-lenz zwischen Natur, etwa geographisch ge-gebene Voraussetzungen, und Künstlichkeit zu. Indem Mandla Reuter Objekte und Mate-rial an einen für sie fremden Ort versetzt, unterwirft er sie den jeweils herrschenden Bedingungen oder richtet umgekehrt die Räumlichkeit nach deren Bedürfnissen aus: Eis wird im Kühlhaus gelagert; Pflanzen wer-den mit UV-Licht bestrahlt. Dabei verweist er durch die Art der Inszenierung auf den Kontrast zur jeweils ursprünglich natürli-chen Umgebung. Den Eingang zur Ausstellung im Kunstverein Braunschweig verlagert Mandla Reuter auf die Rückseite des Gebäudes. Als Wider- spruch zum Motto „Salve Hospes“, welches über dem Portal der Villa thront, verschließt der Künstler die Eingangstür mit einer Mauer. Nur diskrete Hinweise zeigen dem Publikum den Weg ums Haus herum, über die Terrasse zu den Ausstellungsräumen. Entgegen angeblich „in Stein gemei-ßelter“ architektonischer Vorgaben, gelingt es Mandla Reuter dem Betrachter seine Denkmuster vorzuführen und ein neuartiges Verhältnis zwischen ihm und dem Raum ent-stehen zu lassen.

Mandla Reuter (geb. 1975 in Nqutu, Südaf-rika, lebt in Berlin), studierte von 1996 bis 2002 an der Frankfurter Städelschule. 2013 widmeten ihm die Kunsthalle Basel und 2014 das Kunstmuseum Bonn Einzelausstel-lungen. Daneben war er an zahlreichen Gruppenausstellungen, wie „Made in Ger-many 2“ in Hannover (2012), in der Kunst-halle Wien (2006/2015) und dem Kunsthaus Baselland (2010) beteiligt.