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Das Haus am Waldsee freut sich, van Eedens erste institutionelle Einzelausstellung in Berlin zeigen zu können. Neben einer ganz neuen Serie vereint die Ausstellung „Schritte ins Reich der Kunst” erstmals alle wichtigen Zeichnungsserien aus den letzten zehn Jahren sowie jüngst entstandene plastische Arbeiten. Die Schau eröffnet den Blick auf das bisherige Oeuvre und schafft damit eine Verknüpfung paralleler Erzählstränge.

Seit Mitte der 90er Jahre beschäftigt sich der niederländische Künstler Marcel van Eeden (*1965 Den Haag) mit dem Gedanken des Nichtseins. Er verknüpft diese Vorstellung mit der Erinnerung an Zeiten vor seiner Geburt. Mit dem Medium der Zeichnung erkundet er eine Welt, die für ihn unerlebtes aber sicheres Terrain bedeutet. Auf Grundlage von Printmedien, die sämtlich vor 1965 gedruckt wurden, belebt van Eeden eine Welt außerhalb seiner Existenz. Er erkundet das Phänomen chronologischer Umkehr. Indem er sich dem einzigen gesicherten Feld, dem der Erinnerung, zuwendet, sucht er dem Gedanken an die eigene Abwesenheit, dem eigenen Tod, nahe zu kommen. Unter dem Deckmantel narrativen Zeichnens wird die Frage nach dem Sinn des Seins und der Quelle des Glücks gestellt.

Die umfangreichen Bildsequenzen erinnern an Comics oder Film noir. Sie verweben reale Biografien bekannter Persönlichkeiten mit fiktiven Erzählungen, bei denen Bild und Text nicht immer aufeinander bezogen sind. Damit entstehen mehrere Erzählebenen, die zuweilen in absurde Spannung geraten, da das vorgefundene Bild- und Textmaterial meistens unterschiedlichen Kontexten entnommen ist. Aufgrund von antiquarischen Büchern, Zeitschriften, Katalogen und Tageszeitungen bearbeitet der Künstler eine Zeit, die ohne ihn stattgefunden hat, so wie die Zeit nach seinem Tod wieder ohne ihn stattfinden wird. Aus dem Gedanken der Abwesenheit heraus ergibt sich das Nachdenken über die Spuren, die das eigene Sein hinterlässt und das Glück, das es mit sich bringen kann. Ist es ein Glück nicht geboren zu sein? Wozu führt das Konstrukt unserer Lebenswege? Was ist Wirklichkeit?

Wie kein anderer hat van Eeden dem Medium der Handzeichnung Aktualität in der zeitgenössischen Kunst verliehen. Die Ausstellung ist in enger Zusammenarbeit mit dem Kunstmuseum Sankt Gallen entstanden, das die Schau im Anschluss im Frühjahr 2011 in der Schweiz zeigen wird.

Katalog in Deutsch und Englisch. Text: Katja Blomberg und Konrad Bitterli. Verlag Walther König, Köln. 16,80 Euro. Außerdem erscheint eine Edition der Zeichnungen als vierbändige Kassette. Die Ausstellung wird von einem umfangreichen Rahmenprogramm begleitet.

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Marcel van Eeden
Schritte ins Reich der Kunst