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Mary Bauermeister (geboren 1934 in Frankfurt a.M., lebt bei Köln) war eine der prägenden Figuren der Avantgarde-Szene im Rheinland der frühen 1960er Jahre und ist eine international bekannte Künstlerin. Ihr Atelier in der Lintgasse 28 in Köln war ein Zentrum der neuen Künste, sowohl in der Musik wie Kunst oder Architektur. Die Besucher und Mitwirkenden in diesem offenen Atelier lesen sich heute wie ein Who’s Who der experimentellen Bewegung in Kunst, Literatur und Musik aus: Nam June Paik, John Cage, Hans G Helms, Merce Cunningham, Otto Piene, Heinz Mack, Ben Patterson und viele andere kamen für Konzerte, Lesungen, Ausstellungen und Performances in ihr Atelier und verwandelten es in eine lebendige Plattform für Happenings und experimentelle Musik. Obwohl keine Fluxuskünstlerin, wird Mary Bauermeister häufig auch als „Mutter des Fluxus“ bezeichnet.

Nach ihrer ersten großen Einzelausstellung im Stedelijk-Museum in Amsterdam ging sie - angeregt vor allem durch Robert Rauschenberg und Jasper Johns - 1962 gemeinsam mit Karlheinz Stockhausen, den sie 1960 in Köln kennengelernt hatte und 1967 heiratete, nach New York und fasste dort schnell Fuß. Die wichtigsten Museen, darunter das MoMA, das Guggenheim und das Whitney in New York sowie das Hirshhorn Museum in Washington kauften Bauermeisters Arbeiten; ihre Werke waren im Rahmen der Whitney Biennale und in zahlreichen Ausstellungen vertreten.

Als sie zu Beginn der 1970er Jahre wieder nach Köln zurückkehrte, wendete sie sich vom kommerziellen Kunstmarkt ab was dazu führte, dass ihr Werk hierzulande nur zögerlich rezipiert wurde. 2004 feierte das Ludwig Museum (Köln) ihren 70. Geburtstag mit einer Einzelausstellung, und 2010 zeigte das Wilhelm- Hack-Museum (Ludwigshafen) die Ausstellung "World in a Box" im Hinblick auf seine außergewöhnliche Fluxus-Sammlung.

Im letzten Jahr stellte Mary Bauermeister erstmals (im Dialog mit Jakob Mattner) bei 401contemporary aus. Damit wurde ihr Comeback vorbereitet, denn 2014 ist das Jahr der Mary Bauermeister:

So wurde auf der ART COLOGNE im April die einzigartige Zusammenarbeit Mary Bauermeister / Karlheinz Stockhausen präsentiert.

Zum diesjährigen Gallery Weekend in Berlin wurde mit der Ausstellung INTERMEDIAL der Spirit der Kunstszene der späten 50er und frühen 60er Jahre, dem Mary Bauermeister in ihrem offenen Atelier in der Kölner Lintgasse eine Plattform geboten hatte, dem Heute näher gebracht. Zu sehen waren Werke von Sylvano Bussotti, John Cage, Hans G Helms, Nam June Paik, Otto Piene, Takako Saito, Karlheinz Stockhausen und natürlich Mary Bauermeister.

Und rechtzeitig zu ihrem 80. Geburtstag im September zeigt 401contemporary die Einzelausstellung DIE VISIONÄRIN zu Ehren dieser wichtigen wie beeindruckenden Künstlerin und Persönlichkeit. Es ist überfällig, dass Mary Bauermeisters Arbeiten und künstlerischen Verdienste auch in Deutschland so wahrgenommen werden, damit ihr Werk die Anerkennung und Präsenz erfährt, die es international bereits genießt.

Jedes der vielfältigen Werke der immer wieder zu entdeckenden Künstlerin Mary Bauermeister spiegelt einen Kosmos, der seit den 1950ern von einer einzigartigen, eigenständigen, vitalen, die engen Grenzen der Medien und Sparten übergreifenden Künstlerin gestaltet wurde. Schrift und Bild, Linsen und Staffeleien, Stoffe und Steine - Reihungen und Zufälle, Strenge und Lebendigkeit - stehen nebeneinander, ergänzen sich oder schaffen neue Spannungen.

Es entstanden und entstehen immer weiter Werke, die prall von Leben und Materialität sind und zugleich leicht, poetisch und philosophisch - und diese künstlerische Vitalität hört nicht mit 80 Jahren auf, man kann auf Neues, auf Aufbrüche in Unbekanntes von ihr hoffen. Wie bei so manchen großen Künstlerinnen das Alterswerk auch zur Wiederentdeckungen von Früherem, oftmals in der damaligen Zeit Übersehenem führt - erinnert sei nur an Louise Bourgeois -, so können wir das Gesamtwerk von Mary Bauermeister unter vielen aktuellen und zugleich z.T. unzeitgemäßen Aspekten in dieser Ausstellung sehen und erleben.