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Vernissage: Dienstag, 10. Mai um 18 Uhr
Ort: Galerie Michaela Stock, Schleifmühlgasse 18, 1040 Wien

Milija Paviæeviæs Oeuvre ist ein Zeugnis der konsequenten Strategie der Aneignung und Wiederholung. Seine Kenntnisse und Fähigkeiten erarbeitete sich der montenegrinische Biennale Künstler autodidaktisch, indem er sich auf ganz unterschiedliche Weise mit seinen Vorbildern aus der Kunstgeschichte auseinandergesetzt hat.

Sein anfängliches Interesse konzentrierte sich auf das Selbststudium der Kunstwerke der Alten Meister wie El Greco oder Velázquez, bald jedoch erweiterte sich sein Repertoire zu Gunsten von Manet bis Malewitsch. Literatur und kunsttheoretische Schriften wie die von Baudelaire, Proust, Kafka oder Kierkegaard, um nur einige zu nennen, haben grundlegend sein Werk beeinflusst. Nie negiert er deren Autorenschaft, sondern er entwickelt in seinen konzeptuell angelegten Kunstwerken auf spielerische Weise, seinen unverkennbaren Stil der Annäherung und Verehrung des jeweiligen Künstlers oder Theoretikers.

In der Ausstellung Persönliche Geschichten - Strategien der Aneignung erlaubt uns Milija Paviæeviæ einen Einblick in seine Leben und es werden die approbierten Künstler wie Katalysatoren genutzt, um Denk- und Wahrnehmungsmuster auf den Prüfstand zu stellen. Paviæeviæ hat die Fotografie zu seinem Medium erkoren, um sich die unendliche Vervielfältigung zum Nutzen zu machen. Dies zeigt sich besonders in der Massenproduktion seines Porträts, welches immer wieder durch Zitate neu erfunden wird. Alle ausgestellten Arbeiten kreisen um das Thema „Weltschmerz“, Existenzfindung und Selbstdarstellung.

Mit präziser Analytik werden in seinen Fotomontagen und Collagen der letzten vierzig Jahre ausgesuchte Kunstwerke integriert und es kommt zu einer Zusammenführung unterschiedlicher Zeiten und verschiedener Räume. So kartographiert er seine Erinnerungen, und die Rückkehr in seine Kindheit wird mit Motiven aus der Gegenwart kombiniert und immer wieder neu aufgearbeitet.

„Eine reale Auseinandersetzung mit dem Phänomen Tod (...) zeigt ein Bild von El Grecos Beerdigung aus dem Jahr 1586 sowie ein Foto des Begräbnisses von Paviæeviæs Großvater aus dem Jahr 1963, in dem der Künstler selbst als Kind zu sehen ist. „Selbst-Portrait 1586-1963“ nivelliert durch diese Gegenüberstellung das Phänomen Trauer. Der Künstler verweist auf Erinnerungsmomente, die bei Beerdigungsritualen zu Tage treten und durch die Verbindung des Todes eines bekannten Künstlers mit einem persönlichen Familienmitglied die Frage nach dem eigenen Tod – des Künstlers Paviæeviæ – als bildmediales Ereignis in den Raum stellt, der hier mental vorweggenommen wird aber bildlich noch nicht imaginiert werden kann.“1

Das schwarze Quadrat von Malewitsch, der Flötenspieler von Manet, und das Gelb von Van Gogh verortet der Künstler als eine immer wiederkehrende Hommage im Werkzyklus CT Park. In der digitalen Fotoserie porträtiert er sich als Flötenspieler in dem Park seiner Heimatstadt Cetinje und spielt nun mit dem Weglassen und Hinzufügen der approbierten Komponenten.

In den Collagen Ciao Amore werden zwei private Fotografien, welche ihn und seine Geschwister einmal als Kinder und dann 40 Jahre später am gleichen Ort zeigen, mit Fragmenten von Reproduktionen Picassos und Fragonards ergänzt.

Die Bedeutung der Selbstdarstellung hat in seiner Arbeit mit den Jahren entsprechend zugenommen. In der umfangreichen Werkgruppe „s-portrait“ stellt er sein Schwarzweißporträt jenem von El Greco gegenüber. Das Motiv des bekannten Flötenspielers von Manet, das wie schon bei Manet, ausgeschnitten wirkt und aus dem Bild nahezu herausfällt, wird auf den Köpfen der Protagonisten montiert. Milija Paviæeviæ ist nicht interessiert eine möglichst authentische Nachstellung zu Inszenieren, seine Strategie ist in der Ideologie der einzelnen kunsthistorischen Referenzen zu suchen. Es geht um Fragen der Repräsentation und Wahrnehmung, um gesellschafts- und kulturpolitische Auseinandersetzungen sowie um Geschichte, Erinnerung und Identität des Künstlers und seine gesellschaftlichen Normierungen.

Anlässlich der Ausstellung erscheint ein Künstlerbuch mit einem Text von Walter Seidl und einem Vorwort von Prinz Nikola Petroviæ-Njego¹.

1 Dr. Walter Seidl, Textauszug aus dem Katalogtext EXITSTRATEGIEN DES SELBST, 2014