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In der ersten Gemeinschaftsarbeit der Ausstellungsreihe der Interventionen gestalten die italienische Künstlerin Monica Bonvicini und das nordische Künstlerduo Elmgreen & Dragset ein Kunstwerk, das auf einen vorgefundenen musealen Raum Bezug nimmt. Zugleich ist die Intervention 36 und 37 die erste gemeinsame Arbeit von Bonvicini und dem Künstlerduo. Für die Ausstellungsreihe der Interventionen lädt das Sprengel Museum Hannover etwa vier mal im Jahr junge Künstler und Künstlerinnen ein, für einen spezifischen Ort im Museum, dem Museumsplatz, eine Arbeit zu entwickeln.

Den Museumsplatz bestimmen an der Wand hängend zwei große weiße Bilderrahmen, in die jeweils ein mit weißem Filz bespannter Träger montiert ist. In schwarzen Buchstaben ist einmal der Schriftzug «Platz machen», auf dem anderen «Taking Place» zu lesen. Im Bilderrahmen wurden Kleidermotten ausgesetzt, deren Eier und Larven sich mit der Zeit im Filz einnisten. Als Nahrung bevorzugt dieser weltweit verbreitete Schädling tierische Produkte wie Wolltextilien oder Pelzwaren, aber auch pflanzliche Baumwolle. Zwei Sauerstoffflaschen an den Seiten gewährleisten die Sauerstoffzufuhr. Für die Insekten ist das Bild Nahrungs- und Lebensraum.

Für den Besucher dagegen ist das Bild ein Schaukasten, in dem das Leben der Motten, aber auch die Folgen des Schädlingsbefalls zu beobachten sind. Die Motten zerfressen den Filz, dieser wird löchrig und löst sich an verschiedenen Stellen auf. Der Schriftzug beschreibt den Prozess der Auflösung und Vergänglichkeit. Seine Implikationen sind konkret und metaphorisch zugleich zu verstehen, er fokussiert Erfahrung und Perspektive der Arbeit. Die Arbeit ist gefährlich und subversiv. Sie konterkariert den objektiven Anspruch des Bewahrens, der situativ an den Ort des Museums gebunden ist. Ein prekärer Prozess der Auflösung durch Schädlinge wird ausgelöst, zwar in einem fest verschlossenen Raum, was aber ist, wenn die Insekten diesen Ort verlassen …

Die Strategie der Buchstäblichkeit in den Aufforderungen «Platz machen» und «Taking Place» formulieren auch das In-Besitz-Nehmen des Museumsplatzes. Die Künstler besetzen und markieren ihn mit der Installation als Ausstellungs- und Museumsraum. Gleichzeitig wird durch die Leere die Dimension des architektonischen Raums erfahrbar.

Das Gemeinschaftsprojekt von Bonvicini und Elmgreen & Dragset rekuriert auf den ersten Katalog «Platz machen» (1994) von Bonvicini und den Titel der Ausstellung «Taking Place» von Elmgreen & Dragset in der Kunsthalle Zürich (2001). Monica Bonvicini schuf bereits eine kooperative Ausstellungsinstallation 2003/2004 in der Wiener Secession «Break it / Fix it» mit dem amerikanischen Künstler Sam Durant.

Die Ausstellungsreihe Interventionen wird von der Sparkasse Hannover unterstützt.

Wir danken der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung, Fachbereich IV.1, Biologie im Umwelt- und Materialschutz in Berlin.

Zu den Künstlern : Monica Bonvicini (geboren 1965 in Venedig) und lebt in Berlin und Wien. Sie ist seit den 1990er Jahren durch zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland bekannt. Sie arbeit mit Video, Installation, Fotografie und Zeichnung. Zur Zeit zeigt sie die «Blind Shot» bei der Emi Fontana Gallery in Mailand.

Michael Elmgreen (geboren 1961 in Dänemark) und Ingar Dragset (geboren 1969 in Norwegen) arbeiten seit 1995 zusammen und leben in Berlin. Durch Performances, Installationen und raumbezogene Arbeiten traten sie international in Erscheinung. 2002 waren sie Träger des Preises der Nationalgalerie für Junge Kunst und stellten bis Juli diesen Jahres in der Tate Modern in London aus.

Pressetext

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Interventionen 36 und 37
MONICA BONVICINI : Michael Elmgreen & Ingar Dragset
ELMGREEN & DRAGSET: Monica Bonvicini
Kuratorin Gabriele Sand