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Anlässlich seines 75. Geburtstages hat die Secession ihr Ehrenmitglied Oswald Oberhuber zu einer Ausstellung eingeladen: gezeigt wird die Essenz der unzähligen Anregungen, die er der Kunst und Kultur dieses Landes gab – nicht nur als Künstler, sondern auch als Gestalter von mehr als 150 Ausstellungen. Deshalb ist auch die Retrospektive in der Secession federführend von ihm konzipiert; Robert Fleck, Direktor der Deichtorhallen Hamburg, stand ihm als Gesprächspartner zur Seite. Im Hauptraum werden einflussreiche, aber wenig bekannte Werkkomplexe Oberhubers erstmals seit vielen Jahren wieder gezeigt. Im Grafischen Kabinett erschließt sich ein Teil der neueren Kunstgeschichte des Landes mit Plakaten zu von Oberhuber gestalteten Ausstellungen.

Oswald Oberhuber geht der Ruf voraus, eine der schillerndsten Persönlichkeiten des österreichischen Kunstbetriebs zu sein. Zugleich ist sein Werk vielen Kunstfreunden und Künstlern, namentlich der jüngeren Generation, im Grunde kaum aus der direkten Anschauung bekannt. Dies gilt besonders für Bereiche, in denen Oberhuber seine Raumauffassung entwickelt hat. Große Skulpturen und Rauminstallationen sowie Malereien entsprechender Dimension wurden häufig für eine spezifische Gelegenheit erarbeitet, für die Biennale von Venedig 1972 etwa oder für Situationen des öffentlichen Raums. Seither waren sie nicht mehr zu sehen. Die Großzügigkeit und Offenheit des Hauptraumes der Secession bietet die Gelegenheit, das Werk von Oswald Oberhuber von diesen so bedeutenden wie unbekannt gebliebenen Arbeiten her kennen zu lernen. Oberhubers Kreativität entfaltet sich über weite Strecken unter dem Deckmantel des Nebenproduktes, wie eine von ihm 1970 organisierte Ausstellung hieß. Dahinter verbirgt sich ein antiheroischer, gegen die kultische Behandlung des künstlerischen Gegenstandes gerichteter Ansatz, aus dem sich die zentralen Stationen seiner Entwicklung erklären.

Mehrfach hat Oberhuber österreichische Kunstgeschichte geschrieben: durch die informelle Plastik der frühen Jahre, aber auch über die Konzeptkunstausstellungen, die er ab 1969 in Wien und Innsbruck realisierte. Diese österreichischen Beiträge zur frühen Concept Art zeigt die Ausstellung in der Secession bewusst einer breiteren Öffentlichkeit. Bisweilen hört man das Urteil, Oswald Oberhuber sei vor allem als Kulturpolitiker bedeutend. Das Eine ist bei einem Künstler dieser Art aber ohne das Andere nicht denkbar. Man kann in allen Teilen der Ausstellung – nicht nur in den gleichfalls weitgehend unbekannten Plakaten bis zu den Verweisen auf die mehr als 150 von ihm selbst organisierten Ausstellungen – immer auch kulturpolitische Statements erkennen, die nichts von ihrer Aktualität eingebüßt haben. Jede neue Serie, jede neue Ausstellung ist für ihn eine Botschaft an die Zeitgenossen, nicht in ästhetischen Stereotypen zu verharren.

Gezeigt werden etwa 200 Werke aus den Jahren 1945 bis 2005, darunter Leihgaben des MUMOK, Wien, der Neuen Galerie am Landesmuseum Joanneum, Graz, des Tiroler Landesmuseums, Innsbruck, aus der Sammlung Schmutz, Wien, Galerie Christine König, Wien, Galerie Meier, Innsbruck, Galerie Menotti, Baden bei Wien, sowie des Künstlers.

Zur Ausstellung erscheint ein Folder mit einem Text von Robert Fleck. Außerdem erscheint eine Publikation im Springer Verlag, herausgegeben von Stephan Ettl, mit dem Titel Oswald Oberhuber – KunstErfindung.

OSWALD OBERHUBER, geb. 1931 in Meran, lebt und arbeitet in Wien. 1961-1972 Mitglied des Tiroler Kunstsenats; 1972 Vertreter Österreichs auf der Biennale Venedig (mit Hans Hollein); 1973 Professor an der Hochschule (später Universität) für angewandte Kunst, Wien (Kunsterziehung, Grafik, später Abendakt); 1973-1978 künstlerischer Leiter der Galerie nächst St. Stephan; 1977 Teilnahme an der documenta 6, Kassel; 1979-1987 und 1991-1995 Rektor der Hochschule (später Universität) für angewandte Kunst, Wien; zahlreiche Einzelausstellungen, u.a. im MUMOK, Wien, MAK, Wien, Neue Galerie am Landesmuseum Joanneum, Graz, Museum van Hedendaagse Kunst, Gent. Ehrenmitglied der Secession seit 1999.

DR. PHIL. ROBERT FLECK, Kunstkritiker und Kurator, geb. 1957 in Wien. 1978-1982 Mitarbeit in der Galerie nächst St. Stephan, Wien, und anderen Galerien. Lebte 1982-2003 in Frankreich. 1991-93 Bundeskunstkurator (mit Dr. Cathrin Pichler). 1998 Kurator von Das Jahrhundert der künstleischen Freiheit – 100 Jahre Secession und Manifesta 2 (mit Maria Lind und Barbara Vanderlinden). 1998-2000 Leiter des Postgraduate-Programms und 2000-2003 der Kunsthochschule in Nantes. Seit 2004 Direktor der Deichtorhallen Hamburg (Haus der Fotografie und Aktuelle Kunst). 35 publizierte Bücher, zuletzt: Die Mühl-Kommune, Köln (Verlag Walther König) 2003 und Peter Fischli / David Weiss, London (Phaidon Monographs) 2005.

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Oswald Oberhuber
Kuratiert von Oswald Oberhuber und Robert Fleck