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Das hauptsächliche Sammlungsinteresse des Unternehmens DaimlerChrysler wurde in den letzten Jahren um Beispiele protominimalistischer Malerei im Amerika der 1940er Jahre erweitert, zu nennen sind für die Ausstellung Frederick Hammersley und Karl Benjamin als zwei prominente Vertreter der sogenannten ›Abstract Classicists‹.

Diesen Klassizisten der amerikanischen Westküste sind mit den über die New Yorker Kunstszene verbundenen Künstlern Ilya Bolotowsky, Alexander Liberman, Al Held, Gene Davis, Robert Ryman, Oli Sihvonen und David Novros repräsentative Werke des Minimalismus der 1950er/60er Jahre gegenübergestellt. Eine zeitlich parallele Entwicklung - ausgehend von der Vermittlung und Rezeption von Bauhaus und Konstruktivismus nach Südamerika und Indien - wird anhand ausgewählter Arbeiten von Almir da Silva Mavignier, Yaacov Agam, Carlos Cruz-Diez sowie S.H. Raza nachvollziehbar.

Den nordamerikanischen Schwerpunkt geometrisch-abstrakter Traditionen nach 1945 ergänzt die Ausstellung »Outside Europe« mit prominenten Vertretern japanischer Kunst. Erkennbar wird die transatlantische Wirkungsgeschichte von konkret-konstruktivistischer Kunst, von Minimal und Concept Art. Dieser Dialog von Europa aus nach Amerika und weiter nach Asien gründete in einem regen Austausch einzelner Künstlerpersönlichkeiten. Zu nennen sind hier beispielgebend Shusaku Arakawa, Taadaki Kuwayama, Isamu Noguchi und Keiji Usami. Ihnen sind japanische Künstler/innen mit zeitgenössischen Werken benachbart, welche die aktuelle Auseinandersetzung mit der eigenen kulturellen Identität (Are You Meaning Company) sowie die Begegnung mit westeuropäischen Kunstströmungen thematisch ablesbar machen. Infolge des seit 1991 von DaimlerChrysler Japan begründeten Förderpreises »Art Scope Japan« wird die Sammlung DaimlerChrysler auch zukünftig das japanische Kunstgeschehen verfolgen.

Eine kritische Revision modernistischer Kunst der 1950er/1960er Jahre findet mit Beginn der 1980er Jahre statt - mit einer Künstlergeneration, die eine Brückenfunktion zwischen der Kunst der Nachkriegsjahre und den jungen Künstler/innen der Sammlung einnimmt. Die formalistische Tradition der Klassischen Moderne, welche sich im europäischen und amerikanischen Hard Edge und Minimalismus wiederfindet, wird auf ihre Aussagen überprüft. In dieser Generation wird ein Spannungsverhältnis besonders zwischen amerikanischen, damit verwandt auch australischen Künstler/innen der Sammlung, und asiatischen Positionen erkennbar.

In der aktuellen Ausstellung steht den amerikanischen bzw. australischen Vertretern Haim Steinbach, John Nixon und Stephen Bram die entsprechende Generation japanischer Künstler/innen mit Namen wie Yuko Shiraishi und Yuji Takeoka gegenüber. Grund für dieses Auseinanderdriften liegt einerseits u.a. in der Fokussierung auf die Objektfixierung der Lebenswelt, wie sie sich in den Arbeiten u.a. Haim Steinbach thematisiert findet.

Auf der anderen Seite steht, mit Blick auf die fernöstliche Kunst, eine anhaltende Auseinandersetzung mit der Philosophie des Zen als fundamentaler Grundlage japanischer Lebenspraxis.

Erstmals stellt die Ausstellung junge indische sowie aus Georgien stammende Künstler/innen vor. Mit Gia Edzgveradze und Tamara K.E. sind zwei Generationen präsent, welche einerseits mit dem Hintergrund der Konzeptuellen Kunst und deren Beschäftigung mit der Struktur von Sprache und andererseits dem symbolischen Gehalt einer traditionellen Bildikonographie (bis hin zu religiösen Vorbildern) arbeiten. Dies spiegelt sich dies vor allem in den Werken Edzgveradzes durch die Verwendung von Chiffren sowie der Öffnung des klassischen Tafelbildes. Bei Tamara K.E. steht hinter der Verwendung christlicher Bildwelten (Madonna, Jesus am Kreuz) die zeitgenössische Analyse geschlechtsspezifischer Rollenzuschreibung.

Dieses auf feministische Kulturtheorien der 1970er Jahre zurückgehende Thema, fortgeführt in der universitären Forschung unter dem Begriff der Gender Studies, durchzieht auch weiterhin das aktuelle Kunstgeschehen.

Hier findet sich auch eine Verbindung zu den Neuerwerbungen der Sammlung von zwei indischen Künstlerinnen, Pamela Singh und Shilpa Gupta. Sie zeigen die Ordnung der indischen Gesellschaft als weiterhin hierarisch gegliedert, in welcher die Frauen außerhalb der Familie ihren eigenen Raum erst noch durchzusetzen haben. Hinsichtlich gesellschaftskritischen und politischen Reflexionen setzen ebenso die Werke von Alfredo Jaar, Dmitry Gutov, Uri Tzaig und Guy Tillim wesentliche Akzente. Von Guy Tillim, Preisträger des seit 2000 vergebenen DaimlerChrysler Award for South African Culture, ist eine eindrucksvolle Fotoserie junger Kamajoor Milizionäre zu sehen.

Alfredo Jaar, seit seinem documenta Auftritt 1987 als einer der wichtigsten sozialkritischen Konzeptkünstler bekannt, ist mit einem Mahatma Gandhi gewidmeten Leuchtkasten vertreten. Eine durchaus kritische Grundeinsicht verbindet die Arbeit von Jaar mit derjenigen etwa von Dmitry Gutov: Dass Sprache und Bild heute mehr der Selbsttäuschung, der Verunklärung und bewusster Geschichtsfälschung dienen, als dass sie Medium freiheitlicher Begegnung mit dem eigenen und dem fremden Selbst sein könnten.

Pressetext

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Outside Europe
Daimler Chrysler Contemporary

Stationen:
18.09.05 - 06.11.05 Galerie der Stadt Sindelfingen
09.12.05 - 03.2006 Daimler Chrysler Contemporary

mit Yaacov Agam, Doug Aitken, Shusaku Arakawa und Madeleine Gintz, Karl Benjamin, Ilya Bolotowsky, Stephen Bram, Anthony Caro, Carlos Cruz-Diez, Gene Davis, Gia Edzgveradze, Michelle Grabner, Shilpa Gupta, Dmitry Gutov, Frederick Hammersley, Al Held, Alfredo Jaar, Tamara K.E.,, Takehito Koganezawa, Tadaaki Kuwayama, Alexander Liberman, Yoshii Lida, Satoko Masuda, Almir Mavignier, Are You Meaning Company, Kirsten Mosher, John Nixon, Isamu Noguchi, David Novros, Justin Ponmany, S.H. Raza, Robert Ryman, Peter Schuyff, Yuko Shiraishi, Oli Sihvonen, Pamela Singh, Jesús Rafael Soto, Yuji Takeoka,Guy Tillim, Uri Tzaig, Keito Usami, Michael Zahn