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Petrit Halilaj (geb. 1986) ist ein Künstler, der sich in seinem Werk auf eine biografische und geschichtliche Spurensuche begibt: Bilder der persönlichen Erinnerung werden zitiert und als Quelle für spätere Arbeiten genutzt, indem sie in die heutige Zeit und Realität und damit in einen neuen Kontext und in ein neues ‚Gewand‘, oft in mehrfacher Vergrößerung, übersetzt werden. Halilaj betreibt eine Spurensicherung, die stellvertretend für den Betrachter ist. In vielen seiner Installationen arbeitet er seine durch den Kosovokrieg (1998–1999) geprägte Biografie und Geschichte auf und macht diese zu einem universellen Beispiel für die Suche nach Identität, das Wachhalten von Erinnerung und die Beschäftigung mit dem Begriff Heimat – gerade in der sich beständig wiederholenden Geschichte vom Verlust eben dieser. Seine Präsentationen sind präzise konzipierte Erzählungen, die den Betrachter berühren, ohne nostalgisch oder rührselig zu sein.

«Petrit Halilajs Erzählung über das Verschwinden eines Museums in Zeiten von politischen Umwälzungen ist denkbar traurig und fungiert als Mahnmal für die Zerbrechlichkeit kulturellen Erbes.»
Rein Wolfs

Halilaj verwendet in seinen Arbeiten meist einfache Materialien wie Erde, Stroh, Holz, Beton, Steine oder die Trümmer seines zerstörten Elternhauses. Aber auch aufgespürtes, gesichertes und teilweise überarbeitetes Archivmaterial aus dem nicht mehr existierenden Naturhistorischen Museum in Pristina, Kosovo (1956–2001) – in der Ausstellung neu inszeniert – macht diese permanente Auseinandersetzung mit Erinnerung sichtbar: Das Museum als Speicher der (Natur-)Geschichte eines Landes, seiner Bevölkerung, seiner Kultur und nun zu Gast in einem ‚Museum‘ in Bonn. Petrit Halilaj hat sich mit der wechselvollen Geschichte des Museums, in dessen Gebäude sich heute die Ethnologische Schausammlung befindet, auseinandergesetzt. Er hat im Depot des Kosovo-Museums, Pristina, die naturkundliche Sammlung aufgespürt und beharrlich daran gearbeitet, die teilweise in katastrophalem Zustand befindlichen Stücke zu schützen und aufarbeiten zu lassen. Diese intensive Archivierung von Vergangenheit ist sein großer Verdienst und – nicht nur durch die Ausstellung – auch für die Bundeskunsthalle ein wichtiges Anliegen. „Petrit Halilajs Erzählung über das Verschwinden eines Museums in Zeiten von politischen Umwälzungen ist denkbar traurig und fungiert als Mahnmal für die Zerbrechlichkeit kulturellen Erbes. In der Bundeskunsthalle, die in ihren großen kulturhistorischen Ausstellungen bereits Kunst und Kulturgüter aus allen Kontinenten gezeigt hat, ist diese Thematik von ganz besonderer Bedeutung. Um so wichtiger ist es für mich, unseren Besucherinnen und Besuchern seine subtilen und feinsinnigen Werke in ihrem „temporären Schutzort“ Bundeskunsthalle zeigen zu können“, so Rein Wolfs, der Intendant der Bundeskunsthalle.

Eine Kooperation der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland, Bonn, mit dem Kölnischen Kunstverein, Köln, der vom 17. April bis zum 7. Juni 2015 ebenfalls eine Ausstellung von Petrit Halilaj präsentieren wird.

Ein Katalog erscheint im Verlag der Buchhandlung Walther König, Köln. Hrsg.: Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland, Bonn, Kölnischer Kunstverein, Köln, und Kunst Halle Sankt Gallen