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Im Herbst des Jahres 2006 gilt eine große Ausstellung im Martin-Gropius-Bau dem Schaffen von Rebecca Horn. Damit wird dieser international bekannten Künstlerin, die in Berlin lebt, zum ersten Mal seit 1994 wieder eine umfassende Werkschau gewidmet. Installationen, Zeichnungen, Skulpturen und Filme von 1964 bis heute werden in 20 Räumen im Erdgeschoss des Martin-Gropius-Bau von der Künstlerin in einem sehr persönlichen Parcours präsentiert. Für den Lichthof, das Zentrum des Martin-Gropius-Bau, entwickelt Rebecca Horn eine Installation mit dem Titel „Das Universum in einer Perle“.

Rebecca Horn ist die bedeutende Protagonistin einer Entwicklung, die diesseits und jenseits des Atlantiks in den 1960er Jahren einsetzte und die traditionelle Vorstellungen vom Wesen der bildenden Kunst ad absurdum führte.

Was sich damals in New York, London, Paris, Amsterdam, Mailand oder Düsseldorf in teilweise konträren Formen und Konzeptionen niederschlug und das System von Ausdrucks- und Gestaltungsstrategien revolutionierte, beflügelte auch Rebecca Horn, als sie Ende der 1960er Jahre in einer langwierigen Phase der Rekonvaleszenz begann, neue künstlerische Möglichkeiten auszuloten und für ihre existentiell grundierten Vorstellungen eine genuine Formensprache zu entwickeln. Wie grandios sich ihr Oeuvre entfalten würde, war anfangs noch nicht vorhersehbar.

Nicht erst heute sieht man jedoch die latenten Verbindungen ihrer Arbeiten mit den virulenten Strömungen von Performance, Arte Povera, Fluxus und Conceptual Art, so dass man Rebecca Horn für den europäischen Kontext in einem Atemzug mit Joseph Beuys, Jannis Kounellis und Mario Merz zu nennen hat, während für die amerikanische Szene auf Bruce Nauman und Vito Acconci zu verweisen wäre.

Bei solchen Referenzen geht es nicht um Abhängigkeiten oder gegenseitige Einflussnahmen, sondern lediglich um den Hinweis auf einen Komplex von grundlegenden Vorstellungen, der diese Künstlerinnen und Künstler verbindet. Sie alle nämlich reflektieren auf ästhetisch sehr unterschiedliche Weise die Dialektik von Individuum und Gesellschaft, von Geschichte und Gegenwart, von Materie und Bedeutung, von Zeit und Raum, von Spontaneität und Kontrolle und erteilen damit aller nur formalistisch orientierten Kunst ebenso eine Absage wie den Syndromen des L’art pour l’art.

Die Ausstellung versammelt einen größeren Komplex von frühen Zeichnungen, die in Zusammenhang mit ihren Performances der Jahre 1970 bis 1975 entstanden sind. Neben den entsprechenden Objekten, die von den damaligen Akteuren und teilweise auch von ihr selbst verwandt wurden, machen die Blätter die große Intensität der psycho-physischen Arbeit evident, die in die ästhetische Form der Performances eingegangen ist. Ausgewählte diagrammartige Darstellungen machen weiterhin anschaulich, welcher überlegten Strategie die Künstlerin folgte, als die Maschinen und Aggregate, die in ihrem ersten großen Film Eintänzer (1978) eine wichtige Rolle spielen, in den Kontext von Ausstellungen gelangten und dort ein Eigenleben gewannen. Es erschien überdies sinnvoll, einzelne Zeichen- und Malmaschinen in das Vorhaben zu integrieren, wie auch einige weitere Installationen, die in diesem Kontext von Bedeutung sind.

Die Basis der Ausstellung bildet die Ausstellung „Bodylandscapes“, die Ende letzten Jahres in der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen (K20) zu sehen war und die für Berlin um viele neue Werkkomplexe erheblich erweitert wird.

„Zu zeichnen war für mich immer von größter Bedeutung“, sagte Rebecca Horn vor einigen Jahren in einem Interview. Dass mag überraschen, denn renommiert ist die Künstlerin vor allem dadurch, dass sich ihr Schaffen auf ganz unterschiedliche Medien gründet. So ist sie seit Anfang der 70er Jahre des letzten Jahrhunderts mit Performances, Objekten, Installationen, Videos und Filmen hervorgetreten, wobei es ihr bald gelang, sich auch international durchzusetzen. Fotos, Collagen, Druckgraphiken und Zeichnungen kamen zwar hinzu, wurden indessen weniger aufmerksam wahrgenommen. Etliche Bücher mit ihren Aphorismen, kleinen Geschichten und Gedichten erlaubten bei aller prononcierten Eigenständigkeit der literarischen Form immer wieder auch erhellende Blicke auf Beispiele ihres Schaffens in den anderen Gattungen.

Die Ausstellung wird vom 5. Oktober 2006 bis 15. Januar 2007 im Erdgeschoss und im Lichthof des Martin-Gropius-Baus zu sehen sein. Weitere bisherige Stationen waren London und Lissabon. Im Vergleich zu diesen früheren Stationen wird die Ausstellung in Berlin entscheidend vergrößert. Auch der Katalog wird neu konzipiert, ergänzt und erweitert.

Biographie Seit dem Beginn der 70er Jahre hat die im Odenwald geborene Künstlerin Rebecca Horn ein Werk geschaffen, das sich zu einem immer weiter anwachsenden Strom aus Performances, Filmen, skulpturalen Raum-Installationen, Zeichnungen und Fotoübermalungen zusammenfügt. Die Unverwechselbarkeit dieser Bildwelt besteht in der höchst präzisen physischen und technischen Funktionalität, mit der die Künstlerin ihre Skulpturen und deren Bewegungsabläufe in Räumen in Szene setzt.

In den ersten Performances, den Körper-Extensionen, lotet sie das Gleichgewicht zwischen Mensch und Raum aus. In den späteren Raumkompositionen ersetzt sie den menschlichen Körper durch minimalistisch agierende, kinetische Skulpturen. Gänzlich immateriell spannen ihre neuen Arbeiten das Energiefeld eines Raumes durch Spiegelreflexe, Licht und Musik auf.

Rebecca Horns Arbeiten waren in Einzelausstellungen in führenden internationalen Institutionen zu sehen: M.O.C.A. Los Angeles (1990), Guggenheim Museum New York (1993), Nationalgalerie Berlin (1994), The Serpentine Gallery London (1994), Tate Gallery London (1994) Carré d’Art, Nimes (2000) K20 in Düsseldorf (2005).

Für ihr Werk erhielt sie zahlreiche Würdigungen und Preise darunter den documenta-Preis (1986), den Carnegie Prize für The Hydra Forest, Performing Oscar Wilde (1988) und den Kaiserring der Stadt Goslar (1992). Rebecca Horn lebt in Berlin und Paris. Sie unterrichtet als Professorin an der Universität der Künste Berlin.

Katalog Zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit 151 Farb- und 54 s/w-Abbildungen, 320 Seiten.

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Rebecca Horn - Bodylandscapes
Zeichnungen, Installationen und Objekte 1964-2004
Kurator: Armin Zweite
Veranstalter: Berliner Festspiele

Stationen:
02.10.04 - 09.01.05 Kunstsammlung Nordrhein Westfalen
03.02.05 - 26.04.05 Centro Cultural de Belém, Lissabon
26.05.05 - 11.09.05 Hayward Gallery, London
05.10.06 - 15.01.07 Martin Gropius Bau, Berlin