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Vernissage: Donnerstag, 10. September 2015, ab 18h

In ihrer dritten Einzelausstellung arbeitet Sabine Groschup wie gewohnt raumbezogen und unter Einsatz verschiedenen Medien: Textilobjekte, Digitalfotografie, Zeichnung, Video und Klang.

Raumfüllend sind drei Textilobjekte aus der inzwischen auf sieben Arbeiten angewachsenen Serie sogenannter Sweet Ladies installiert. Die Künstlerin interpretiert in den erstmals gezeigten neuen Stoffarbeiten ihre Sweet Lady of Darkness von 2009, die einen kleinen Videomonitor beinhalten, und erweitert sie um das Medium Klang. In die in kräftigen Farben – rot, grün, orange – umgesetzten, aktuellen Stücke appliziert sie dafür eine Vielzahl kleiner Glöckchen, Münzen und Schellen.

Die bodenlangen Kapuzenmäntel haben alle den Schnitt einer mittelalterlichen Kutte, die in Horrorfilmen gerne als Gewand für den Tod steht. Die Arbeit will jedoch nicht werten sondern Assoziationen hervorrufen.

Die Kutte, die heute als Bürgermantel, Mönchsgewand oder eben als Erscheinungsbild des Todes assoziiert wird, wird von Sabine Groschup generell sinnentfremdet. Interpretationen sind in verschiedene Richtungen möglich. So sind andere Gewänder aus der Serie eine explizite Auseinandersetzung mit dem Frauenbild und dem Schönheitsideal in den 1950er und 1960er Jahren, wenn die Kutten mit Filmausschnitten von Doris Day und Barbra Streisand kombiniert werden.

Sabine Groschup beschreibt die Mäntel als weibliches Kleidungsstück, das ihr real wie auch sinnbildlich als Projektionsfläche dient. Zudem stellt die Künstlerin durch die Art der verwendeten Stoffe, und eben aktuell durch die Applikation von klingenden Materialien, neue Sinnzusammenhänge her. Im Mittelalter aus grobem Leinen genäht, wird bei ihr so ein traditioneller japanischer Kimonostoff in den europäischen Kleidungsraum übertragen, ein transluzenter indischer Stoff fließt als durchscheinender Umhang über einen flimmernden Bildschirm mit Hollywoodikonen, oder die einem Priestergewand anmutende Kutte wird mit güldenen Metallmünzen eines typischen Bauchtanztuches versehen.

Die Präsentation der neuen, klingenden Sweet Ladies wird von Schwarzweißfotografien aus der Serie These Foggy Days und von Zeichnungen, auf die sehr klein ein Video eines menschlichen Schattens projiziert wird, begleitet. Die die farbigen Kutten umrahmenden Sujets dienen als poetische Stimmungsbilder und zeigen unbestimmte Landschaften im Nebel. Eine gefundene Messingglocke, wie sie in der Kirche beim Einzug des Priesters geläutet wird, rundet die Soloschau ab.

Zur Ausstellung erscheint ein Künstlerbuch mit einem Textbeitrag von Hartwig Knack.