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Die Videoarbeiten Honey (mi) und Lock Again des chinesischen Künstlers Yang Fudong zeigen eine neue filmische Ästhetik, die einerseits mit der Tradition der progressiven Filmproduktion des Shanghai der 1930er Jahre verbunden ist und andererseits auf Fragestellungen der heutigen chinesischen Gesellschaft aufmerksam macht, die zwischen alten und neuen Geschlechterbildern, Konsum und Kommunismus, Stadt und Land sowie Zensur und Freiheitsträumen steht.

Der Betrachter des Films Honey (mi) wird gleich in der ersten Einstellung mit Frauenbeinen in Netzstrümpfen konfrontiert, die eine erotisch aufgeladene Stimmung provozieren. Eine zurechtgemachte Frau verharrt rauchend auf einem rotem Sofa, ähnlich wie die namenlose Prostituierte im chinesischem Film The Goddess, 1934, im langem Kleid auf einem Bürgersteig des nächtlichen Shanghai auf Kunden wartet. Die Frau in Honey (mi) scheint dem Bild einer klassischen Geschlechterrolle zu unterliegen, die in Kontrast zu den sich mit ihr im Raum aufhaltenden Männern in maoistischer Einheitsuniform steht. Auch sie trägt Jacke und Mütze einer Uniform, kombiniert jedoch mit einem westlich orientierten Kleidungsstil. Fudong transformiert hier die Ästhetik der Stummfilme aus den Anfängen des chinesischen Kinos in eine Welt der bunten Bilder. Ähnlich wie in den Stummfilmen verzichtet er auf verbale Kommunikation der Figuren, sie scheinen aber dennoch narrativ miteinander verstrickt zu sein. Die so entstandenen Handlungslücken lassen Raum für Vermutungen und Assoziationen. Die beobachtende Kameraperspektive von oben und die spannungsgeladene Musik lassen an Agententhriller denken. Zusammen mit der Ausleuchtung der einzelnen Szenen und den Bildern, die offensichtlich klassischen Sujets der Filmgeschichte entnommen sind (z.B. Verfolgungsjagd, Glücksspiel hinter verschlossenen Türen), werden so konstruierte Strukturen der Filmindustrie enttarnt.

Auch in Lock Again begegnen dem Betrachter zwei Männer in weißen Polizeiuniformen, die in einigen Szenen mit Handschellen aneinandergefesselt sind. Erschöpft keuchend sitzen sie blutverschmiert auf dem Boden. Sie wirken wie auf der Flucht, am Ende scheinen sie zu entkommen: Zusammen mit einer Dame in einem rosafarbenen Kleid rudern sie auf einem Boot der Freiheit entgegen. Doch die letzte Szene des Films holt das Boot in den Innenraum eines Hallenbades zurück – das Boot ist leer, die Frau ist weg, die Männer stehen bis zur Brust im Wasser, der Traum ist ausgeträumt, das Blut als Kunstblut entlarvt.

Yang Fudong (geboren 1971 in Beijing, lebt und arbeitet in Shanghai, China) Ausbildung an der China Academy of Fine Arts, Hangzhou Ausstellungen und Projekte, Auswahl: 2010 Zusammenarbeit mit Isaac Julien an dessen Videoinstallation Ten Thousand Waves; 2010 Kurzfilm First Spring für die Prada Männerkollektion Frühjahr/Sommer; 2007 Beitrag auf der 52. Venedig Biennale; 2002 Seven Intellectuals in a Bamboo Forest, Documenta11 Kassel.

Die Filme werden parallel zur Ausstellung Mona Hatoum gezeigt. Sie werden während der Öffnungszeiten ab Einbruch der Dunkelheit auf die Außenfassade des Museumsgebäudes projiziert

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Screening
Yang Fudong